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Rotpunkt- und Leuchtpunktvisiere, Eisenvisier im Test – Teil 2

18/07/2017
jaeger-werden
Rotpunkt- und Leuchtpunktvisiere, Eisenvisier im Test – Teil 2

Rotpunktvisiere, Vor- und Nachteile
Beim offenen Visier sind Kimme, Korn und Ziel in drei fokalen Ebenen in Übereinstimmung zu bringen. Das menschliche Auge ist nicht in der Lage, alle drei Punkte in unterschiedlichen Entfernungen scharf zu sehen. In der Regel sollte man das Korn am schärfsten sehen. Das offene Visier ermöglicht guten Überblick. Man kann das Wild gut aufnehmen, auch wenn der untere Teil verdeckt ist. Man kann auch einigermaßen gut Vorhalten. Eines ist aber gewiss, die Beherrschung des flüchtigen Schießens mit offener Visierung erfordert viel Training und Übung, vor allem, wenn man die 25-Meter-Entfernung überschreitet. Egal, welche Art von offener Visierung man benutzt, man muss sich daran gewöhnen. Ihre Eigenarten sollte man kennen. Ferner sind die wenigsten Schäfte an Büchsen für den Schuss über offene Visierung geeignet. Man verrenkt also den Kopf.

Der Anschlag geht nicht flüssig vonstatten, und oft ergibt sich beim schnellen In-Anschlag-Gehen kein korrektes Visierbild. Meist sind daran die für den Schuss übers Zielfernrohr ausgelegten Schäfte schuld. Ferner muss eine offene Visierung vom Schützen korrekt mit der bei der Jagd verwendeten Laborierung eingeschossen werden. Bei sehr vielen Waffen sind ab Fabrik die offenen Visiere mangelhaft justiert. Ein weiterer Nachteil ist die ständige Augenakkommodation. Das strengt an. Das Auge versucht sich beim In-Anschlag-Gehen auf die Visierung einzustellen.

Vor allem bei älteren Schützen dauert das zu lange, und die Tiefenschärfe ist ungenügend. Ältere Jäger (so ab die 50) haben in aller Regel Probleme mit dem offenen Visier. Je schlechter das Licht ist, desto schwerer wird ein präzises Schießen mit dem Eisenvisier. Für das offene Visier sprechen seine Robustheit und die stetige Einsatzbereitschaft. Das Eisenvisier ist batterieunabhängig sowie bei jedem Wetter einsatzbereit. Man kann es bei Saharatemperaturen genauso benutzen wie im eiskalten Winter, auch angefroren ist es einsatzfähig.

Rotpunkt- und Leuchtpunktvisiere, Eisenvisier im Test42

Das Aimpoint ist batterieabhängig. Zwar ermöglicht ein Batteriecontainer mit Ersatzbatterie schnellen Wechsel, doch ohne Energie gibt es keinen Rotpunkt. Ansonsten gibt es zahlreiche Vorteile für die Praxis. Das Aimpoint ist leicht und kompakt. Es kann schnellstens gegen ein Zielfernrohr ausgetauscht werden. In der Praxis erwies es sich als äußerst robust und widerstandsfähig. Es ist wasserdicht und äußerst schussfest. Man schießt mit beiden offenen Augen. Etliche Schützen müssen sich daran erst gewöhnen. Nur wenn beide Augen offen sind, hat man ein großes Sehfeld mit viel Übersicht. Man sieht praktisch soviel wie mit bloßem Auge.

Das Sehfeld des Aimpoints selbst ist recht gering. Beim Schuss spielt das keinerlei Rolle, da es wirklich nur dazu dient, den roten Punkt ins Ziel zu bringen. Ziel und Rotpunkt liegen in einer fokalen Ebene und sind gleich scharf. Beim Aimpoint ist der Augenabstand zweitrangig. Man kann es ohne Praxiseinbußen durchaus weiter weg vom Auge montieren. Ferner ist es auch egal, ob man korrekt anschlägt oder schief einblickt. Vor Rückstoß und blauen Augen braucht man da bei schnellen Anschlägen keine Angst haben.

Mit dem Aimpoint ist man ungewöhnlich schnell. Die Schnelligkeit bis zum Schuss wird weder mit offener Visierung noch mit dem Varipoint erreicht. Man kann auch bestens damit Vorhalten. Natürlich braucht man nur Ziel und Rotpunkt (eine fokale Ebene) in Übereinstimmung zu bringen.

Die helle, kontrastreiche und scharfe Optik verhilft dazu, dass man das Wild sehr gut erkennt.
Ich habe mit einer Blaser R93 mit Aimpoint mein „schnellstes" Wild erlegt. Bei dem von Hunden verfolgten Damkalb habe ich auf rund 50 Meter weit vor dem Wildkörper den Rotpunkt mitfahren lassen, ehe ich abdrückte. Das Stück verschwand nach dem Schuss in einer Dickung, ohne zu zeichnen. Es lag nach rund 30 Metern Flucht mit bestem Blattschuss.

Umgeklapptes Dämmerungskorn
Umgeklapptes Dämmerungskorn43

Das Drückjagd-Zielfernrohr ist eine Kombination aus „Aimpoint" und Zielfernrohr. Bei niedrigster Vergrößerung kann man ebenfalls beide Augen offen halten und hat so den größtmöglichen Überblick. Die Optik ist exzellent. Man kann sie auch in der Dämmerung nutzen. Da der Punkt ohne Beleuchtung schwarz erscheint, ist man batterieunabhängig. Bei Ausfallen der Energie muss die Jagd nicht abgebrochen werden.

