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Allgemeine Biologie und zoologischen Gruppen der Wildtiere

21/11/2018
jaeger-werden
Allgemeine Biologie und zoologischen Gruppen der Wildtiere

Allgemeine Biologie und zoologischen Gruppen der Wildtiere
Um Wildtiere tierschutzkonform bejagen zu können und um ihre Lebensäußerungen, ihr Verhalten in Raum und Zeit, ihre Reaktionen zu verstehen, reicht es nicht aus, über eine gute Artenkenntnis zu verfügen und die Brut- und Setzzeiten zahlreicher Wildtiere herunterbeten zu können. Man muss darüber hinaus wissen, wie diese Tiere »funktionieren“. Wie ist ihr Körper aufgebaut? Was führte zu dieser Ausstattung? Was ist die Triebfeder für bestimmte Verhaltensweisen? Wo hegen Ihre Grundbedürfnisse? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt das folgende Artikel.

• Zu welchen Klassen im Tierreich gehören sämtliche heimischen Wildarten?
Zu den Säugetieren und Vögeln. Während die allgemeine Zoologie versucht, das gesamte Tierreich komplett nach Verwandtschaftsgraden systematisch, bis hinab zur Art und Unterart zu „ordnen“, unterscheidet man im jagdlichen Sprachgebrauch zunächst nur zwischen Haar- und Federwild. Weitere Unterteilungen sind z.B. das Schalenwild (Huftiere), Raubwild (Raubtiere u. Greifvögel) und Wasserwild (Wasservögel).

• Zu welchen zoologischen Gruppen (Ordnungen) gehören sie weiterhin?
Haarwild: Paarhufer, Hasenartige, Nagetiere und Raubtiere (Haarraubwild). Federwild: Hühnervögel, Wat- und Möwenvögel, Tauben, Greifvögel, Lappentaucher, Kranichartige, Entenvögel.

• Die heimischen Schalenwildarten sind ausnahmslos Paarhufer. Wie untergliedert sich diese Ordnung weiter?
Paarhufer werden grundsätzlich in Nichtwiederkäuer und Wiederkäuer unterteilt (Unterordnung). Zu den Nichtwiederkäuern zählt in Mitteleuropa nur das Schwarzwild (Wildschwein). Die Wiederkäuer werden u. a. in die Familien der Hirsche (Cervidae) und in jene der Hornträger (Bovidae) gegliedert. Zu den Cerviden zählen Elch-, Rot-, Dam-, Sika- und Rehwild. Zu den Boviden gehören Gams-, Stein- und Muffelwild sowie der Wisent.

• Welche wesentlichen Unterschiede zeigt das Skelett bzw. der Knochenbau von Haar- und Federwild?
Haarwild hat stets sieben Halswirbel. Beim Federwild schwankt die Zahl zwischen etwa 10 und 26 (Höckerschwan). Sämtliche Haarwildarten laufen bzw. stehen normalerweise auf vier Beinen (Läufen). Beim Federwild zeigen das Arm- und Handskelett (Flügelknochen), sowie vor allem die Brustwirbel, das Brustbein und Rippen die notwendigen Anpassungen an die Flugfähigkeit. Das Vogelskelett ist durch seine Pneumizität (Lufteinschlüsse) sowie die Reduktion einiger Elemente auf Leichtigkeit getrimmt. Deutliche Unterschiede bestehen ebenfalls in der Ausformung und dem Bau des Schädels und des Kieferapparates (Vogelschnabel).

• Welche Aufgaben hat das Skelett?
Knochen bzw. Knochengewebe findet man nur bei Wirbeltieren. Grundsätzlich sind Skelette Stützorgane. Sie stellen sozusagen den Rohbau, das Grundgerüst des Körpers dar. Sie bestimmen seine Form und schützen überlebenswichtige Organe. Gemeinsam mit jenen Muskeln, die an den Knochen ansetzen, und deren Aktivitäten durch das Nervensystem aufeinander abgestimmt werden, bilden Teile des Skeletts den Bewegungsapparat. Weiterhin ist das Knochenmark wesentlich an der Blutbildung beteiligt.

