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Vorbereitung und Gestaltung der Jagdhundeausbildung - erfahren Sie mehr

23/11/2017
jaeger-werden
Vorbereitung und Gestaltung der Jagdhundeausbildung - erfahren Sie mehr

Jagdhundeausbildung, für den Ausbildungsleiter beginnt die Arbeit einige Tage vor dem Training, indem er sich gewissenhaft darauf vorbereitet. Vorbereiten heißt planen (Möglichkeiten in Betracht ziehen), entscheiden (welche dieser Möglichkeiten im Training durchgespielt werden) und gewisse Dinge anordnen. Dabei hilft folgendes Schema:
- Wer ... leitet die Ausbildung
... hilft dabei (Spurenläufer, Piqueur etc.)
... kommt als Teilnehmer (welche Gruppe etc.)
- Was ... soll trainiert werden
- Wie ... verläuft die Ausbildung (Reihenfolge, etc.)
- Wann ... findet das Training statt
... werden Pausen eingeschaltet ... ist die Übung beendet
- Wo ... wird trainiert (ist der Platz frei und geeignet?)
... versäubern die Teilnehmer ihre Hunde
... werden die Hunde untergebracht oder angebunden
- Womit ... wird gearbeitet (ist das Material bereitgestellt?)

Findet das Training immer am gleichen Ort nach einem vorgegebenen Übungsprogramm statt und kommen immer dieselben Leute, sind viele der aufgezählten Punkte natürlich eine Routinesache, welche man sich nicht mehr bewusst überlegt. Trotzdem lohnt es sich, gewisse Fragen neu zu überdenken. Man könnte auch einmal den Trainingsplatz wechseln, Ablenkungen, Abwechslungen und Schwierigkeiten einbauen. Zuviel Routine kann auch langweilig werden ...

Ein Training kann auf ganz verschiedene Arten gestaltet werden. Der Ablauf hängt von der Größe der Gruppen, den Zielen der Teilnehmern und der Persönlichkeit des Ausbildungsleiters ab. Es führen auch in der Ausbildung verschiedene Wege nach Rom. Vom Gelingen des Trainings hängt es aber ab, ob wir die gesteckten Ziele rasch erreichen und ein gutes Klima auf dem Übungsplatz herrscht. Merken wir uns deshalb für den Übungsverlauf folgende Punkte:

Übungsbeginn
Er erfolgt nach dem Merkwort „BOA":
- Begrüßen
- Orientieren
- Arbeiten beginnen

Bevor der Übungsleiter den vorbereiteten Übungsablauf anordnet, muss er seine Teilnehmer richtig begrüßen und über die vorgesehenen Arbeiten orientieren. Er muss den anderen mitteilen, was er zu tun gedenkt. Dadurch sind seine Schüler im Bild und haben die Sicherheit des Wissens, das sie zum Mitmachen und Mitdenken motiviert. Die ausreichende Orientierung darf deshalb nie vergessen werden.
Leiten und Führen
Gelernt wird nach dem Motto „KKK":
- Kommandieren (Anordnen)
- Kontrollieren
- Korrigieren

Alles, was der Übungsleiter seine Jagdhundeführer zu tun heißt, soll er selbst oder ein Kamerad kontrollieren (überprüfen) und nachher korrigieren, das heißt den Teilnehmer auf Fehler aufmerksam machen und mit ihm Korrekturmaßnahmen besprechen. Dabei muss der Übungsleiter immer den Überblick über den ganzen Trainingsbetrieb behalten. Er muss und soll nicht alles alleine überwachen, sondern so viel als möglich und sinnvoll delegieren.

