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Rotpunkt- und Leuchtpunktvisiere, Eisenvisier im Test – Teil 1

06/07/2017
jaeger-werden
Rotpunkt- und Leuchtpunktvisiere, Eisenvisier im Test – Teil 1

Leuchtpunktvisiere, entscheidend für ein erfolgreiches flüchtiges Schießen ist neben Übung sicherlich die Zieleinrichtung. Heute muss man sich für die Drückjagdwaffe zwischen Rotpunktvisier, Drückjagd-Zielfernrohr und Eisenvisier entscheiden.

Alle Drückjagd-Zielfernrohre mit etwa 1 - bis 4facher Vergrößerung und Sehfeldern von rund 20 bis über 32 Metern eignen sich auch sehr gut für das flüchtige Schießen. Stellvertretend für diese Zielfernrohrart wurde das Varipoint 1,1 -4x24T* von Zeiss herangezogen. Es kommt mit nur einem Punkt als Absehen aus. Dieser erscheint ohne Beleuchtung schwarz und beleuchtet rot. Man ist also nicht der Batterielebensdauer verfallen, da auch ohne Beleuchtung mit dem schwarzen Punkt gut gezielt werden kann. Beleuchtet erscheint der Punkt rot und ist äußerst gut wahrnehmbar. Die Leuchtstärke kann sehr gut reguliert werden. Man kann den Punkt bei Schnee und Sonnenschein genauso gut und ohne Überstrahlung wahrnehmen wie im „dunklen" Spätherbstwetter oder der Dämmerung. Er ist für alle Lichtverhältnisse fein und schnell in der Leuchtstärke regulierbar. Zwar sind die Batterien kälteempfindlich, doch bei den üblichen „Drückjagdtemperaturen" von 10 bis minus 15 Grad Celsius hatte ich damit noch keine Probleme. Die Energie stammt von einer 3 Volt Knopfzellen- Batterien. Die Optik im Varipoint 1,1-4x24T* über alle Zweifel erhaben. Sie ist einfach brillant bei sehr gutem Kontrast, gestochener Schärfe und hoher Lichtstärke. Auch beim Ansitz in der Dämmerung kommt man damit gut zurecht.

Die Dioptrienschnellverstellung ist einfach und ausreichend. Der Vergrößerungswechsler benötigt für den gesamten Vergrößerungsbereich nur eine halbe Umdrehung. Der Augenabstand beträgt im Mittel runde 9 Zentimeter, und das Sehfeld reicht von 36 bis 10,25 m auf 100 Meter Entfernung. Das Punktabsehen liegt in der 2. Bildebene und vergrößert sich bei Vergrößerungswechsel nicht mit. So verdeckt der Punkt bei 1,1 facher Vergrößerung 20 Zentimeter und bei 4facher Vergrößerung 5 Zentimeter auf 100 Meter. Das ist praxisgerecht. Das Zeiss Varipoint-Zielfernrohr erwies sich in der Praxis als sehr robust und wasserdicht. Gegen Innen-beschlag ist es mit Stickstoff gefüllt. Das Zielfernrohr wiegt mit Innenschiene 477 Gramm und ist 30 Zentimeter lang.

Aimpoint 9000L
Aimpoint 9000L36

Aimpoint 9000
Aimpoint ist inzwischen zum Synonym für Rotpunktvisiere geworden. Ich habe schon viele Rotpunktvisiere getestet und muss sagen, dass die Original Aimpoints qualitativ einsame Spitze sind. Zu demselben Ergebnis kamen offenbar auch zahlreiche Militärprüfstellen, denn neben der Polizei werden Aimpoints beim Militär unter härtesten Bedingungen eingesetzt. Spezialeinheiten der US-Armee sind damit genauso ausgerüstet wie solche aus Frankreich oder Schweden. Selbst Kampftaucher haben die Aimpoints auf ihren Waffen. Aimpoint ging unter zahlreichen Rotpunktvisieren aus einem der härtesten Militärtests in den USA als Sieger hervor. Für unseren Vergleich stand das neue Aimpoint 9000 zur Verfügung. Es ist speziell für die Jagd entworfen worden. Das 9000er gibt es in einer 160 Millimeter langen und 210 Gramm schweren Ausführung für alle Standardsysteme oder Montagen mit kurzen Ringabständen wie der Blaser Sattel-montage. Es ist aber auch in einer Langausführung mit 200 Millimeter Länge und 230 Gramm Gewicht erhältlich. Dieses lange Aimpoint kann problemlos auf Magnumrepetierer montiert werden. Außerdem ist es ideal für Kipplaufwaffen. Ein 38-mm- Ring kann ohne weiteres am Objektivkopf montiert werden, damit ist es ideal für Hebelschwenkmontagen auf Kipplaufwaffen.

