Wärmebildgeräte und Jagdzubehör
Anmeldung und Registrierung
Aktionsangebote im January 2025

Ballistik Innenballistik Mündungsballistik und Außenballislik Teil 1 - Ratgeber Jagd

29/10/2018
jaeger-werden
Ballistik Innenballistik Mündungsballistik und Außenballislik Teil 1 - Ratgeber Jagd

Ballistik Innenballistik Mündungsballistik und Außenballislik Teil 1 - Ratgeber Jagd
• Was ist der rotationslose Geschossweg?
Der Weg, den das Geschoss von seinem Sitz in der Hülse bis zum Eintritt in die Felder ohne Rotation zurücklegt.

• Was versteht man unter dem Freiflug des Geschosses?
Ausschließlich den Teil des rotationslosen Geschossweges, den das Geschoss nach dem Verlassen des Hülsenmundes mit dem Heck und damit führungslos bis zum Eintritt in die Felder zurücklegt. Freiflug liegt nur dann vor, wenn die Führungslänge des Geschosses kürzer ist als die Länge des Patronenlager-Übergangs. Beim Freiflug können die Treibgase am Geschoss vorbeischlagen und bei ungünstigen Umständen die Ursache für schlechte Präzision sein.

• Ist Freiflug immer nachteilig?
Nein. Auftretende Präzisionsprobleme sind zwar möglich, haben aber meist zusätzliche Ursachen. Bei manchen Ladungen kann durch den Gasschlupf beim Freiflug die Druckspitze gebrochen und somit eine höhere Leistung erzielt werden.

• Woraus besteht der Knall beim Schuss?
Zu unterscheiden sind 1. der Geschossknall und 2. der Mündungsknall, welcher wiederum aus dem Schussknall (= schlagartiges Auftreffen der hinter dem Geschoss austretenden Treibgase auf die Luft) und aus dem Mündungs-feuerknall (Restverbrennung der Treibgase mit dem Sauerstoff der Luft) besteht.

• Ist der Knall beim Schuss dämpfbar?
Bei im Überschallbereich eingesetzter Jagdmunition nur teilweise, denn nur der auf den Vorgang an der Mündung begrenzte Mündungsknall ist waffen- oder munitionsseitig dämpfbar. Nicht dämpfbar ist der Geschossknall, der an jeder Stelle der Geschossflugbahn auftritt, solange das Projektil mit Überschallgeschwindigkeit fliegt. Dies beschränkt geräuschreduzierte Waffen meist auf die Verwendung von KK-bzw. Kurz-Patronen.

• Welche Kräfte wirken auf das Geschoss im Lauf und während des Fluges?
Auf das Geschoss im Lauf wirken der Druck der Pulvergase, der Einpresswiderstand in den Zügen, die Leistenkräfte bei der Drallübertragung und die Reibungskräfte an der Laufwandung. Während des Fluges wirken Luftreibungskräfte und Erdanziehung.

• Welche praktische Auswirkung auf die Flugbahn haben Luftwiderstand und Erdanziehungskraft?
Sie beeinflussen die Flugbahnkurve und damit die Treffpunktlage. Eine in Meereshöhe eingeschossene Büchse hat in größeren Höhen (wegen der dort „dünneren“ Luft) einen Hochschuss. Der Winkelschuss bergauf oder bergab verkleinert die Strecke unter der die Kraft der Erdanziehung angreift und verstärkt dadurch den Hochschuss.

• Wie verläuft die Flugbahn eines Geschosses?
In einer gegen deren Ende stärker abfallenden Kurve.

• Was versteht man unter „Rasanz“?
Dieser untechnische und bezeichnungslose Begriff meint die Gestrecktheit der Flugbahn. Eine rasante Flugbahn erhebt sich - im Unterschied zu stark gekrümmten Flugkurven - nur wenig über die Linie Laufmündung/Ziel. Umgangssprachlich werden auch Patronen oder Laborierungen als „rasant“ bezeichnet: Je kürzer bei gleicher Zielentfernung die Geschossflugzeit, je flacher und gestreckter die Flugbahn, desto besser ist die „Rasanz“ dieser Laborierung.

