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Kontakt mit Menschen sollte nicht verpasst werden - Jagdhund Ausbildungsplan

09/11/2017
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Kontakt mit Menschen sollte nicht verpasst werden - Jagdhund Ausbildungsplan

Kontakt mit Menschen Jagdhund

Dank umfangreicher Forschungen wissen wir heute, dass schon der Welpe genügend Kontakt mit Menschen und Anschluss an die Familie braucht, um uns später als Meutekumpane betrachten zu können. Ein abgesondertes Aufwachsen im abgelegenen Zwinger ohne menschlichen Anschluss macht ihn zum später fast unkorrigierbaren asozialen Typ.

Nutzen wir deshalb die Chance vom ersten Tag an, ihm den nötigen Kontakt mit familieneigenen und fremden Zweibeinern zu gewähren. Die althergebrachte Meinung, ein Jagdhund müsste möglichst isoliert aufwachsen, um ein guter Wächter und Beschützer zu werden, hat sich als völlig haltlos erwiesen.

Es sei deshalb allen Jagdhundebesitzern, insbesondere und gerade solchen, welche mit ihren Tieren eine spätere Diensthundeausbildung ins Auge fassen, ans Herz gelegt, ihre Junghunde nicht von anderen Menschen fernzuhalten. Alles andere ist unsinnig und mündet früher oder später in ernsthaften Problemen.

Milieutraining
Ist unser Welpe mit Halsband und Leine gut vertraut, machen wir ihn mit allen möglichen Einflüssen und Geräten bekannt. Dieses Milieutraining beschert uns einen Jagdhund, welcher später in allen Umweltsituationen ein sicheres und unerschrockenes Verhalten zeigt. So muss er im jüngsten Alter Menschengedränge, Bahn und Tram, Straßenverkehr, Baustellen und Autofahren als normale Gegebenheiten empfinden und sich daran gewöhnen können. Ebenfalls mit dem Junghund sollte das Begehen einfacher Hindernisse nicht verpasst werden. Dabei macht man den Jagdhund in und auf allen unbekannten Orten Schritt für Schritt sicher und gewährt ihm Hilfestellung. Die Leine bleibt stets locker. In der Angewöhnungsphase darf der Jagdhund nie fallen oder springen. Mit dem Hörzeichen „langsam" beruhigen wir den Jagdhund. Ein Kamerad soll bei schwierigen oder hohen Hindernissen Hilfe stehen; dabei gewöhnt sich der Jagdhund problemlos an Fremdpersonen.

Anbinden und Warten
Das Anbinden und sich etwas an die Einsamkeit gewöhnen ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung des Jagdhundes und das spätere freie Ablegen unter Kontrolle. Anfänglich binden wir unseren Begleiter nur für einige Sekunden an, bleiben in wenigen Metern Entfernung stehen und holen ihn möglichst dann lobend ab, wenn er ruhig ist. Allmählich dehnen wir die Wartezeit auf einige Minuten aus und entfernen uns etwas weiter weg. Wenn der Jagdhund das Vertrauen in unsere Rückkehr gefunden hat, verstecken wir uns auch einmal für einige Augenblicke. Bis der Jagdhund einjährig ist, sollte er ohne weiteres eine halbe Stunde lang an einem sicheren Ort angebunden verweilen können, ohne in Panik zu geraten oder Aufruhr zu veranstalten.

Eine Kette oder ein dünnes Stahlseil verhindern von vornherein ein allfälliges Durchbeißen der Leine. Gefährliche Stellen wie Stoßstangen von Autos, Garagentore etc. sind keine Anbindeorte für Jagdhunde! Dort, wo er möglichst Ruhe hat, binden wir den Jagdhund mit einem kurzen Spielraum von höchstens 80 Zentimetern an. Viele Leute glauben, ihrem Jagdhund einen Gefallen zu tun, wenn sie ihm möglichst viel Spielraum gewähren. So kann er aber viel zu weit vorschnellen, sich selbst in der Leine verwickeln und Vorbeigehende anspringen. Immer kann es Vorkommen, dass ein freilaufender Jagdhund zu einem angebundenen Artgenossen dazukommt. Deshalb machen wir pro Verankerung immer nur einen einzigen Jagdhund an und der Abstand zu anderen angebundenen Tieren muss genügend groß sein.