• Aus welchem Stoff werden Haare, Federn und Hörner hauptsächlich gebildet, aus welchem Geweihe?
Haare, Federn und Hörner bestehen wie Fingernägel, Hufe oder Krallen überwiegend aus Keratin, einem Stütz- oder Gerüstprotein. Geweihe bestehen aus Knochensubstanz, überwiegend also aus phosphorsaurem Kalk.

• Hörner und Geweihe unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres Wachstums sowie ihrer Ausformung wesentlich - wie?
Die Hörner der heimischen Boviden sind stets unverzweigt. Die Hornscheide selbst ist mehr oder minder hohl und sitzt auf einem Knochenzapfen. Hörner wachsen lebenslang, mit deutlicher Reduktion im Winterhalbjahr (Jahresringe) und stets von der Basis. Im Alter geht das Hornwachstum deutlich zurück. Hörner werden nicht abgeworfen.

Geweihe sind außer im Jährlingsalter in der Regel verzweigt (mehrendig). Sie sitzen den Rosenstöcken auf, von deren oberster Schicht das Geweihwachstum ausgeht. Geweihe „wachsen“ stets an der Spitze bzw. an ihren Verzweigungen. Geweihe werden im Normalfall einmal jährlich gewechselt (abgeworfen und neugeschoben). Ältere Hirsche, gleich welcher Art, setzen ab einem bestimmten Alter zurück. Nach einem individuell unterschiedlichen Kulminationspunkt in der Geweihbildung (nach dem „stärksten Geweih“) nimmt die Geweihlänge und -masse relativ kontinuierlich wieder ab.

• Wie wird der Geweihzyklus der Hirsche gesteuert?
Ober Hormone. Der Geweihzyklus wird neben einer Vielzahl anderer Hormone vornehmlich durch das Wachstumshormon Somatotropin und das Sexualhormon Testosteron gesteuert. Somatotropin wird in der Hirnanhangdrüse gebildet, Testosteron in den Hoden. Hormone lösen quasi als „Boten-stoffe“ bestimmte Lebensvorgänge aus, fördern oder stoppen sie. Sie werden durch innere Sekretion (Drüsen) an die Körperflüssigkeit abgegeben. Hormone steuern - meist entfernt von ihrem Entstehungsort - die Funktion von Zellen bzw. Organen. Weitere über Hormone gesteuerte Bereiche sind z.B. die Fortpflanzung, der Stoffwechsel und Alterungsprozesse.

• Benennen Sie die wichtigsten inneren Organe der Brusthöhle (der „Kammer“) beim Haarwild und ihre Hauptfunktionen:
• Herz: Im übertragenen Sinne der Motor des Körpers. Ein Hohlmuskel, der durch seine Pumptätigkeit über das Blut und die verschiedenen Kreisläufe allen anderen Organen Sauerstoff, Nährstoffe, Minerale usw. zuführt, sowie „Reststoffe“ abführt.
• Lunge: Zentrales, paariges Atmungsorpa«. Der wichtigste Atmungsmuskel der Säugetiere ist das Zwerchfell, das Bauch- und Brusthöhle voneinander trennt. In den Lungenbläschen findet ein Stoffaustausch statt: Der über die Luftröhre eingeatmete Sauerstoff wird an die roten Blutkörperchen gebunden und in den Kreislauf gebracht. Auf umgekehrtem Wege werden Kohlensäure und Stickstoff abgegeben (stark vereinfacht).


Abb. Vogelskelett

• Welche wichtigen, größeren Organe liegen in der Bauchhöhle.
Was ist ihre Funktion?
• Leber: Drüsenfunktion, Bereitstellung der Gallenflüssigkeit, für die Verdauung. Wichtige Funktionen im Eiweiß- und Kohlenhydratstoffwechsel. Weitere Funktionen als Blutspeicher, zur Blutbildung und -gerinnung.
Eisenspeicher.
• Niere: Paariges Ausscheidungsorgan. Ausscheidung von Harnstoff und Harnsäure sowie giftiger Substanzen. Wichtige Funktion für die Regelung des Wasser- und Salzhaushaltes im Körper.
• Milz: Blut- und Eisenspeicher, Zerstörung überalterter roter Blutkörperchen, Antiköperbildung.
• Magen und Darm: Der Magen ist ein einkammeriger drüsiger Hohlmuskel (Ausnahme Wiederkäuer). Mit dem Darmsystem (Zwölffingerdarm, Dünndarm, Dickdarm) ist er für die Nahrungsverdauung zuständig. Aufschlüsseln der Nahrung, Entzug von Nährstoffen, Abgabe in den Kreislauf. Abführung von Reststoffen.

