Vogeljagd in Deutschland - Trends und Jagdpraktiken Die Jagd auf Vogelwild in Deutschland hat eine lange Tradition und erfreut sich […]
Damwild jagen und beschützen
Allgemeines. Das Damwild, zu den echten Hirschen zählend, kommt in zwei Unterarten vor: das Europäische und das Mesopotamische Damwild, das heute noch in Persien anzutreffen ist. Unser heutiges Damwild, das in prähistorischer Zeit bereits große Teile der nördlichen Halbkugel bewohnte, verschwand mit der letzten Eiszeit aus Mitteleuropa. Aus den Rückzugsgebieten, hauptsächlich in Kleinasien und Zypern, wurde es im Altertum von den Römern nach Spanien, Frankreich, England und evtl. auch nach Westdeutschland gebracht, wo es sich fortan, zunächst in Gehegen gehalten, auch in freier Wildbahn ausbreitete. Die kopfstärksten Damwildvorkommen Deutschlands stehen heute in Mecklenburg- Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Die hohe Anpassungsfähigkeit und die vergleichsweise geringen Ansprüche an Lebensraum und Äsung machen das Damwild zu einem weitgehend problemlosen Wild, das heute zur Gewinnung von Wildfleisch auch vielfach in Damwildfarmen gehalten wird. Gebietsweise gefährden jedoch auch überhöhte Damwildbestände die Ziele der fast bundesweit laufenden Waldumbauprogramme.
Kennzeichen. Neben der auffälligen Färbung zeichnet sich Damwild durch zwei besondere Eigenarten aus: zum einen den langen, meist in Bewegung befindlichen Wedel, zum anderen die bei schnellerer Gangart entwickelten Prellsprünge, bei denen es mit allen vier Läufen zugleich in die Höhe schnellt.
- Haar and Färbung. Der Haarwechsel findet im Frühjahr und Herbst statt. Das „normal“ gefärbte Damwild weist im Sommer eine rostbraune Decke mit einem schwarzen Aalstrich und weißen Fleckenreihen auf. Der oben schwarz umrandete, weiße Spiegel wird von dem oben schwarzen und unten schneeweißen Wedel bedeckt. Das längere, meist fleckenlose Winterhaar ist oben dunkel graubraun und unten grauweiß. Daneben gibt es auch in freier Wildbahn schwarzes und weißes Damwild.
- Größe/ Gewicht Hirsche Tiere
Schulterhöhe cm 80— 100 75- 80
Länge cm 120-180 110-130
Gewicht kg 50- 90 30- 45
Die stark variierenden Körpermaße und Gewichte sind auf unterschiedliche Standortverhältnisse zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Hirsche im Sommer sehr viel Feist ansetzen, während der Brunft aber bis zu etwa 20% ihres Körpergewichts wieder verlieren.
- Geweih. Das erste Geweih (i. d. R. Spieße ohne Rosen) schiebt der Damhirsch im Mai/Juni des zweiten Lebensjahres. Mit dem 2. Kopf bilden sich normalerweise Aug- und Mittelsprossen sowie schwache Schaufeln. Weitere mögliche Entwicklungsstufen sind: angehender Schaufler (Löffler). Halbschaufler, Vollschaufler. Hirsche vom 2. und 3. Kopf ohne oder mit nur schwach angedeuteter Abflachung der oberen Geweihhälfte bezeichnet man als Knieper. Die auf der Rückseite gezackte Schaufel kann viele Enden aufweisen. Das unterste, oft besonders lange Ende heißt Schaufelhaken, Dorn oder Sporn. Die Geweihe werden im August/September gefegt und im April abgeworfen.
- Gebiss.
Zahnformel: 0033/3133= 32. Die Zahnbildung vollzieht sich ähnlich wie beim Rotwild, jedoch fehlen die Grandeln. Der Zahnwechsel ist mit dem 26.-28. Lebensmonat beendet.
- Geschlechts- und Alterskennzeichen. Das Damhirschkalb lässt sich bereits ab August/ September an dem sich abzeichnenden Pinsel erkennen, der auch bei den Hirschen ein typisches Geschlechtsmerkmal ist. Im Dezember/Januar sieht man die sich bildenden Rosenstöcke. Das Haupt des jungen Hirsches ist schmal und spitz und wird mit aufrechtem Träger getragen. Mit zunehmendem Alter wird das Haupt stärker, breiter und dunkler.
Der Drosselknopf tritt deutlich hervor. Der alte Hirsch wirkt bullig, die Körpermasse liegt vorn. Typisch sind Hängebauch, starker Träger und Widerrist. Das Schmaltier unterscheidet sich vom Alttier in der Größe. Alte Alttiere haben einen „trockenen“ Kopf, einen dünnen Träger und einen durchhängenden Rücken. Führende Stücke erkennt man am Gesäuge, die Flanken sind oft eingefallen.
- Fährte. Die Damwildfährte erkennt man, geeignete Bodenverhältnisse vorausgesetzt, an der stark abgedrückten Ballenlänge, die gut die Hälfte des Trittsiegels einnimmt (beim Rotwild etwa 1/3). Die Fährten von Hirsch und Tier lassen sich nur an der Größe unterscheiden. Der Fährtenabdruck eines alten Hirsches ist etwa 8 cm lang, der des Tieres bis 5 cm. Das Trittsiegel wirkt vorne spitz und in der Mitte geschnürt.
Sinne. Damwild orientiert sich in erster Linie mit dem außerordentlich gut ausgeprägten Gesichtssinn. Sein Geruchs- und Gehörsinn scheinen weniger gut als beim Rotwild ausgebildet zu sein.