Alleine lassen
Irgendwann muss jeder Vierbeiner lernen, zwischendurch auch einmal alleine zu sein. Obwohl wir ihn ja in unsere Gemeinschaft bestmöglich integrieren wollen, möchten wir ab und zu einmal ohne ihn fortgehen. Überallhin können wir ihn schlichtweg nicht mitnehmen. Also muss er wie beim Angebundensein lernen, dass er an gewissen Orten allein wartet, ohne die Wohnung zu Kleinholz zu kauen oder die ganze Umgebung mit Protestgeheul zusammenzurufen. Alleinsein ist für einen Jagdhund etwas grundsätzlich artfremdes. Er trachtet stets danach, den Anschluss ans Rudel nicht zu verlieren. Wird er eingesperrt und verlassen, so versucht er den Kontakt nach hundlicher Manier durch Heulen und Bellen herzustellen. Reagieren wir nun darauf und kommen zurück, findet er dadurch eine von uns unbeabsichtigte Bestätigung auf sein Bellen und wird dies das nächste Mal noch intensiver ausführen.

Aus diesen Gründen trainieren wir das Alleine lassen ganz behutsam und systematisch vom Welpenalter auf. Wir beginnen damit in Momenten, wo der Jagdhund müde und zufrieden ist, zum Beispiel nach einem Spaziergang und anschließen der Fütterung. Ganz wichtig scheint, dass wir anfänglich - wie beim Anbinden - die Wartezeit nur auf wenige Sekunden erstrecken und im Jagdhund das felsenfeste Vertrauen auf unsere sichere Rückkehr festigen.

Der erste Schritt des Alleinseins beginnt in der Regel wie im Kapitel „Schlaf, Hündchen, schlaf..." beschrieben damit, dass der Welpe die Nacht ohne seine Meute zu verbringen lernt. Als nächstes lasse ich den Junghund in günstigen Momenten, wenn er schläft oder mit einem Kauknochen beschäftigt ist, für einige Augenblicke im Büro oder jenem Zimmer, wo sich Schlafplatz befindet, alleine, wobei ich jenes Hörzeichen ausspreche, welches ich später immer dann verwenden werde, wenn ich ohne ihn Weggehen werde (zum Beispiel: „Schön warten!"). Da ich zwischendurch immer wieder einmal das Büro für kurze Zeit verlasse, um etwas zu holen, um eine Fotokopie zu machen etc., lernt mein Meutekumpan bald, dass ich immer wieder zurückkomme. Mit der Zeit dehne ich Wartezeiten auf rund zehn Minuten aus. Vom etwa halbjährigen Jagdhund verlange ich, dass er rund eine Viertelstunde allein bleibt. Etwa ab dem Alter von zwölf Monaten an soll er zu Hause und übrigens auch im Auto zwei bis vier Stunden alleine bleiben können, wenn er zuvor genügend bewegt, versäubert und gefüttert worden ist.

Bei der Rückkehr ist der Jagdhund stets freudig zu begrüßen, selbst wenn er etwas „angerichtet" haben sollte. Ihn jetzt noch zu „schütteln", wäre völlig falsch, denn er würde dies mit unserer Rückkehr verknüpfen. Eingreifen darf man höchstens, wenn man ihn gerade bei einer unerwünschten Handlung erwischt.

Verhindern des Wilderns
Beobachtungen von Zimen haben ergeben, dass Wölfe und Jagdhunde im Laufe ihres Lebens lernen, welche der größeren Tiere für sie als Beutetiere tauglich sind und demnach ihnen nachzujagen beginnen. Dies können wir nun ausnützen, indem wir unserem Vierbeiner das Jagen nach größeren Tieren vergällen. Wer seinen Jagdhund nicht speziell für die Jagdgebrauchsarbeit ausbildet, sollte bei ihm diesen Trieb unterdrücken. Manche Unannehmlichkeit könnte damit aus der Welt geschaffen werden.

Um unser Ziel zu erreichen, gehen wir mit dem sehr jungen, unerfahrenen Jagdhund in den Wald und suchen Wild auf. Entdeckt er das Wild, laufen wir in entgegengesetzter Richtung fort und lenken ihn davon ab. Der Jagdhund soll sich frei abgelehnt bewegen, muss aber noch so unselbständig sein, dass ihn der Meuteführer in jedem Fall mehr interessiert als das Wild. Dies wird höchstens bis zum Alter von vier bis sechs Monaten der Fall sein, je nach Veranlagung und Rasse, und klappt nur bei einer guten Beziehung zwischen Jagdhund und Besitzer.