• Schildern Sie den Aufbau und die Funktion des Wiederkäuermagens:
Der Wiederkäuermagen gliedert sich in drei Vormägen und den Labmagen in dem die eigentliche Verdauung stattfindet. Die Vormägen bezeichnet man als Pansen (Rumen), Haube (Netzmagen) und Psalter (Blättermagen).

Im Pansen erfolgt eine Einweichung und Durchmischung (durch Kontraktion) der Äsung sowie ein Aufschluss der Zellulose durch Kleinlebewesen (u.a. Infusorien) und eine Vergärung durch Bakterien. Einfache Nährstoffe werden über die Pansenzotten dem Kreislauf zugeführt. Aus dem Pansen wird die Äsung wieder hochgewürgt und wiedergekäut. Im Netzmagen wird die Äsung weiter durchmischt und separiert. Gröbere Bestandteile gehen in den Pansen zurück, feinere werden in den Blättermagen überführt. Dort wird der Äsungsbrei weiter aufgeschlüsselt und die Flüssigkeit entzogen (Wasser-rückführung). Im Labmagen findet die eigentliche Verdauung statt. Er ist als einziger Abschnitt mit einer deutlich drüsenhaltigen Schleimhaut versehen.


Abb. Wiederkäuermagen und einhöhliger sackartiger Magen (Schwarzwild)

• Welche Aufgabe haben die Zähne? Wie sind Zähne aufgebaut?
Zähne dienen der Nahrungszerkleinerung (Verdauung) sowie dem Beutefang, der Verteidigung bzw. dem Kampf und der Körperpflege. Grundsätzlich werden Schneidezähne (Incisivi), Eckzähne (Canini), Vorderbackenzähne (Prämolare) und Hinterbackenzähne (Molare) unterschieden. Bis auf die Molaren erscheinen die Zähne zunächst als Milchzähne und erst nach dem Zahnwechsel als Dauerzähne. Der Verlauf des Zahnwechsels gibt wichtige Anhaltspunkte für die Altersschätzung, speziell beim Schalenwild. Die Zähne sitzen mit der Wurzel in den Zahntaschen des Kieferknochens. Die Wurzel ist über den Zahnhals mit der Zahnkrone verbunden, die in die Mundhöhle hineinragt. Den weiteren schematischen Zahnaufbau zeigt Abbildung 2.4. Die Nagezähne (I 1) der Nagetiere und Hasenartigen z.B. wachsen auch nach dem Zahnwechsel je nach Abnutzung weiter (Längenwachstum). Sie sind durch eine offene Zahnwurzel gekennzeichnet. .


Abb. Aufbau eines Zahns


Abb. 2.5: Schädel eines Keilers mit vollständigem Gebiss

• Sind die Gebisse der Haarwildarten bzw. der Ordnungen und Familien weitgehend identisch?
Nein. Ein ursprüngliches Säugetiergebiss weist 44 Zähne auf. In Mitteleuropa trifft dies nur noch auf das Schwarzwild und den Maulwurf zu. In Anpassung an die Nahrungsaufnahme zeigen die Gebisse der übrigen Wildtiere mehr oder minder weitgehende Spezialisierungen, die in einer Reduktion der Gesamt-Zahnzahl sowie diversen Umbildungen und Funktionsänderungen sichtbar werden. So ist der Eckzahn (Caninus) im Oberkiefer der Wiederkäuer völlig verschwunden oder nur noch als „Grandel“ vorhanden (bei Rotwild und Sikawild, beim Rehwild selten). Der Caninus im Unterkiefer ist an die Schneidezahnleiste gerückt und übernimmt dort die entsprechende Funktion. Weiterhin fehlt den Wiederkäuern der erste Prämolare (P 1) im Ober- und Unterkiefer. Es ist leicht verständlich, dass auch die Zahnformen, speziell ihre Oberfläche, z.B. beim pflanzenfressenden, wiederkäuenden Schalenwild und beim überwiegend fleischfressenden Raubwild völlig verschieden sind.

