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Alterschätzung und Alterbestimmung von Schalenwild Damwild und Muffelwild

16/11/2018
jaeger-werden
Alterschätzung und Alterbestimmung von Schalenwild Damwild und Muffelwild

Alterschätzung und Alterbestimmung von Schalenwild Damwild und Muffelwild
Allgemeingültiges Grundwissen über die Altersbestimmung bzw. die Altersschätzung beim Schalenwild knapp zu skizzieren, hilft dem Jungjäger, den Stoff leichter zu bewältigen. Wachstum, Gebissformen und –form ein unterliegen systematischen Regeln. Das gilt für alle Tiere. Die Altersschätzung am lebenden Stück erfolgt aufgrund der jeweiligen Körperentwicklung, die bei allen Tieren nach demselben Wachstumsschema abläuft. Dabei spielen die Proportionen der einzelnen Körperregionen zueinander eine entscheidende Rolle. Besonders wichtig sind die Kopfformen: Anfänglich zeigt das Jungtier den „Kindchenkopf“, d.h. bevorzugte Ausbildung des Hirnschädels unter Vernachlässigung des Gesichtsschädels. Grund dafür ist, dass das Jungtier sein Zentralnervensystem von Anfang an voll funktionsfähig gebrauchen muss. Die Zähne werden dagegen erst später (voll) benötigt. Deshalb wachsen Ober- und Unterkiefer erst im nachhinein aus dem Schädel bzw. Kiefernwinkel nach vorne heraus, um für die nun stark wachsenden Zähne Platz zu schaffen. Auch, wenn bereits alle Zähne vorhanden sind, ist der Kiefer noch nicht ausgewachsen. Dies erkennt man an der schräg nach oben über die zuletzt im Unterkiefer stehenden Zähne verlaufende Zahnfleischlinie. Erst wenn die Zahnfleischlinie an allen Backzähnen parallel zum Kieferknochenoberrand verläuft, ist das Wildtier ausgewachsen. Dies ist beispielsweise beim Rothirsch mit 8 Jahren, beim Damschaufler mit 6 und beim Rehbock mit 3 Jahren der Fall.

Ein wichtiges Merkmal für Jugend ist bei allen Tieren das Jugendkleid: kurzer Kopf, dünner Hals (Vorsicht, dies kommt auch bei ganz alten Stücken vor), buntes Gesicht und schlanke Figur. Ferner lassen auch biologisch notwendige Abläufe wie Haarwechsel, Geweihwachstum, Feistansatz oder Bemuskelung Rückschlüsse auf das Alter zu. Erst nach Abwägung aller biologischen Altersmerkmale sollte man zu einem Endurteil gelangen. Einzelmerkmale können zu Fehlurteilen führen.

Zur Alterschätzung bzw. -bestimmung des erlegten Stückes werden vor allem die Trophäen mit Unterkiefern herangezogen. Die Altersschätzung basiert vornehmlich auf dem Zahnwechsel und der Zahnabnutzung (im Unterkiefer). Nun sind einige Grundbegriffe näher zu bestimmen, damit Klarheit herrscht, wenn man sie gebraucht.

Zuerst ist die international gültige Zahnformel darzustellen und zu erläutern: Die Schneidezähne/Incisivi werden von der Kiefernaht zwischen den Kieferhälften her mit l1, I2, I3, bezeichnet, im Jugendgebiss mit I1, l2, I3.,. Die Eckzähne, Canini, werden mit C bzw. Cd wiedergegeben. Die Prämolaren werden mit P1, P2, P3, P4 bzw. im Jugendgebiss mit Pd1, Pd2, Pd3, Pd4, die Molaren Nahrung, fressen: Äsung, äsen, bei Greifvögeln Atzung und Fraß, kröpfen, bei Fasan und Rebhuhn die Weide (sie fallen auf die Weide) sich niederlassen: einfallen, sich einschwingen; bei Greifvögeln aufhaken, aufblockennisten: nisten. Es horsten Tauben, Kolkraben, Krähen, Greifvögel, Eulen sowie Störche, Kraniche und Reiher packen: schlagen, greifen (Greifvögel).