Bei älteren Jagdhunden ist eine mindestens zehn Meter lange Leine am Halsband zu befestigen. Wiederum suchen wir Wild auf. Rennt der Jagdhund diesem nach, rufen wir ihn zurück. Kehrt er um, ist ihm ein ausgiebiges Lob sicher. Springt er weiter, lassen wir ihn heftig ins Halsband laufen, wozu wir die Leine ruckartig zurückreisen. Er muss die Erfahrung machen, dass Wildern schmerzhaft ist. Unsere Einwirkung muss überaus heftig sein, weil auch der Reiz (Wild) für den Jagdhund sehr stark ist. Um unsere Hände beim Zurückreissen der Leine zu schützen, ist das Anziehen von Handschuhen zu empfehlen. Nachdem der Jagdhund gelernt hat, dass Wildern schmerzhaft ist, unterdrücken wir jede aufkommende Jagdlust mit drohenen Gesten und Worten. So wird sich unser Begleiter an Wild bald desinteressiert zeigen. Bewegen wir uns auf freier Flur, so ist bei auftauchendem Wild zudem das perfekt sitzende Ablegen und Verharren auf Distanz äußerst vorteilhaft.

Neben dem Verhindern des Wilderns müssen wir unseren Jagdhund vom Welpenalter an mit Haustieren wie Katzen, Hühnern, Schafen, Kühen und Pferden vertraut machen und ihn diese nie hetzen lassen. Wir verfahren dabei gleich wie beim Wild. Ebenso schreiten wir energisch ein, wenn unser Junghund auf freiem Feld Krähen und anderen Vögeln nachjagen will. Bei jedem Jagdhund, auch bei allen Jagdhunderassen, kann das Angewöhnen des Jagens verhindert werden.

Man muss aber damit rechtzeitig beginnen und es immer wieder konsequent verhindern. Ein Jagdhund wildert nur, wenn er es irgendwann gelernt hat (siehe vorne). Wir müssen also nur auf der Hut sein, dass sich der unsrige dieses Verhalten konsequent nicht aneignet! Verpassen wir diese Maßnahme und hat sich ein Jagdverhalten durch Lernen festgesetzt, haben wir einen schweren Stand. Ältere „Jäger" können in der Regel, wenn überhaupt, nur noch von Fachleuten mit traumatischen Einwirkungen korrigiert werden. Ersparen wir dies doch unserem Tier!
Wir wollen keinen Raufer!

Von jung auf gewöhnen wir unseren Jagdhund, bei Begegnungen mit Artgenossen selbständig und richtig zu reagieren. Als Rudelsführerzeigen wir ihm, dass wir an Raufereien nicht interessiert sind. Bei Begegnungen an der Leine achten wir peinlich darauf, dass diese immer locker durchhängt. So ist der Jagdhund diszipliniert und zeigt keine Rauflust. Angespannte Leine schürt immer Aggression! Ebenso dürfen wir nie einen in unserer Nähe auftauchenden fremden Jagdhund fortscheuchen, wenn der eigene dabei ist. Damit feuern wir den unsrigen nur zum Raufen an. Inskünftig wird er sich auf jeden Daherkömmling ebenso ungeschickt stürzen wie ihm dies sein Meuteführer vorgemacht hat.