Beim Zielfernrohr muss man schon korrekt in Anschlag gehen, schon wegen des Augenabstandes und Rückstoßes. Das große Sehfeld von 36 Metern erwies sich in der Praxis als voll ausreichend. Mit dem Zielfernrohr ist man geringfügig langsamer als mit dem Aimpoint, jedoch bietet es die Vorteile von bester Bildqualität, Robustheit und Wasserdichtheit. Dank hohem Kontrast und gestochener Schärfe nimmt man das Wild bestens wahr. Angenehm auch der Dioptrienausgleich, der eine Schärfejustierung erlaubt.

Dachkantförmige Drückjagdkimme mit Fiberglasstab
Dachkantförmige Drückjagdkimme mit Fiberglasstab44

Korn mit „leuchtendem" Fiberglasstab (bruchempfindlich)
Korn mit „leuchtendem" Fiberglasstab (bruchempfindlich)45

Klappe mit Schmetterlingskimme
Klappe mit Schmetterlingskimme46

Als Fazit kann man sagen, dass das flüchtige Schießen mit der offenen Visierung am schwersten ist. Die meisten Jäger kommen damit oft nur bis zur 25- Meter-Marke gut zurecht. Bei extremen Einsatzbedingungen hat sie dank ihrer Einfachheit und Unverwüstbarkeit Vorteile. Das gilt besonders bei starkem Regen oder Schnee.

Aimpoint und Zielfernrohr eignen sich exzellent für den flüchtigen Schuss. Dabei ist das Zielfernrohr universeller einsetzbar, da es auch stärker vergrößert. Es kann für weite Schüsse oder in der Dämmerung noch gut eingesetzt werden. Das Aimpoint ist eine hochspezialisierte Visiereinrichtung für äußerst schnelle Schüsse sowie für schnell flüchtendes Wild. Bei sehr schnell flüchtendem Wild ziehe ich es jeder anderen Visiereinrichtung vor. Man kann aber auch gezielte Schüsse vom Ansitz aus oder bei der Pirsch vornehmen. Es ist jedoch eher für kurze Entfernungen bis rund 100 Meter gedacht und geeignet. Wofür sich der Jäger entscheidet, ist sicherlich individuell. Doch sollte er sich vor der Drückjagd mit seiner Visierung auf dem Schießstand auseinandersetzen und üben.

Vor- und Nachteile

Vor- und Nachteile
Offene Visierung (Drückjagdvisier) Rotpunkt Drückjagd-Zielfernrohr
Vorteile Vorteile Vorteile
extrem robust große Übersicht Absehen und Ziel eine fokale Ebene
energieunabhängig eine fokale Ebene nur Leuchtpunkt (Absehen) und Ziel sind
bei allen Wetterbedingungen einsatzfähig nur Punkt und Ziel sind in Übereinstimmung zu bringen
große Übersicht in Übereinstimmung zu bringen energieunabhängig einsetzbar
schnelles Schießen möglich kann im großen Augenabstand großes Sehfeld
(bei passendem Schaft) montiert werden variable Vergrößerung
auch bei nicht korrektem Anschlag universell auch in der Dämmerung
und Schiefeinblick problemloses verwendbar, exzellente Optik mit sehr
Schießen möglich hohem Kontrast und hoher
gute, nicht vergrößernde Optik mit Abbildungsschärfe
hoher Schärfe und gutem Kontrast einfaches Einschießen
bestens erkennbarer Punkt bei allen auch für weitere Entfernungen und kleinere
Lichtverhältnissen Ziele gut verwendbar
einfaches Einschießen möglich robust und schussfest
geringes Gewicht noch kompakt
kompakt schnelles Schießen möglich
sehr schnelles Schießen möglich sehr gut für flüchtiges Wild geeignet
ideal für schnelles Wild robust und schussfest Dioptrienausgleich
Nachteile Nachteile Nachteile
schweres Zielen durch Üben energieabhängig nicht so robust und wetterunabhängig
Einbringen von Kimme, Korn und Ziel nicht für weite Punktschüsse wie offene Visierung
in drei fokale Ebenen geeignet etwas langsamer als Aimpoint
wenig geeignet bei schlechtem Licht keine Vergrößerung (nicht universell korrekter Anschlag (Augenabstand)
schwere, umständliche Justierung als Zieloptik einsetzbar) Erforderlich
bei Laborierungswechsel nicht so robust und wetterunab­ auf Sehfeld des Zielfernrohrs beschränkte
Erschwernis beim Mitfahren bei hängig wie offene Visierung (siehe auch Text hierzu)
flüchtendem Wild, dies stets korrekt nur in der frühen Dämmerung Vergrößerung erschwert Entfernungs­
im Visier zu behalten noch verwendbar schätzung, insbesondere bei flüchtendem
unterer Teil des Wildes wird verdeckt Problematisch für präzise, weite Schüsse bei älteren Jägern spielen oft Augen­akkommodation und Tiefenschärfe nicht mehr mit kein Dioptrienausgleich Wild
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