Anordnen
Jede Anordnung des Übungsleiters erfolgt erst, nachdem er sich folgendes überlegt hat: Wer macht was, wann, wo, womit und was danach? Zum Beispiel: Die Jagdhundeführer der Klasse Sch (wer) legen Eigenfährten (macht was), und zwar auf der Allmend (wo) nach dem Gesamtgehorsam (wann) mit fremden Gegenständen (womit). Nachher kommen sie zur Klubhütte zurück und führen zuerst Sprünge und das Ablegen frei durch (was danach), bevor sie die Fährten ausarbeiten. Das Fehlen eines einzigen Elementes dieser Auftraggebung kann zu Unsicherheiten beim Übungsteilnehmer führen, weil dieser nicht weiß, was der Übungsleiter von ihm will.

Übungsaufbau
Der Übungsaufbau soll stufengerecht erfolgen, das heißt angepasst an den Ausbildungsstand, in welchen sich jeder einzelne Teilnehmer mit seinem Jagdhund befindet. Der Ablauf darf nur selten PO-gemäß sein, weil die Prüfungsordnung keine Ausbildungsanleitung ist. Lieber nur einen Teil des Prüfungsprogramms, dafür aber richtig und mit Lernerfolgen durcharbeiten. Anregungen seitens der Übungsteilnehmer sollen wenn möglich beachtet und sinnvoll ins Programm aufgenommen werden.

Gesamtgehorsam
Der Gesamtgehorsam dient der Sammlung und Reaktionsschulung der Jagdhundeführer und dem Aneinander gewöhnen der Jagdhunde. Er soll kurz und abwechslungsreich, nicht stundenlang und langweilig sein. Das Kommandieren eines größeren Verbandes setzt beim Übungsleiter Führungserfahrung voraus. Vielfalt und Ideenreichtum kennzeichnen den guten Gesamtgehorsam. Neben- und Durcheinandergehen sowie Schlangenlinien-Laufen lehrt die Führer, ihre Tiere unter Kontrolle zu halten. Im gut kommandierten Gesamtgehorsam kann der Jagdhund auch lernen, nur auf seinen Führer zu hören, indem wir jeden zweiten Jagdhund gleichzeitig eine andere Arbeit ausführen lassen. Beispielsweise kann Team 1, 3, 5 usw. in Platzstellung, Team 2, 4, 6 usw. in Sitzstellung befohlen werden. Auf Kommando des Übungsleiters wechseln die Teams gleichzeitig ihre Stellungen und gewöhnen sich so daran, nicht auf die Hörzeichen der Nebenstehenden zu reagieren. Muss sich nämlich der Jagdhund 2 jetzt in die Sitzstellung begeben, kommandieren die Jagdhundeführer 1 und 3 ihren Jagdhunden „Platz".

Besprechung der Arbeiten
Die durchgeführten Arbeiten sollten immer am Ende oder in einer kurzen Pause, nicht während der Ausführung besprochen werden, sonst konzentriert sich der Jagdhundeführer nicht mehr richtig. Der Übungsleiter greift nur ein, wenn ein grober, schädlicher Fehler passiert oder eine spontane Korrektur wirklich angebracht ist. Ein Palaver während der Arbeit schadet jedenfalls mehr als es nützt. Zur richtigen Leistungsbeurteilung und Besprechung von Korrekturmaßnahmen siehe Kapitel „Leistungsbeurteilung und Korrekturmaßnahmen".

Beendigung der Übung
Jede gute Übung soll auch sinnvoll beendet werden. Es ist beschämend, wenn einzelne Teilnehmer, nachdem sie etwas profitiert haben, in die Klubhütte oder ins Restaurant „abschleichen". Von begründeten Ausnahmen abgesehen, soll jeder Teilnehmer bis zum Schluss der Übung auf dem Übungsplatz anwesend sein. Es gibt immer etwas zu helfen und beim Beobachten der Kameraden kann jeder etwas lernen. Ich pflege eine Übung oft mit einer kurzen gemeinsamen Arbeit, einem kleinen Gesamtgehorsam oder dem Ablegen frei, zu beenden. Dann sind alle Übungsbesucher beisammen und können Anregungen und Kritik offen anbringen, wozu sie in der Schlussbesprechung aufgefordert werden. Natürlich kann diese Aussprache auch beim Kaffee stattfinden; fehlen sollte sie aber nie!

