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Lebensraum Lebensweise Ernährung und Altersansprache des Gamswildes - Familie Hornträger
Lebensraum Lebensweise Ernährung und Altersansprache des Gamswildes - Familie Hornträger
Lebensraum, Lebensweise, Ernährung
• Welchen Lebensraum bevorzugt Gamswild?
Gamswild im Alpenraum bewohnt vornehmlich die Regionen oberhalb der Baumgrenze (Gratgams) bzw. in der Kampfwaldzone. Doch kommen auch mehr oder minder kopfstarke Waldgams-Bestände vor. Sie leben ganzjährig in tiefer gelegenen Waldgürteln. Extreme Schneelagen kann auch jenes Gamswild, das normalerweise oberhalb der Baumgrenze seinen Einstand hat, in tiefere, bewaldete Regionen drücken.
• Beschreiben Sie die soziale Organisation des Gamswildes.
Gams leben die meiste Zeit des Jahres gesellig in Rudeln. Alte Böcke sind außerhalb der Brunftzeit häufig Einzelgänger. Die Untereinheiten der Geißrudel bilden Mutterfamilien aus Geiß und Kitz oder Geiß, Kitz und Jährling. Die Bockrudel bestehen aus jungen und mittelalten Böcken und sind normalerweise mehr oder minder deutlich kleiner als die Geißrudel.
• Aus welchen Teilen setzt sich das Nahrungsspektrum der Alpengams zusammen?
Das Gamswild zählt unter den Wildwiederkäuern zu den Mischäsern (Intermediärtypen). Das Nahrungsangebot und seine Verfügbarkeit sind jahreszeitlich starken Schwankungen unterworfen. Im Sommer dominieren Gräser und Kräuter. In dieser Zeit selektiert das Gamswild die besonders energiereichen und leicht verdaulichen Pflanzenteile heraus. In den Wintermonaten stehen je nach Einstand weiterhin Gräser aber auch Sträucher wie Heidelbeere, Erika, sämtliche Wildrosen (Alpenrose) sowie Nadel- und Laubhölzer im Mittelpunkt.
Altersansprache
• Wie wird Gamswild nach Alter und Geschlecht bezeichnet?
Gamswild im ersten Lebensjahr bezeichnet man als Kitze (Bock- und Geißkitze). Im zweiten Lebensjahr heißt es Jährling oder Jährling bzw. Jährlingsbock oder Jährlingsgeiß. Ab dem dritten Lebensjahr spricht man von Gamsböcken und Gamsgeißen (Kurz: Bock, Geiß). Nicht mehr aufnehmende, alte Geißen werden als Geltgeißen bezeichnet. Jüngeres Gamswild im Rudelverband nennt man Scharwild. Der Begriff „Die Gams“ wird teilweise auch als Plural benutzt.
• Welche Körpermerkmale sind zur Altersansprache des Gamswildes geeignet?
Wie bei anderen Schalenwildarten orientiert man sich zunächst am Gesamteindruck des Stücks: Stärke, Verhalten, Dominanz usw.. Weiterhin lässt der Zügel Rückschlüsse auf das Alter zu. Bei jungen Gams ist dieser schwarz oder schwarzbraun und scharf gegen das hellere (weißliche) Gesicht abgegrenzt. Mit zunehmendem Alter verwaschen sich die Zügel und erscheinen mattschwarz oder gräulich und sind weit weniger klar vom später gräulichen, „greisen“ Gesicht abgegrenzt.
Abb. 2.53: Schematischer Aufbau der Gamskrucke (Querstriche = Jahresringe)
Auch die Stärke der Krücken - im Zweifel je stärker je älter - lässt bei Kenntnis des Bestandes eine Altersansprache zu. Am erlegten Stück ermöglichen die Jahresringe an den Krücken eine meist exakte Altersansprache. Das Kruckenwachstum stagniert in den Monaten von Dezember bis März. An den Schläuchen bleiben als Folge recht deutliche Einschnürungen, die Jahresringe zurück. Etwa ab dem vierten Lebensjahr geht der jährliche Kruckenzuwachs deutlich zurück und bewegt sich später nur noch im Millimeterbereich.
Die Altersbestimmung anhand der Jahresringe kann durch Schmutz und Baumharz (Pechgehörne) erschwert werden, die sich durch das Reiben der Krücken an Bäumen und Sträuchern („Hornen“) ablagern können. Etwa ab dem fünften Lebensjahr verengt sich die zuvor breitere Kruckenbasis - die Krücke „schließt“ sich. Sie verjüngt sich dann mehr oder minder deutlich sichtbar zur Basis hin.
Abb. 2.54: Gamsbock 7 Jahre; der sog. „Zentimeterring” (0,9-1,1 cm) entsteht im Alter von 4 und 5 Jahren. Danach werden nur noch „Millimeterringe” gebildet.
Fortpflanzung
• Wann brunftet Gamswild?
Die Hauptbrunft fällt in die Zeit von Ende Oktober bis etwa Mitte Dezember. Die Böcke stellen sich zu den Geißen. Nach einer Tragzeit von etwa 26 Wochen werden die Kitze meist ab Mitte Mai gesetzt. Zwillingsgeburten sind selten.
Gamsgeißen nehmen normalerweise erstmals im dritten oder vierten Lebensjahr an der Brunft teil. In stark anwachsenden Populationen auch früher. Die Böcke erreichen ihre höchste soziale Reife im Alter zwischen etwa sechs und zehn Jahren. Fehlen mittelalte oder alte Böcke dominieren zwangsläufig die jüngeren das Brunftgeschehen, was zu einer Ausdehnung der Gesamtbrunftzeit bis in den Januar führen kann.
• Was bezeichnet man als Brunftleigen?
Die Brunftfeigen (Postcornualdrüsen) liegen bei Gams beiderlei Geschlechts hinter den Krücken. Das Sekret dieser etwa drei Zentimeter langen Drüsen dient der Markierung. Durch Reiben der Brunftfeigen an Bäumen, Stauden und anderen Pflanzen werden Geruchsmarken gesetzt, offenbar ohne bestimmte Areale zu markieren. Die Brunftfeigen produzieren ganzjährig Sekret, sind zur Brunft aber besonders aktiv.
Bejagung
• Mit welchen Methoden wird Gantswild bejagt?
Treibjagd, Riegeljagd, Pirsch und Ansitz. Große Treibjagden auf Gamswild werden kaum noch abgehalten. In Deutschland werden sie gar nicht mehr durchgeführt, in der Schweiz sind sie verboten. Beim „Riegeln“ wird nur ein relativ eng begrenztes Gebiet mit wenigen Schützen und Treibern (ohne Hunde) meist still bejagt. Die Einzeljagd besteht aus Ansitz und Pirsch oder (meist) einer Kombination dieser beiden Jagdarten. Als Trophäen gelten die Krücken, der Gamsbart und die als Boden- oder Wandschmuck gegerbte Decke.
Krankheilen
• Von welchen Krankheiten werden Gamsbestände hauptsächlich befallen und/oder dezimiert?
Die wichtigsten Krankheiten sind Gamsräude, Gamsblindheit, Lippengrind (Papillomatose), Magen-, Darm- und Lungenwürmer.