• Welche Aufgaben erfüllt das Gehirn?
Das Gehirn ist im übertragenen Sinne die Schaltstelle des zentralen Nervensystems, zu dem auch das Rückenmark gehört. Gemeinsam mit den Nervenbahnen und -leitungen des peripheren Nervensystems dient es der Reizwahrnehmung sämtlicher Sinnesorgane, der Reizverarbeitung, der Bewegungs-Koordinierung und dem Gleichgewicht, der Schmerzempfindung usw... Es ermöglicht darüber hinaus Lernprozesse, Gedächtnis- und Bewusstseinsleistungen.
Das vegetative oder autonome Nervensystem hingegen regelt die Vorgänge im Wildkörper, die nicht dem „Willen“ des Tieres unterworfen sind. Es steuert vor allem die Tätigkeiten und Funktionen des Magen-Darm-Kanals (Verdauung), des Herzens, der Lunge, der Drüsensekretion usw.. Vereinfacht gesagt, kontrolliert und koordiniert es die Lebensäußerungen, die auch im Schlaf „weiterlaufen“.

• Wie unterscheidet sich die Kot- (Losung, Gestüber) und Urinabgabe des Haarwildes von jener des Federwildes?
Die Losung des Haarwildes wird über das Weidloch (After) abgesetzt. Urin wird beim weiblichen Wild über den Harnleiter und die Scheide, beim männlichen Wild über den Penis abgegeben. Beim Federwild münden Harnleiter und Mastdarm in einen gemeinsamen Körperausgang, die Kloake. Der Harn des Federwildes ist darüber hinaus breiartig (Wasserersparnis) mit einem hohen Gehalt an Harnsäurekristallen und häufig als weißer Film auf dem Gestüber zu sehen (Vögel nässen nicht!).

• Welche grundsätzlichen Fortpflanzungs- und Brutpflegestrategien heimischer Wildarten sind Ihnen bekannt?
Die Fortpflanzungs- und Brutpflegestrategien sämtlicher Wildtiere sind sehr unterschiedlich. Normalerweise geht mit einer geringen jährlichen Nachkommenzahl - z.B. beim Schalenwild - eine intensive und lange Brutpflege oder Brutfürsorge einher. Die Jungtiere werden entsprechend spät selbständig, stehen aber dafür lange unter dem Schutz und der Fürsorge bzw. Führung der Mutter oder beider Elterntiere.

Eine hohe jährliche Nachkommenzahl bedingt fast zwangsläufig eine deutlich kürzere Brutpflege und Fürsorge. Das dadurch gegebene hohe Verlustrisiko oder eine entsprechende tatsächliche Verlustrate kann durch die hohe Zahl der Jungtiere kompensiert werden. Hohe Nachwuchszahlen werden entweder durch einen kopfstarken Wurf oder eine große Brut realisiert (z.B. Fuchs und Stockente) oder durch mehrmalige jährliche Fortpflanzung mit weniger Jungtieren pro Wurf oder Brut (z.B. Feldhase und Ringeltaube).

• Wie erfolgt die Ernährung des Embryos und des Jungtieres beim Haar- und Federwild?
Der Embryo des Haarwildes entwickelt sich im Körper des weiblichen Tieres und wird von diesem über die Placenta und Nabelschnur ernährt. Nach der Geburt wird das Jungtier mit Muttermilch gesäugt. Bis zur völligen Entwöhnung füttern die Elterntiere später zu (z.B. Raubwild) oder die Jungtiere nehmen selbständig Nahrung auf (z.B. Schalenwild).