Kritisch kann es in der Umgebung der Wohnung und des Autos werden, wo unser Jagdhund territoriales Verteidigungsverhalten zeigt. An solchen Orten lasse ich erwachsene Jagdhunde deshalb nicht mit anderen frei laufen. Ebenso kann es beim Kontakt mit einem Raufer zu ernsten Auseinandersetzungen kommen. Meist sieht es jedoch schlimmer aus, als es ist und oft genügt es, wenn wir zwei raufende Jagdhunde einfach machen lassen und uns vorerst gar nicht einmischen, vor allem dann, wenn die Rammlerei auf neutralem Territorium und unter zwei nichtangeleinten Jagdhunden stattfindet. Kommt es in Ausnahmefällen einmal zu einem Ernstkampf mit beginnendem Beschädigungsbeißen, so greifen wir wie folgt ein: Wir packen den fremden Jagdhund von hinten an Hinterläufen oder Schwanz, heben ihn ab Boden, schreien unserem eigenen den Befehl zum Abliegen zu und versuchen so, die beiden zu trennen. Dabei müssen wir damit rechnen, dass der fremde Jagdhund noch schnell bei uns „zulangt", ehe wir ihn fortschleudern können. Das ganze braucht etwas Mut, aber im Notfall sollten wir diesen zum Schutze unseres Tieres schon aufbringen. Geschrei und Leinenschläge sind völlig unsinnig und feuern die Jagdhunde nur noch mehr zum Kampf an. Dreinschlagen ist bei Raufereien also immer fehl am Platz. Noch ein Wort zum berühmten Kathederbeispiel des vollen Wasserkübels, den man über raufende Jagdhunde gießen könnte: Erstens steht ein solcher im entscheidenden Moment kaum je bereit und zweitens würde dies bei wirklichen Ernstkämpfen wohl auch nichts ausrichten. In solchen Situationen müssen wir die Kämpfenden immer trennen.

Aufheben, Tragen, Untersuchen
Den Welpen heben wir immer mit beiden Händen auf. Vorne umfassen wir mit der Hand die Brust und greifen mit der anderen hinter den Hinterschenkeln durch. Nie darf er beim Aufheben Schmerz empfinden, sonst wird er sich das später kaum mehr gefallen lassen. Erwachsene und große Tiere müssen wir anders aufheben und tragen: Wirfassen den stehenden Jagdhund von der Seite her an, indem wir in die Kniebeuge gehen. Eine Hand umfasst den Hals vor den Vorderläufen an seiner schmälsten Stelle und hält zugleich das Halsband, die andere Hand langt in der Bauch-Nierengegend, vor den Hinterschenkeln, hindurch. So heben wir unseren Freund gefahrlos hoch und tragen ihn bequem. Der häufigste Fehler besteht darin, dass mit der einen Hand hinter den Hinterschenkeln des Jagdhundes durchgegriffen wird. Dadurch kann dieser aber eine enorme Hebelwirkung erzeugen und sich abstoßen, wenn er sich streckt. Um beim Verladen auf Fahrzeuge oder beim Tierarztbesuch Unfälle durch Hinabfallen zu vermeiden, soll mit dem Tier das korrekte Tragen rechtzeitig geübt werden. Nie jedoch heben wir unseren kleinen Jagdhund bei Begegnungen mit Artgenossen ängstlich auf. Solche „Arm-Jagdhunde" (Klever) entwickeln mit der Zeit ein völlig falsches Verhalten gegenüber anderen Jagdhunden. Wehe, wenn sie einmal unverhofft eine Begegnung ohne Herrchen bestehen sollten: Prompt werden sie dann gebissen, weil sie sich einfach nicht mehr artgerecht verhalten können.

Von uns und von unserem Tierarzt hat sich unser Jagdhund jederzeit untersuchen und, falls notwendig, behandeln zu lassen. Dazu muss er sich von uns ohne Drohgebärden seinerseits auf den Rücken und die Seite legen lassen. Das Ganze soll aber nicht in einen Zweikampf ausarten. Mit überlegener, stoischer Ruhe legen wir unseren „Patienten" seitlich ab, ohne bei allfälligen Beißdrohungen die Hand zurückzuziehen. Wir gewöhnen bereits den Junghund daran, dass wir auch hier die Stärkeren sind. Es ist schon bedenklich, wenn erwachsene Jagdhunde gegenüber ihren „Meistern" derart dominant sind, dass sie jedes Mal einer Narkose bedürfen, um beispielsweise die Ohren zu reinigen. Und das Ganze nur, weil ihr Herrchen schlicht und einfach Angst hat, sie unter Kontrolle zu halten.

Um das Maul des Jagdhundes zu öffnen, greifen wir mit Daumen und Zeigefinger einer Hand seitlich in die Lefzen und drücken diese gegen das Gebiss. So öffnen wir den Fang sachte, aber bestimmt. Solange die Lefze zwischen unserem Finger und seinen Zähnen liegt, wird er kaum zubeißen.

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