• Was ist die „Rasanzgrenze“?
Sie ist die Entfernung, auf der das Geschoss einer spezifischen Laborierung 4 cm unter die Visierlinie fällt, wenn die Waffe auf GEE eingeschossen worden ist. Die Rasanzgrenze herkömmlicher Jagdmunitionen liegt zwischen etwa 160 m und etwa 220 m.
• Was versteht man unter „Haltepunkt“?
Der Punkt, den man im Zeitpunkt des Abdrückens anvisiert (oder zumindest anvisieren wollte), z.B. „Haltepunkt hochblatt“.

• Was versteht man unter „Abkommen“?
Der Punkt, auf dem sich die Zieleinrichtung (z.B. das Absehen des Zielfernrohrs) im Zeitpunkt des Lösen des Schusses befand („z.B. Abkommen tiefblatt rechts“). Die Differenz zwischen Haltepunkt und Abkommen ist der Ziel oder Abkommen fehler.

• Was bedeutet im Zusammenhang mit dem Abkommen „durch das Feuer sehen“?
Der Schütze „sieht durch das Feuer“, wenn er während der Schussentwicklung die Augen geöffnet hält und durch das Mündungsfeuer auf das anvisierte Ziel sehen und somit angeben kann, wo er abgekommen ist (den Schuss „ansagen“ können). Dabei ist notwendig, dass er nicht „muckt“, sondern auch im Jagdfieber beim Schuss den Blick auf das Ziel gerichtet hält.

• Was ist mit „Jagdfieber“ (Bockfieber, Schussfieber) gemeint?
Ein untechnischer, nichtmedizinischer Ausdruck für die geistige und körperliche Erregung des Jägers vor und nach dem Schuss, die individuell stark unterschiedlich ausgeprägt, oder (seltener) gar nicht vorhanden ist. Äußert sich im Extremfall in der Unfähigkeit, einen Schuss abgeben zu können, meistens jedoch durch Zittern, was bei der Schussabgabe das Mucken noch verstärken und zu schlechten Treffern führen kann.

• Was ist mit „Mucken“ gemeint?
Wenn der Schütze aus Angst vor dem zu erwartenden Knall und Rückstoß die Augen schließt und den Abzug durchreißt. Dadurch wird der Schuss verrissen.

• Was kann der Schütze gegen das Jagdfieber und das Mucken tun?
Gegen das Jagdfieber helfen Selbstdisziplin und Routine, gegen das Mucken eine gute schießtechnische Ausbildung und vor allem Übung. Die Beherrschung eines gut kontrollierbaren Direktabzuges (Flintenabzuges) trägt sehr zur Vermeidung des Muckens bei. Der indirekt auslösende und daher nicht kontrollierbare Stecherabzug fördert das Mucken.

• Was heißt GEE?
Günstigste Einschuss-Entfernung. Sie bezeichnet die Entfernung, in der das Geschoss der spezifischen Laborierung die Visierlinie das zweite Mal schneidet (d.h. „Fleck schießt“), wenn das Gewehr auf 100 m mit dem, der Schusstafel des Munitionsherstellers entnommenen Hochschuss von (meist) 4 cm eingeschossen ist.

• Welchen praktischen Vorteil hat eine auf GEE eingeschossene Waffe?
Die Flugbahn einer auf GEE eingeschossenen Waffe befindet sich bis zur GEE maximal 4 cm über der Visierlinie. Nach der GEE bis zur Rasanzgrenze befindet sich die Flugbahn maximal 4 cm unter der Visierlinie weswegen der Treffpunkt auf jagdlich vertretbare Entfernungen - bezogen auf diese Laborierung - immer auf dem Ziel zu liegen kommt.

• Auf welche Entfernung schießt man Jagdwaffen ein?
Auf die GEE der betreffenden Laborierung. Da das Schießen auf die exakte GEE-Entfernung meist nicht möglich ist, behilft man sich, indem man die Waffe auf 100 m (gebräuchliche Schießstandentfernungl mit dem in der Schus-stafel für 100 m angegebenen Hochschuss justiert. Dieser beträgt 4 cm, bei sehr schnellen und sehr langsamen Ladungen manchmal auch weniger.