Die 9000er Aimpoints wurden für eine problemlose Montage auf allen Jagdwaffen optimiert. Jedoch wurde nicht nur das Design verändert. Revolutioniert wurde auch die Elektronik für den Rotpunkt. Für die Stromversorgung wird die junge Advanced Circuit Efficiency Technology (ACET) für die Light Emitting Diode verwendet. Energie spendet eine 3 V Lithium Batterie Typ 2L76 oder DL1/3N. In allen Klimabereichen der Erde - von der Wüste bis zur Arktis - funktioniert diese Technik problemlos. Dem kann ich nur zustimmen. Ich hatte das Aimpoint im Winter im arktischen Kanada dabei und kann eine Funktion bei minus 34 Grad Celsius bestätigen. Natürlich gibt bei Kälte jede Batterie viel weniger Energie ab. Der Vorteil der neuen ACET-Diode besteht darin, dass die Diode mit extrem wenig Energie auskommt. Unter normalen mitteleuropäischen Jagdbedingungen soll eine Batterie 50.000 Betriebsstunden halten. Bei Leuchtstufe 7 von 10 möglichen Stufen hält eine Batterie bei 20 Grad Celsius rund 50.000 Stunden. Wichtig ist das vor allem im sehr kalten Klima, wo die Batterieleistung extrem nachlässt. Auch bei arktischen Temperaturen arbeitet dieses Aimpoint zuverlässig.

Ferner wird nun das Rohr aus einem Stück festem Leichtmetall gefertigt, was hohe Stabilität, Festigkeit und Robustheit bewirkt. Die Oberfläche wurde schwarzmatt eloxiert, was hohe Verschleißfestigkeit garantiert. Das Innenrohr (befindet sich auch in Zielfernrohren) wird in kugelförmigen Lagern gehalten. In ihm befinden sich das Objektiv und die Leuchtdiode. Durch das neue Innenrohr wird der Absehenverstellbereich auf +/- 61 Zentimeter (insgesamt 122 Zentimeter) auf 100 Meter vergrößert. Die Absehenverstellung mit Klicks (1 Klick = 15 Millimeter auf 100 Meter) funktionierte zuverlässig millimetergenau. Man kann so seine Büchse sehr genau einschießen. Auch ohne die Kappen auf den Absehenverstelltürmen erwies sich das Aimpoint 9000 als wasserdicht. Garantiert wird Wasserdichte bis 2 Meter Tiefe (0,2 bar).

Die mehrfach vergütete Optik des Aimpoints vergrößert nicht. Das rote Licht der LED (Diode) wird von der Mitte der doppelten Objektivlinse zum Auge hin reflektiert. Normales Licht durchdringt ganz normal die Optik. Egal, wo das Auge positioniert wird, ist das Gerät parallaxenfrei. Das rote Licht in Punktform wird immer parallel zur optischen Achse des Gerätes zurückreflektiert, ob man nun den Punkt in der Mitte (bei korrekter Augenpupillenzentrierung) oder am Objektivrand (bei Schiefeinblick) wahrnimmt. Dadurch verändert sich bei Schiefeinblick die Treffpunktlage nicht, gleich, auf welche Entfernung geschossen wird. Bewirkt wird die stets parallele Rotlichtreflexion durch ein ausgeklügeltes Doppellinsensystem. Die meisten anderen Rotpunktvisiere haben diese Technik nicht, und es ergeben sich Treffpunktabweichungen bei falscher Augenpupillenlage. Die Optik ist natürlich nicht so brillant wie bei Zeiss. Sie ist aber durchaus kontrastreich, hell und sehr scharf. Ich hatte keinerlei Probleme bei Tagesjagden damit, egal ob Schnee lag und die Sonne schien, oder an einem diesigen Tag im Wald gejagt wurde. Selbst in der beginnenden Dämmerung gab es keinerlei Probleme. Die Optik weist keine störenden Reflexe auf und ist hell.