Rollenverteilung
Ein Übungsleiter bildet nicht primär Jagdhunde aus; er muss vielmehr die Übungsteilnehmer - die Menschen - anleiten, wie sie ihre Jagdhunde ausbilden sollen. Er führt und lehrt also in erster Linie Menschen.

Deshalb sind die Voraussetzungen für einen Übungsleiter nicht dieselben wie für Jagdhundeführer. Das folgende Schema verdeutlicht den Standort des Übungsleiters und die Rollenverteilung bei der Instruktion.

Vorbereitung und Gestaltung der Jagdhundeausbildung 19

Die Ausbildungsmethodik ist bei der Instruktion von enormer Bedeutung. Dazu gehören Kenntnisse des psychologischen Hintergrunds und guter Ausbildungsmethoden. Um die richtige Wahl seiner Methode zu treffen, muss der Ausbilder Mensch und Tier, vor allem aber Bedürfnisse und Motive des Menschen, der Lernenden, kennen.

Psychologischer Hintergrund
Der Mensch wird - so lehren uns die Psychologen - zu rund 80% emotional, das heißt durch Gefühle und nur zu einem kleinen Anteil durch rationales, wohlüberlegtes Verhalten gesteuert. In der Ausbildung haben wir dies zu beachten und müssen auf die Gefühle und wesentlichsten emotionalen Bedürfnisse bzw. Motive der Lernenden eingehen und diese richtig ansprechen können. Als Grundlage dazu müssen wir aber vorerst die folgenden primären Motive (Grundbedürfnisse), welche in jedem von uns stecken, kennen.

Streben nach Sicherheit
Unsicherheit führt zu Überforderung sowie Angst, welche über Aggression oder Flucht abgebaut wird. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als wenn man nicht weiß, woran man ist. In solch unsicheren Situationen tauchen bald Ärger und Angst auf. Ein guter Instruktor wird deshalb den Lernenden immer Sicherheit vermitteln. Als wichtigste Maßnahme dazu ist das Verstärkungsprinzip anzuwenden, das heißt primär ist ein richtiges Verhalten zu bestätigen. Bei jeder Beurteilung erwähnen wir deshalb immer zuerst das Gute.

Bequemlichkeit und Gewohnheit
Auch wir Menschen sind „Gewohnheitstiere". Nehmen wir beim Mittagstisch nur einmal den gewohnten Platz unseres menschlichen Partners ein und beobachten seine komische Reaktion. Oder ziehen wir einmal unsere Armbanduhr ans „falsche" Handgelenk an und kontrollieren, wie oft wir aus lauter Gewohnheit nun dasjenige Handgelenk vor unsere Augen halten, wo die Uhr sonst immer sitzt. Wir richten uns also gerne bequem nach dem gewohnten Lauf der Dinge. Wenn nun beim Training eine Gewohnheit unterbrochen werden soll, müssen wir deshalb unsere Schüler darauf vorbereiten und ihnen den Grund dafür erklären. Information, Geduld und Vertrauen müssen hier angewendet werden.

Streben nach Erfolg und Vorteil
Jeder von uns möchte „jemand sein" und seinen „Platz an der Sonne" haben. Gewinnen wir doch den Übungsteilnehmer für uns, indem wir ihn im Training zum Erfolg führen! Lassen wir uns nicht von Vorurteilen irreführen, sondern versuchen in jedem Menschen auch das Gute zu sehen! Auch wir selbst sind doch hie und da sehr gerne die „Größten". Manche menschliche Leistung (wahrscheinlich auch das Schreiben dieses Handbuchs) wäre unterblieben, wenn das nicht so wäre. Ein Ausbilder, der dies erkennt, kritisiert nie die Person, sondern immer den zu beurteilenden Sachverhalt, denn ein gewisses Prestigedenken steckt in jedem Menschen.