Tab. 2.1: Zahnwechsel / Altersbestimmung beim Schalenwild

- es sind bleibende Zähne - mit M3, M2, M3 bezeichnet. Das d steht dafür, dass der Zahn noch gewechselt wird, bzw. hinfällig ist. Der komplette Name für den ersten Prämolaren des Jugendgebisses lautet beispielsweise: Dens (Zahn) praemolaris (vor den Molaren stehend) deciduus (hinfällig) = Pd1.

Das „ursprüngliche“ Gebiss, von dem sich alle anderen ableiten lassen, wäre das Dauergebiss des Schwarzwüdes. Die Formel für den Unterkiefer lautet: I1, I2, I3, C, P1 P2, P3, P4, M1, M2, M3 oder verkürzt l1-3, C, P1-4, M1-3.

Dabei ist zu beachten, dass P3 nur beim Schwarzwild als bleibender Zahn vorkommt und in der Lücke zwischen C und P2 steht (=Lückenzahnl. Er ist folglich von der durchgehenden Backzahnreihe P2 bis M3 abgesetzt.

Bei allen Wiederkäuerschalenwildarten fehlt der P1 Bei den Wiederkäuern ist im Unterkiefer Eckzahn (C) an den Schneidezahnteil versetzt. Im übrigen sind die Zahnbezeichnungen bei allen Tieren gleich. Dies erleichtert das Erlernen von Zahnformeln und das Bestimmen der Einzelzähne. Wissen muss man, das Pd4, der letzte Prämolar, und M3 jeweils dreiteilig sind. P4 ist dagegen zweiteilig. Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet, lassen sich folgende Leitlinien zur sicheren Zahnbestimmung und Alters-feststellung aufstellen:
1. Bei allen Schalenwildarten zählt man die Backzähne in der durchgehenden Backzahnreihe beginnend mit P2 bzw. Pd2, P1 fehlt nämlich bei allen Wiederkäuern und manchmal auch beim Schwarzwild. Bei der Katze fehlen wegen des kurzen Schädels sogar P3 und P2.
2 Einer der Zähne im Gebiss ist immer dreiteilig; das ist im Jugendgebiss Pd4 und im bleibenden Gebiss M3. Diese Zähne können deshalb besonders gut als Orientierungspunkte dienen.
3. Der Zahnabrieb gibt nach dem Zahnwechsel Anhaltspunkte für das Alter. Hierfür gibt es besondere Merkblätter.
4. Während der Wachstumssphase sind alle Zähne an den Wurzeln unten offen.
5. Im Laufe des Lebens werden die Zahnkronen durch Abnutzung immer kürzer.

6. Es gibt technische Methoden der Altersschätzung, z.B. die Schleifmethode von Mr Dabei werden Jahresringe im Ersatzzahnknochen nachgewiesen. Auch das Augenlinsengewicht kann zur Altersbestimmung heran gezogen werden. Es gibt noch andere Körpermerkmale, die hierfür tauglich sind, beispielsweise die Rosenstockform, die Verknöcherung der Nasenscheidewand oder die Verknöcherung der Knochenfugen (Stroh'sches Zeichen). Bei den horntragenden Schalenwildarten können die Krücken, Schnecken usw. zur Altersschätzung herangezogen werden. Bei ihnen bildet sich - aufgrund eines weitgehenden Wachstumsstopps im Horn - jeden Winter ein Ring, also mit ½ , 1 ½ , 2 ½ usw. Jahren. Die Altersbestimmung bei Mufflon, Gams- und Steinwild erfolgt sicherer anhand der Schneidezähne. Sie wechseln nämlich diese Zähne später als die Cerviden. Id1 wird mit 1 ½ Jahren, Id2 und Id3 mit 2 ½ Jahren und Cd erst mit 3 ½ Jahren gewechselt. C ist erst nach 4 ½ Jahren voll hochgewachsen. Bei der Gams entsteht im Alter von 4 bis 5 Jahren ein Zentimeterring. Danach werden nur noch Millimeterringe pro Jahr gebildet.

Das Stroh sehe Zeichen dient als Alterskennzeichen des Junghasen bis maximal 9 Monate Alter. Das Stroh'sehe Zeichen ist eine Wachstumsfuge am unteren Ende der Elle, die es bei allen Tieren gibt. Beim Hasen können die Geschlechtsorgane zur Unterscheidung von Jung- und Althasen dienen.