• Warum ist der Hochschuss auf 100 m einer auf GEE eingeschossenen sehr langsamen (schnellen) Laborierung geringer als 4 cm?
Bei sehr langsamen Laborierungen z.B. 9,3 x 72 R ist der Hochschuss auf 100 m wegen der stark gekrümmten Flugbahn geringer. Bei sehr rasanten Ladungen ist der Hochschuss auf 100 m deshalb geringer, weil diese die höchste (gewollte) Flugbahnerhebung von 4 cm erst auf größere
Entfernung als 100 m erreichen.
• Welche Bewegungen führt ein Geschoss während des Fluges aus?
Neben der Drallbewegung (Rotation, Drehung um die Längsachse), die das Geschoss stabilisiert, gibt es noch eine leicht kreiselförmige Bewegung der Geschossspitze (Präzession).

• Wie kommt es zu einem Querschläger?
Ein Geschoss kann wegen mangelnder Stabilisierung (z.B. durch einen zu langen Drall oder eine beschädigte Laufmündung) bereits in der Luft oder
beim Anstreifen an Hindernisse (Gras, Äste) zu taumeln beginnen und wird schließlich „quer“ auf dem Ziel einschlagen. Ein solcher Querschläger darf nicht mit einem „Abpraller“ verwechselt werden.

• Gibt es zum Durchschießen von Hindernissen (Halme, Äste usw.) besonders gut geeignete Geschosse bzw. Laborierungen?
Nein. Zwar werden leichte bzw. gering querschnittsbelastete und zudem unterstabilisierte Geschosse eher abgelenkt als schwere bzw. hoch querschnittsbelastete, gut stabilisierte, doch soll man mit keinem Geschoss auf Wild schießen. wenn sich Hindernisse in der Flugbahn befinden.

• Was versteht man unter dem „Ölschuss“?
Eingeölte Läufe haben einen anderen Reibungswiderstand, so dass sich die Mündungsgeschwindigkeit und vor allem die präzisions- und treffpunktlagerelevanten Laufschwingungen ändern können. Das Ausmaß der Veränderung ist stark waffenabhängig: Manche Läufe reagieren kaum; bei anderen führt der Ölschuss zu beträchtlichen Abweichungen. Vor dem Schießen muss deshalb der Lauf entölt werden.

• Welchen Nachteil haben Waffen mit mehreren, zu einem Laufbündel verlöteten Läufen in Bezug auf einen möglichen Wechsel der Treffpunktlage?
Ursache für eine Veränderung der Treffpunktlage sind die Spannungsverhältnisse innerhalb des Laufbündels. Diese können sich durch einseitige Erwärmung verändern z.B. bei der Abgabe eines Schusses, aber auch schon bei einem Wechsel des Zielfernrohres oder durch den Einbau eines Einstecklaufes. Abweichungen, die ein Fehlen oder noch Schimmer ein Anschweißen des Stückes verursachen, sind durchaus möglich, besonders bei Waffen mit auf ganzer Länge verlötetem Laufbündel.

• Was ist bei schneller Schussfolge aus mehrläufigen Waffen mit zu einem Bündel verlöteten Läufen zu beachten?
Es können sich bei den Folgeschüssen große Abweichungen der Treffpunktlage ergeben. In der Praxis wenig hilfreich ist der Rat, bei solchen Waffen Pausen von mindestens 10 Minuten einzuhalten. Dies wäre nur auf dem Schießstand machbar. Der Jäger muss vielmehr die Eigenarten seiner Waffe auf dem Schießstand kennen lernen, um sich in der Praxis danach richten zu können, z.B. durch Korrekturen des Haltepunktes für die Folgeschüsse.