Der Embryo des Federwildes entwickelt sich im (Vogel-)Ei außerhalb des Mutterkörpers und wird bis zum Schlupf vom Dotter des Eies ernährt. Nach dem Schlupf werden die Jungvögel von den Elterntieren gefüttert (Nesthocker) oder nehmen selbständig Nahrung auf (Nestflüchter).

• Wer oder was steuert die Aktivitätsmuster, Äsungsrhythmen usw. der Wildtiere?
Der Wechsel von Aktivitäts- und Ruhephasen sämtlicher Wildarten, außer der Feindvermeidung bzw. der Flucht, sowie des Komfort- und Spielverhaltens, werden in erster Linie durch physiologische Abläufe, z.B. durch Hormone („von innen“) gesteuert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung.

Ursprünglich waren (sind) fast sämtliche Wildarten tagaktiv. Für das Federwild trifft dies mit Ausnahme einiger Entenvögel sowie des Vogelzugs auch heute noch zu. Die meisten Haarwildarten Mitteleuropas sind durch eine Vielzahl an Störreizen, Feinddruck (Jagd!) heute überwiegend nacht- bzw. dämmerungsaktiv. Ihre notwendigen Tagaktivitäten (z.B. Äsungsaufnahme) finden weitgehend in sicherer Deckung statt.

• Was ist unter Populationsdynamik bzw. Populationsumsatz zu verstehen?
Wildtierpopulationen („Wildbestände“) sind nicht statisch. Sie verändern sich fortlaufend in ihrer Größe und Struktur (Geschlechterverhältnis, Altersstruktur). Unter günstigen Umweltbedingungen kann ein Wildbestand durch eine entsprechend hohe Reproduktionsrate artspezifisch mehr oder minder rasch anwachsen. Ebenso kann er unter extrem schlechten Bedingungen zusammenbrechen oder deutlich reduziert werden, im Extremfall erlöschen. Diese Änderungen beschreibt die Populationsdynamik. Der Populationsumsatz fasst sämtliche Zu- bzw. Abgänge einer Population zusammen. Zugänge erfolgen durch Geburt und Zuwanderung, Abgänge durch Tod und Abwanderung.

• Wie werden Wildtierbestände natürlicherweise reguliert?
Allgemein bekannte Regulative von Wildtierbeständen sind das Wetter (Klima), Krankheiten, Lebensraumveränderungen, das Angebot bzw. die Verfügbarkeit der Nahrung, Beutegreifer sowie der Zustand der Population selbst. Kommt es zu Überpopulationen, kann es z.B. durch die Übernutzung des eigenen Lebensraumes oder Seuchen zu Einbrüchen kommen. Durch tiefgreifende Veränderungen der Landschaften durch den Menschen erfolgten einerseits Verschiebungen im Artenspektrum, andererseits wurden verschiedene natürliche Regulative ausgeschaltet, auch durch die Jagd. Durch eine stark unterschiedliche Anpassungsfähigkeit der Arten sowie artspezifische Biotopansprüche führte die zunehmende Kultivierung der Landschaft zu einer Differenzierung in „Verlierer" (z.B. Rebhuhn) und „Gewinner“ (z.B. Rotfuchs) innerhalb des gegenwärtig noch vorhandenen Artenspektrums. Ebenso wurden Wildarten in Lebensräume zurückgedrängt, die sie ursprünglich nicht oder nur vorrübergehend nutzten. So ist es leicht vorstellbar, dass das Geweih des Rothirsches nicht in Nadelholzdickungen entstanden ist. Es ist die Aufgabe der Jagd sowie der Land- und Forstwirtschaft, in diesem komplexen Faktorengefüge einen Ausgleich zu schaffen.