Streben nach Kontakt und Zuneigung
Ein Übungsteilnehmer, der merkt, dass ihn sein Ausbilder als Mitmensch achtet und schätzt, wird rasche und große Lernfortschritte machen, weil er sich wohlfühlt. Deshalb sollte es der Übungsleiter nicht verpassen, seine Kameraden für gutes Verhalten zu loben und ihnen damit die nötigen „Streicheleinheiten" zukommen zu lassen. Wir lachen gerne über solche Ratschläge. Aber versuchen wir uns zu erinnern: Waren dies nicht die schönsten Momente, als ein Kamerad spontan zu uns kam und sagte: „Das habt ihr aber gut gemacht"? Hat uns dies nicht „aufgestellt"?

Geschickt ausbilden
heißt also, den Übungsteilnehmer unter Beachtung des nun bekannten psychologischen Hintergrundes zum Lernerfolg zu bringen. Dazu muss sich der Instruktor in die Lage des Lernenden versetzen und seine Absichten erkennen können. Manchmal meint der Teilnehmer
etwas ganz anderes, als er wörtlich sagt. Solche kodierte Meldungen müssen der Übungsleiter verstehen lernen. Dazu verhelfen ihm oft gute Fragen, wie beispielsweise: „Warum sagst du dies?" oder „Weshalb tust du dies?". Oft streiten sich zwei Menschen grundlos, weil sie dasselbe mit unterschiedlichen Worten ausdrücken und sich so nicht verstehen. Eine einzige Sache kann man oft verschieden ansehen und für ein einziges Problem bestehen vielfach zwei oder mehr richtige Lösungen. Das folgende berühmte Bild aus der Gestaltpsychologie zeigt, je nach Betrachtungsweise, eine junge und gleichzeitig eine alte Frau. Geschickt ausbilden heißt immer auch, verschiedene Ansichten und Betrachtungsweisen zu berücksichtigen.

Leistungsbeurteilung und Korrekturmaßnahmen
Manche Übungsleiter beschäftigen nur die Jagdhundeführer und kümmern sich dann nicht weiter um die Arbeiten. Dies erfasst aber nur einen kleinen Teil der eigentlichen Aufgabe und führt zu keinem Lernerfolg. Der gute Ausbilder beurteilt jeden Ausbildungsvorgang und bespricht anschließend mit dem Team die erforderlichen Korrekturmaßnahmen. Dabei gelten folgende Regeln:
- Der Lernende soll sich nach Möglichkeit zuerst selbst beurteilen, vorhandene Fehler erkennen und somit mitdenken
- Zuerst sind die positiven Punkte hervorzuheben und gute Leistungen zu loben (Verstärkungsprinzip)
- Hauptfehler herausstreichen und mögliche Korrekturmaßnahmen gemeinsam besprechen
- Ursachen der Fehler ausfindig machen; vielleicht wurde der Ausbilder nicht richtig verstanden oder er hat selbst auch Fehler gemacht (sofern dies so ist, gesteht er diese ehrlich und vertrauensvoll ein)
- Den Sachverhalt und nicht die Person kritisieren!
- Heikle Punkte unter vier Augen und nicht vor allen besprechen, um den Lernenden nicht bloßzustellen
- Auf Argumente und Fragen des Lernenden eingehen und ein echtes Gespräch führen.

Theorie und Praxis
Grau ist alle Theorie - in der Praxis sieht es dann oft ganz anders aus. Dies ist uns allen klar. Ausbildungsanleitungen dürfen nie stur auf jeden Sachverhalt angewendet werden. Die gute Lösung liegt in der Verbindung von Theorie und Praxis. Sowohl der reine Theoretiker wie der eingeschworene Praktiker werden schließlich versagen. Vor Ort hängt es stark von der Persönlichkeit des Ausbilders und der Mentalität der Teilnehmer ab, was wirklich herausschaut. Ich bin aber klar der Meinung, dass einige Schulungsgrundsätze das Klima und die Ausbildung auch in der Jagdhunde(führer)ausbildung entschieden verbessern können und daher nicht einfach mit dummen Sprüchen abgetan werden sollten.

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