Abb. Unterarmskelett vom Althasen (o.) ohne Stroh`sches Zeichen. Junghasen (m.) und Schwarzwild (u.) 1 Jahr, mit Stroh'schem Zeichen (Wachtumsfuge an der Elle)


Abb. Fuehsschädel; Nahrungserwerb mit dem Fang, deshalb langer Ober und Unterkiefer mit kompletter Bezahnung
Abb. 2.7: Katzensrhädel: Nahrungserwerb mit der Pfote, deshalb kurzer Ober und Unterkiefer, lediglich noch P;!, P4, M,


Abb.  Rehbockunterkiefer von markierten Stücken; Alter unten: 1 Jahr; an M., steigt deutlich an, zwischen P. und M, erscheint noch eine Lücke, die Zähne haben sich in ihrer Stellung gegeneinander einreguliert. Alter oben: 2 Jahre, Zahnfleischlinie an M., ebenfalls noch etwas ansteigend und auch P4 und M, sind noch nicht fertig einreguliert.
Abb. 2. 10: 3 Rehbockunterkiefer (von unten 3, 4 und 5 Jahre alt); bei allen läuft die Zahnfleischlinie parallel zum Unterkiefer; die Zahnkronen werden niedriger, die Kunden werden kürzer und die braune Rentinfläche breiter; beim obersten Kiefer (5 J.) verschwindet.


Abb.  Rehbockunterkiefer (6 bis 8 Jahre); der Abrieb nimmt zu, die Zahnkronen werden deutlich niedriger, die Kunden verschwinden.
Abb. 2.12: Rehbockunterkiefer (8-10 Jahre); die Kunden fehlen total, die Zahnkronen sind nur noch 1-3 in hoch


Abb.  Unterkieferbackenzahnteil von 3-8 Jahre alten Hirschen in der Aufsicht. Der Abrieb der Zahnkrone nimmt zu, die Kunden werden kürzer und die braunen Zahnbeinflächen breiter.
Abb. 2.13: Unterkieferbackenzahnteil von 3-8 Jahre alten Hirschen in der Seitenansicht; man beachte die an ansteigende Zahnfleischlinie als Anzeichen eines noch nicht ausgewachsenen Schädels


Abb.  Unterkieferbackenzahnteil von 8-14 Jahren alten Hirschen in der Aufsicht; die Kunden werden immer kürzer; Dentinflächen (braun) werden größer; ab 10 Jahren verschwinden die Kunden, beginnend bei Mr.
Abb. 2.15: Unterkieferbackenzahnteil von 8-14 Jahre alten Hirschen in der Seitenansicht. Die Zahnfleischlinie verläuft parallel zum Unterkiefer, die Zahnkronen werden mit dem Alter deutlich kürzer.


Abb.  Vier Damwildunterkiefer; Kalb 3 Mon. und 5-6 Mon. alt, Schmalspießer 18 Mon., Schaufler 27 Mon.; Darstellung der Kiefernstreckung während des Wachstums
Abb. Damwildunterkiefer 21-23 Monate alt; die Zahnfleischlinie verläuft über dem Vorderteil von M3 stark nach oben; Unterkiefer sind im Bereich von Pd, -Pd4 freigelegt. Die Abb. zeigt den Wechsel der Prämolaren.


Abb. 2.19: Muffelwildunterkiefer Schneidezahnteile, Alter 6, 18, 32 und 54 Monaten; der Zahnwechsel erfolgt später als beim Rot- und Damwild. Der Eckzahn (C) wird erst mit 42 Monaten gewechselt.
Abb. 2.20: Drei Schwarzwildunterkiefer von Frischling (u.), Überläufer (m.) und Keiler (o.) 3 Jahre


Abb. 2.21: Gewaff von zwei Keilern: unten 3 Jahre alt, starke Gewehre und Haderer, an beiden ist der Durchmesser an der Wurzel deutlich größer als an den Schleifflächenecken; oben ~ 7 Jahre alt, schwache Gewehre und Haderer, sehr deutliche Durchmesserverringerung an den Wurzeln v.a. der Haderer
Abb. 2.22: Unterkiefer einer alten Bache (ca. 7-9 Jahre); Backenzähne stark abgenutzt; Eckzähne verjüngen sich sehr stark nach unten.

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