• Kann der Jäger die Funktion ausgerotteter Großraubtiere oder anderen Raubwildes übernehmen?
Ja und nein. Ja, wenn es um die rein zahlenmäßige Entnahme von Tieren aus einem Wildbestand geht. Nein, wenn es um die Jagdmethoden und die Auswirkungen auf den bejagten Wildbestand geht, wobei hier rechtliche und ethisch-moralische Gründe im Vordergrund stehen. Welcher Jäger erbeutet frisch gesetzte Rehkitze oder verwendet die Gelege von Rebhuhn und Fasan als Frühstückseier? Oder welcher Jäger erlegt - an Wolf und Luchs orientiert - eine hochbeschlagene Ricke? Umgekehrt hält sich Raubwild nicht an Jagdgrenzen, Jagd- und Schonzeiten oder Naturschutzgesetze. Raubwild kennt auch keine „Roten Listen“. Und es unterscheidet auch nicht, ob ein Beutetier vielleicht zur Aufzucht von Jungtieren benötigt wird oder nicht. Die Auswirkungen auf die Beutetierbestände durch Jagd und Raubwild bzw. andere Beutegreifer müssen also verschieden sein. Menschliche Jagd im mitteleuropäischen Kulturkreis verfolgt heute weitgehend andere Ziele als der reine Nahrungserwerb der Beutegreifer.

• Womit beschäftigt sich die Genetik?
Genetik bedeutet Vererbungslehre. Sämtliche Körpermerkmale eines Organismus sind über die Erbanlagen (Gene) fixiert, die wiederum auf den Chromosomen lokalisiert sind. Jede Art ist u. a. durch einen artspezifischen Chromosomensatz gekennzeichnet. Ein Tier (wie auch der Mensch) bekommt 50% seiner Erbanlagen über die mütterliche Eizelle und 50% über die väterliche Samenzelle mit auf den Weg.

• Was versteht man unter dominanten, was unter rezessiven Erbgängen?
Der „sichtbare“ Organismus repräsentiert nur den sogenannten Phänotyp, d.h. die äußeren Merkmalsausprägungen, die sich bei der Verknüpfung der elterlichen Erbanlagen dominant vererbt haben. Darüber hinaus können weitere Erbanlagen auf den Chromosomen vorhanden sein, die aber nicht oder nur relativ selten zur Ausprägung kommen. So wird z.B. die Farbe „schwarz“ beim Rehwild, die fast nur in Nordwestdeutschland vorkommt, verdeckt (rezessiv) vererbt. Ein normal gefärbtes Reh kann also auch die „Erbanlage schwarz“ in sich tragen. Doch ist diese über den dominanten Erbgang der Normalfärbung nicht zur Ausprägung gekommen. Nur wenn das weibliche Reh (Ricke oder Schmalreh) und der Rehbock die Erbanlage schwarz weitergeben, und bei der zufälligen Kombination der elterlichen Erbanlagen „schwarz und schwarz“ Zusammenkommen, wird ein Kitz schwarz sein. So kommt es, dass eine Ricke ein schwarzes und ein normal gefärbtes Kitz setzen kann oder die Farbe Schwarz im Bestand längere Zeit nicht auftaucht.

• Welche Rolle spielen Farben im Tierreich?
Nur Wirbeltiere, Gliederfüßer (z.B. Insekten) und Weichtiere können Farben sehen. Allerdings nicht durchgehend und innerhalb der Gruppen in unterschiedlichem Ausmaß. Kaninchen z.B. gelten als farbenblind. Farben dienen der artinternen Erkennung, der Tarnung, der Abschreckung möglicher Feinde als auch der Werbung im Rahmen der Fortpflanzung. Auch zahlreiche Wildarten wechseln ihr Haar- bzw. Federkleid ein oder zweimal pro Jahr. Besonders auffällig ist die Mauser zahlreicher Entenarten (Erpel!) vom Pracht- ins Schlichtkleid und umgekehrt. Grundsätzlich wird zwischen echten Farben und sogenannten Strukturfarben unterschieden. Strukturfarben werden je nach Lichteinfall unterschiedlich sichtbar. So können z.B. die Armdecken und Stoßfedern der Elster grünlich oder bläulich schimmern oder ganz einfach schwarz erscheinen (Strukturfarben), während sämtliche Federn des Rebhuhns z.B. immer gleich gefärbt erscheinen (echte Farben). Die Art mit der größten Farbvarianz unter den heimischen Wildarten ist das Damwild.

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