Vogeljagd in Deutschland - Trends und Jagdpraktiken Die Jagd auf Vogelwild in Deutschland hat eine lange Tradition und erfreut sich […]
Aktionsraum Äsungsansprüche Alter und Zahnaufbau - Familie Hirsche Rotwild
Aktionsraum Äsungsansprüche Alter und Zahnaufbau - Familie Hirsche Rotwild
• Wie groß ist der Aktionsraum des Rotwildes?
Bei ungestörtem weiblichen Wild ist dieser ganzjährig in Waldrevieren überraschend klein. 50 bis 100 ha geben einen Anhalt. Beim Hirsch dagegen ist der Lebensraum deutlich größer (200 - 400 ha), teilweise auch deutlich mehr, wobei die Brunft eine wesentliche Rolle spielt.
• Ist eine soziale Rangordnung in einer Rudelgemeinschaft gegeben?
Sie ist zumeist ausgeprägt. Die Rangordnung im Kahlwildrudel ist bedingt durch Alter. Körpergröße und Erfahrung. Beim Hirschrudel spielen sicher auch Geweihgröße sowie Kampfbereitschaft und Erfahrung eine Rolle. Eine rein lineare Rangordnung ist nur in kleinen Lebensgemeinschaften klar erkennbar. Ausgeprägt ist dabei ein ausgesprochen verträgliches Verhalten des Rotwildes untereinander. So tolerieren sich zwei verschiedene Rotwildrudel durchaus bei Begegnungen auf einer Äsungsfläche.
• Wer führt die Rudel an?
Beim Kahlwildrudel, das aus Familieneinheiten gebildet wird, in dem aber auch Hirsche vom zweiten und dritten Lebensjahr Vorkommen können, ist das Leittier stets ein führendes Alttier. Dieses entscheidet über das Rudelverhalten. Verliert es sein Kalb, gibt das Leittier die Führung ab.
Beim Hirschrudel, das häufig aus drei- bis achtjährigen Hirschen besteht, hat die Führung fast durchweg nicht ein Hirsch der sozialen Spitzenstellung, sondern ein jüngerer Hirsch. Bei akuter Gefahr verwerten aber die älteren Hirsche ihre Erfahrungen in der Regel unabhängig vom Leithirsch und bestimmen selbst ihren Fluchtweg.
Abb. Kahlwildrudel im Winterhaar
• Welche Reaktionen zeigt Rotwild seinen Feinden gegenüber?
In seinen ersten Lebenstagen „drückt sich“ das Kalb. Bei gesenkter Herzfrequenz gibt es kaum Witterung ab, da alle stärker riechenden Körperteile im zusammengerollten Zustand abgedeckt sind. Später flüchten alle Stücke in Deckung. Ein zur Wehr setzen - z.B. gegenüber dem stellenden Hund - erfolgt beim Hirsch mit dem Geweih, bei dem Kahlwild mit den Schalen der Vorderläufe. Beides sind durchaus wirkungsvolle Waffen.
• Welche Äsungsansprüche stellt Rotwild?
Es äst weniger wählerisch als Rehwild (Konzentratselektierer), aber auch weniger systematisch als Muffelwild (Raufutterfresser). Rotwild verlangt größere Mengen einer „Mischäsung“, die aus Gras, Kräutern, Baumfrüchten und Raufutter besteht. Der Bedarf an Zellulose und Fasern ist relativ hoch, der Verdauungsrhythmus ist darauf eingestellt. Die Nahrung wird vorwiegend auf dem Boden aufgenommen. Aber auch Blätter, Nadeln, Rinde und kleinere Zweige von Sträuchern und Bäumen dienen als Nahrung. Auf dem Feld äst Rotwild mit Vorliebe Milchhafer sowie Kartoffeln und Rüben, im Winter auch Raps.
• Welche Merkmale zeigt Rotwildlosung?
Die Losung ist eichel- bis walzenförmig und schwarz. Größe, Form und Farbe schwanken je nach Stärke des Einzelstückes, Jahreszeit und aufgenommener Äsung. Eine Unterscheidung nach Geschlechtern - etwa durch „Näpfchen und Zäpfchen“ bei der Hirschlosung - ist nicht möglich.