Lautäußerungen. Neben dem in kurzen, schnarrenden Grundtönen ausgestossenen Brunftlaut der Hirsche gibt es als Kontaktlaute von Seiten des Tieres das Blöken und Mahnen, auf das das Kalb mit Fieptönen antwortet. Schrecklaute sind selten. Tiere zeigen in der Brunft durch Miauen (mi-mie-mi) ihre Paarungsunwilligkeit an.
Lebensweise. Im Gegensatz zum Rotwild ist das Damwild mehr am Tag aktiv und weniger empfindlich gegen Störungen. Je nach Deckung lebt es, getrennt nach Geschlechtern, in mehr oder weniger großen Rudeln zusammen. Je weniger Deckung, umso größer die Rudel. Alte Hirsche sind oft Einzelgänger und ziehen sich besonders in der Feistzeit gern in ruhige Feldgehölze oder große Getreideschläge zurück.
Lebensraum. Als Lebensraum wird die offene, parkähnliche Landschaft mit Wechsel von Wald, Feld und Wiese bevorzugt. Im Sommer steht Damwild gern in großen Getreideschlägen. Die Hirsche führen im allgemeinen ein unstetes, nicht reviergebundenes Leben.
Fortpflanzung. Die Hauptbrunftzeit fällt in die zweite Oktoberhälfte. Die Hirsche ziehen in die Kahlwildreviere und stellen sich auf den meist traditionellen Brunftplätzen ein, wo sie den ganzen Tag über röhrend, oft in den ausgeschlagenen Brunftkuhlen stehen oder liegen und die paarungsbereiten Tiere (Schmal- und Alttiere) erwarten. Auf den Brunftplätzen herrscht seitens des Kahlwildes ein ständiges Kommen und Gehen. Feste Brunftrudel wie beim Rotwild gibt es beim Damwild nicht. Brunftkämpfe, denen hin und wieder alte, abgebrunftete Schaufler zum Opfer fallen, sind nicht selten. Nach einer Tragzeit von etwa 33 Wochen sondern sich die beschlagenen Tiere vom Rudel ab und setzen meist im Juni ein Kalb. Zwillingskälber sind wie beim Rotwild extrem selten. Kälber werden mitunter bis in die Wintermonate hinein gesäugt. Der jährliche Zuwachs beträgt ähnlich dem des Rotwildes, bezogen auf den am 1. April vorhandenen Bestand weiblichen Wildes (Alttiere, Schmaltiere), zwischen 70 und 80 Prozent.
Geschlechterverhältnis. Das natürliche Geschlechterverhältnis des Damwildes liegt bei annähernd 1:1. Verschiebungen zugunsten des Kahlwildes sind meist auf eine stärkere jagdliche Nutzung der Hirsche als Trophäenträger zurückzuführen. Die mögliche Höhe des wirtschaftlich tragbaren Wildbestandes richtet sich nach den jeweiligen Gegebenheiten im Revier , bzw. nach den sonst im Gebiet vorkommenden wiederkäuenden Schalenwildarten, insbesondere der Zahl des Rot- und Rehwildes. Selbst in guten Damwildgebieten sollte die Wilddichte 10 Stück pro 100 ha Wald außerhalb der Brunft keinesfalls überschreiten, eher darunter liegen.
Nahrung. Als bevorzugte Äsung gelten Gräser, Kräuter. Früchte, Knollen, Futterpflanzen, Sträucher. Bei Mangel an ausreichender, anderweitiger Äsung kommt es zu Schälschäden, die allerdings nur an bestimmten Baumarten, insbesondere Eschen und jungen Kiefern entstehen. Auf Kahlschlägen und nach Durchforstungen schält das Damwild gerne die Spiegelrinde insbesondere der Kiefer. Die Höhe der Verbiss-Schäden durch Damwild an Forstnutzpflanzen ist schwer einzuordnen, da Rehwild stets, mitunter auch Rotwild im selben Gebiet vorkommt und sich die Schadbilder nicht unterscheiden lassen. Im allgemeinen wird der forstwirtschaftliche Schaden durch Damwild geringer als der durch Rot- und Rehwild eingeschätzt.
Feinde. Neben wildernden Hunden, die besonders Kälbern gefährlich werden können, reißt zuweilen auch der Fuchs einmal ein neugeborenes Kalb. Große Verluste erleidet das viel umherziehende Damwild durch den Straßenverkehr.
Jagd. Der Ansitz ist die gebräuchlichste Jagdart. Starke Hirsche werden in der Regel beim Ansitz im Schirm oder Hochsitz direkt am Brunftplatz erlegt. Die Pürsch gestaltet sich stets schwierig. Das bevorzugt auf übersichtlichen Flächen stehende Wild eräugt den Jäger meist frühzeitig. Den pferdegezogenen Pürschwagen hält das Damwild fast immer aus, so dass Pürschfahrten oft erfolgreich verlaufen. Auch Beunruhigungsjagden mit kurzläufigen Hunden bringen gute Erfolge.
Abschuss. Hegeziel beim männlichen Damwild sind Hirsche mit beiderseits voll entwickelten langen und breiten Schaufeln. Schmalspießer mit nach unten keulenförmig verdickten Spießen gelten als gut veranlagt. Fehlende Aug- und Mittelsprossen werden bei mehrjährigen Hirschen als Fehler gewertet. Auch O-förmige Schlitze in der Schaufel, schmale und stark zerrissene Schaufeln sind unerwünscht. In den meisten Bundesländern gelten Damhirsche vom 8. Kopf als reif und somit als Hirsche der Klasse I. Ausnahmen machen Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz (9. Kopf) sowie Nordrhein-Westfalen (10. Kopf).
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