• Was ist mit dem „Klettern“ der Bockwaffen mit verlötetem Laufbündel gemeint?
Der untere (Kugel-)Lauf von Bockwaffen neigt wegen der einseitigen Verspannung des verlöteten Laufbündels bei Folgeschüssen zum „Klettern“: Der warme Lauf dehnt sich in Längsrichtung aus und biegt sich mit seiner Mündung nach oben. Der Schuss liegt höher als der Haltepunkt, besonders wenn ein Zielfernrohr montiert ist, das die Aufwärtsbewegung des Laufbündels ja nicht oder nur begrenzt mitmacht. Gibt man mit dem oberen Lauf Folgeschüsse ab, so fällt die Treffpunktlage logischerweise.

• Was ist die Ursache des „Kletterns“ bei Repetierbüchsen?
Tritt das „Klettern“ bei Repetierbüchsen auf, so ist dies auf eine wärmebedingte Verspannung der Systemverschraubung oder eine unsachgemäß durch geführte, verspannte Zielfernrohrmontage zurückzuführen. Letzteres besonders dann, wenn das Zielglas sowohl auf dem Lauf, als auch auf der Systemhülse montiert ist.

• Wie reagieren Querwaffen auf das Warmschießen?
Waffen mit quer angeordneten Läufen reagieren mit horizontaler Auswanderung der Treffpunktlage und zwar zur Seite des „kalten“ Laufes. Waffen mit dickem Laufbündel wie Doppelbüchsdrillinge sind wegen der besseren Wärmespeicherung weniger anfällig.

• Kann die warmschießbedingte Laufbündelverspannung durch die Verwendung freiliegender oder freischwingender Kugelläufe reduziert werden?
Ja, weswegen Kombinationswaffen bzw. Bockwaffen aus moderner Fertigung im mittleren Laufbündelteil unverlötet bleiben. Oder die Läufe sind nur am Lager verbunden und haben Mündungsbrillen, die Längsverschiebungen warmgeschossener Läufe bis zu einem gewissen Grad zulassen. Aus Waffen mit freischwingenden Kugelläufen lassen sich zu jeder Zeit und aus jedem Lauf präzise Folgeschüsse abgeben.

• Welche Bedeutung für das außen- und zielballistische Verhalten haben Formwert und Querschnittsbelastung eines Geschosses?
Eine meist weit unterschätzte. Je größer die Masse (das Gewicht) eines Geschosses im Vergleich zu seinem Querschnitt (Kaliber) ist und umso strömungsgünstiger („windschlüpfriger“) die Form (bei gleichem Geschosstyp und Material), umso geringer ist der Einfluss des Luftwiderstandes, desto gestreckter ist seine Flugbahn und desto größer seine Auftreffgeschwindigkeit (Vz) und Tiefenwirkung im Ziel. Die Querschnittsbelastung (QB) eines Projektils wird in g/cm2 angegeben. Je größer die QB und je höher der Formwert, desto kürzer ist - bei gleicher Mündungsgeschwindigkeit - die Flugzeit und desto rasanter ist die Flugbahn.

• Was ist mit Auftreffwucht oder Auftreffenergie (Ez) gemeint?
Die dem fliegenden Projektil innewohnende Bewegungsenergie (kinetische Energie der bewegten Masse) wird dem Ziel als Auftreffenergie vermittelt. Die Ez resultiert aus der Geschossgeschwindigkeit (im Moment des Auftreffens auf das Ziel - Vz) und aus der Geschossmasse (m). Dabei geht die Geschwindigkeit mit ihrem Quadratwert ein (V2), die Masse nur mit ihrem halben Wert (1/2 m). Die Formel lautet: Ez = 1/2 mV2 (Joule).
Welche Aussagekraft hat die Auftreffenergie F., für die Beurteilung einer Patrone?
Eine wichtige, z.B. für die Zulässigkeit einer Laborierung hinsichtlich der vom Jagdgesetz geforderten Mindestwerte. Allerdings darf die Ez nicht als alleiniger „Qualitätsfaktor“ herangezogen werden. Die Wirkung eines Projektils hängt vor allem von dessen Konstruktion und somit dessen Fähigkeit ab, die ihm innewohnende Energie dem Zielwiderstand angepasst an den Wildkörper abzugeben.

magnifier Call Now Button