Altersansprache
22 Wie kann das Alter des lebenden Stückes geschätzt werden?
Zur Altersschätzung am lebenden Stück ist langjährige Übung und Erfahrung erforderlich. Die Körpermerkmale variieren so stark, dass auch dem Fachmann Fehlansprachen unterlaufen. Nur viele vergleichende Beobachtungen bei Tageslicht bringen Sachkenntnis. Beim Kahlwild wird dem Jungjäger die Altersansprache besonders schwierig. Vor allem Wild- und Hirschkalb sind in ihren ersten Lebensmonaten schwer zu unterscheiden. Zu dicht liegt die Brunftrute an der Bauchdecke. Später geben beim männlichen Kalb dunkle Bauchdecke, stärkere mähnenähnliche Trägerbehaarung und hirschähnlicher Kopf einen Anhalt. Alttiere sind oft noch im Herbst stärker entwickelt als Schmaltiere, bei denen in der Sommerdecke häufig noch die Kälberflecke vom Vorjahr erkennbar sind.
Beim Hirsch sollte sich der junge Jäger auf drei Altersklassen beschränken und dabei bemüht sein, mehrere Körpermerkmale zu beachten:
• 2 bis 4jährig: Die jungen Hirsche besitzen in der Regel ein schmales, spitzes Haupt, einen schlanken, steil aufgerichteten Träger, eine gerade Rückenlinie, eine gleichmäßig auf Vorder- und Hinterläufe verteilte Rumpfmasse. Die Trittsiegel laufen nach vorn spitz zu.
• 6 bis 10jährig: Die mittelalten Hirsche besitzen meistens ein breites, stumpfes Haupt, einen breiten gestreckt getragenen Träger, eine durch den Widerrist über den Blättern gebogene Rückenlinie, eine deutliche Massenverlagerung nach vorne. Die Einzeltrittsiegel werden breiter und stumpfer.
• 11jährig und älter: Die alten Hirsche besitzen zumeist ein dreieckig bullig wirkendes Haupt, oft heller gefärbt als der Rumpf, (der Blick wirkt abweisend) fast waagerechte Trägerhaltung, eine nach hinten abfallende Rückenlinie, starkes Gewicht auf den Vorderläufen. Also: „Vorne Löwe, hinten Katze“. Die Stümpfe der Schalen sind jetzt wirklich rund geworden.
Beachte: Wenn die Stücke ausgewachsen sind, wird die Altersschätzung immer schwieriger und ungenauer.
23 Wie lange kann das Alter eines erlegten Stück Rotwilds genau bestimmt werden?
Eine genaue Altersbestimmung ist nur bis etwa zum 30. Monat möglich. Dann ist der Zahnwechsel vom Milch- zum Dauergebiss beendet. Ermöglicht wird die Altersbestimmung dadurch, dass alle Zähne - mit Ausnahme der Molaren - zunächst als Milchzähne vorhanden sind und später zeitlich unter-schiedlich gewechselt werden.
24 Welche vier Grundbegriffe sind zur Kenntnis von Zahnaufbau und -abnutzung wichtig?
• Schmelz: weiße, sehr harte, dünne Umhüllung eines jeden Zahnes,
• Dentin: das gelblich-braune Zahnbein, das vom Schmelz umhüllt mit zunehmender Abnutzung wechselnde Formen aufzeigt,
• Kunde: eine von oben tief eingesenkte Schmelzfalte in jedem einzelnen Wurzelteil der Molaren,
• Zahnwurzeln: Schneide- und Eckzähne sind einwurzelig, Backenzähne zweiwurzelig, der M3 und der P3 als Milchzahn sogar dreiwurzelig.
25 Wie sind die Zähne im Rotwildgebiss angeordnet?
• Schneidezähne: sind nur im Unterkiefer zu finden (Incisiven = I). Ein Unterkieferast besitzt 4 Schneidezähne, von denen der äußere der im Laufe der Entwicklungsgeschichte nach vorne gewanderte Eckzahn ist. Im Oberkiefer entspricht den Schneidezähnen des Unterkiefers eine harte Gaumenplatte.
• Eckzähne: im Oberkiefer haben sie keine Kaufunktion (Grandein) (Caninen = C). Der Eckzahn im Unterkiefer ist heute in seiner Funktion ein Schneidezahn
• Backenzähne: sind vorhanden als (Prämolaren = P): Vormahlzähne, je drei auf jeder Ober- und Unterkieferseite und als
(Molaren = M): Mahlzähne, in gleicher Anzahl und Verteilung.