Auch der Kontrast ließ keine Wünsche offen, wenn sich Wild vor dunklem Hintergrund bewegte. Mit der nicht vergrößernden Optik kann Wild besser wahrgenommen werden als mit bloßem Auge. Der Rotpunkt kann bequem in neun Stufen in seiner Helligkeit reguliert werden. Er ist bei Sonnenschein genauso gut wahrnehmbar wie in der Dämmerung. Er erwies sich als reflexfrei und zeichnet sich auch scharf ab. Allerdings ist der Punkt im Varipoint wesentlich randschärfer und kreisrunder abgezeichnet. Der konstante Rotpunkt verdeckt 4 MOA, was 11,6 Zentimeter auf 100 Meter Entfernung sind. Auf 50 Meter sind es 5,8 Zentimeter. Damit ist er nicht für die Jagd auf kleines Wild auf große Entfernungen oder präzise Punktschüsse geeignet. Er ist aber gut wahrnehmbar und die Größe ideal für die Schalenwildjagd von Reh bis Hirsch, ganz besonders aber für das flüchtige Schießen. Inzwischen gibt es einen schwächeren 2 MOA- Punkt (5 cm auf 100 m), der sich für Jagdzwecke als ideal erwiesen hat. Man kann mit ihm auch sehr präzise schießen.

Viele Rotpunktvisiere sind ihr Geld nicht wert. Oft waren sie nicht schussfest. Verstellbare Punktgrößen benötigt man nicht. Für die Jagd sind nur 2 MOA- und 4 MOA-Punkte praxisgerecht. Kleine, offene Rotpunktvisiere wie das Docter Sight II lassen den Rotpunkt sehr aufwändig verstellen. Zudem ist ihre offene Bauart gegenüber der Witterung sehr empfindlich.
Das Zeiss Z-Point Rotpunktvisier ist extrem leicht und kompakt. Es hat eine sehr gute Optik und erwies sich praxisgerecht. Die hybride Energieversorgung mit Batterie und Solarenergie macht es relativ unabhängig.

Holosights wie das Bushnell eignen sich gut für das flüchtige Schießen auf kurze Entfernungen. Man erkennt das Absehen imaginär, als wäre es 25 oder 40 m vor dem Schützen.

Shirstone Rotpunktvisier
Shirstone Rotpunktvisier37

Zeiss Rotpunktvisier mit hybrider Energieversorgung
Zeiss Rotpunktvisier mit hybrider Energieversorgung38

Bushnell Holosight
Bushnell Holosight39

Docter Sight II und Luger Rotpunktvisier mit justierbarer Punktstärke
Luger Rotpunktvisier mit justierbarer Punktstärke40

Eisenvisiere
Offene Visierungen - die man früher als Eisenvisier bezeichnete - sind eine weitere Möglichkeit für den flüchtigen Schuss. Seit Büchsen und Visierungen bestehen, herrscht auch Streit darüber, welche Art oder Form des offenen Visiers ideal ist. Heute gibt es zahlreiche offene Visierungen, die speziell für den flüchtigen Schuss auf kurze Entfernungen entwickelt wurden. Standard war eine weite, flache Schmetterlingskimme ohne hochgezogene Seiten, kombiniert mit einem buntmetallhinterlegten Rundkorn. Besser ist ein weißes Perlkorn. Auf der Kimme sollte mittig ein breiter, weißer oder goldfarbener Strich vorhanden sein. Weniger praxisgerecht sind schmale Leuchtkorne in zierlichen Haltern. Sie sammeln zwar Licht und sind bestens wahrnehmbar, brechen aber sehr leicht. Beim Korn haben sich sehr gute, helle Plastikbalkenkorne bewährt, die von seitlichen Backen gehalten werden. Sie sind hell, ergeben besten Kontrast, sind gut wahrnehmbar und robust sowie stabil. Dazu passt eine weite Schmetterlingskimme, aber auch eine Dachkantkimme, die sich nach oben verjüngt und dort eine flache Rundung aufweist. Ein breiter, weißer Mittelstrich hilft zur schnellen, korrekten Kornaufnahme. Seitlich wird bei dieser Kimmenform sehr wenig verdeckt. Solche speziellen Drückjagd-Weiteflache Visierungen gibt es beispielsweise von Raetz.

Schmetterlingskimme mit weißem Mittelstrich
Schmetterlingskimme mit weißem Mittelstrich41

Eine weitere Möglichkeit ist ein Kimmenrahmen, wie ihn Krieghoff favorisiert. Es handelt sich um eine weite Schmetterlingskimme, bei der nur der Rahmen steht. Man kann also durchschauen und behält Überblick sowie Orientierung. Diese Kimme wird mit hellrotem Perlkorn kombiniert. Vollkommen ungeeignet für die Drückjagd sind Visiere mit Rechteckkimmen mit (oft zu engen) Rechteckausschnitten und Balkenkorn genauso wie Buckhornkimmen.

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