Vogeljagd in Deutschland - Trends und Jagdpraktiken Die Jagd auf Vogelwild in Deutschland hat eine lange Tradition und erfreut sich […]
Rotwild jagen und beschützen
Allgemeines. Das Rotwild ist die größte, regelmäßig vorkommende Wildart Deutschlands. Es kommt in zahlreichen Unterarten in Europa, Asien und Amerika vor. So beispielsweise der Kaukasushirsch oder Maral im Süden der GUS, in der Türkei und im Nordiran oder der große Altai-Maral und der nord- amerikanische Wapiti, die durch ihre extreme Ähnlichkeit mitunter allerdings zu einer Art zusammengefasst werden. Ursprünglich ein Sleppentier. wie z.B. noch heute im schottischen Hochland, ist das Rotwild in Mitteleuropa zu einem last reinen Waldtier geworden, das in großen Wäldern (Rotwildeinslandsgebieten) lebt. Da infolge der Lebensbedürfnisse dieser großen Wildart gelegentlich empfindliche Schäden in Wald und Flur entstehen, kann nur eine Wilddichte verantwortet werden, die wirtschaftlich auch tragbar ist. Das Rotwild unterliegt einer strengen Regulierung durch die Jagd.
Haar und Färbung. Der Haarwechsel erfolgt zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Das Sommerhaar ist relativ kurz und rotbraun (Rotwild!). Das längere Winterhaar ist grau/graubraun. Die Unterseite des Rumpfes ist im Winter bei Hirschen weitgehend schwarz, bei Tieren weißlich. Kälber tragen zunächst weiße Tarnflecken, die mit dem ersten Haarwechsel verschwinden. Die ausgeprägte Brunftmähne der Hirsche bildet sich nur im Winterhaar.
Größe/ Gewicht | Hirsche | Tiere |
Schulter- | 1,2-1,5 | 1,1- |
höhe m | 1,2 | |
Länge m | 1,9-2,4 | 1,8- |
2,0 | ||
Gewicht | ||
kg | 70-200 | 60-100 |
Schmaltiere | Kälber | |
Gewicht, kg 40-50 30-40
Geweih. Normalerweise sind gegen Ende des ersten Lebensjahres eines Rothirsches die Rosenstöcke voll entwickelt und heben sich deutlich sichtbar von den Stirnbeinen ab. Dem mittlerweile vom Hirschkalb zum Schmalspießer gewordenen Hirsch, wächst jetzt sein erstes Geweih, das in der Regel im September gefegt wird (ältere Hirsche Juni/Juli). Bei der ganz überwiegenden Zahl der Hirsche bilden zwei Spieße das erste Geweih, die je nach Kondition des Hirsches zwischen stummelartigen Fortsätzen und 50 bis 60 cm langen Spießen variieren können. In Ausnahmefällen können Jährlinge auch ein Aug- sprossen-, Hochgablergeweih oder Sechsergeweih tragen. Im Unterschied zu den folgenden Geweihstufen fehlen den Erstlingsspießen die Rosen. Schmalspießer und andere junge Hirsche werfen bis in den April/Mai hinein ihr Geweih ab, ältere Hirsche bereits im Februar/März. Knochenfressende Zellen (Osteoklasten) bewirken, wie bei allen Cerviden, am oberen Ende der Rosenstöcke den Geweihabwurf. Die Rosenstöcke geben einen wichtigen Aufschluss auf das Alter. Sie sind bei jungen Hirschen relativ lang und dünn und werden mit zunehmendem Alter kürzer und nehmen im Durchmesser zu. Zwei von einem Hirsch stammende Abwurfstangen (Abwürfe) nennt man Pass-Stangen. Ist die Abwurffläche an der Basis (Petschaft) nach außen gewölbt, stammen die Abwürfe in der Regel von einem jüngeren Hirsch. Bei älteren Hirschen ist das Petschaft eben oder gar konkav. Als Abnormität gelten u.a. der geweihlose Hirsch (Mönch, Plattkopf), der Perückenhirsch, bei dem eine Geweihwucherung infolge hormoneller Störung stattfindet, und der seltene Doppelkopf, bei dem die alte Stange nicht rechtzeitig abgeworfen wird und sich eine neue „Kolbenstange“ um die alte Stange bildet. Bei der Doppelkopfbildung, die überwiegend bei jüngeren Hirschen beobachtet wird, sitzen also Geweihe unterschiedlicher Jahrgänge gleichzeitig auf demselben Rosenstock.
Gebiss. Zahnformel:0133/3133= 34
Das Gebiss besteht aus 6 Schneidezähnen (Incisivi), die, wie bei allen Wiederkäuern, im Oberkiefer fehlen, 4 Eckzähnen (Canini), die im Unterkiefer eine Schneidezahnfunktion erfüllen und im Oberkiefer als nicht genutzte Grandeln zu finden sind, Vorbackenzähnen (Prämolaren) und 12 Backenzähnen (Molaren). Schneidezähne, Eckzähne (auch Grandeln) und Prämolaren werden gewechselt, sind zunächst also als Milchzähne vorhanden. Der Zahnwechsel ist nach etwa 28 Monaten beendet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist eine Altersschätzung anhand des Zahnwechsels möglich. Später ist man auf Schätzungen anhand des Abschliffes der Backenzähne oder anderer Methoden angewiesen.
Geschlechts- und Alterskennzeichen. Unterschiede zwischen Hirsch- und Wildkälbern gibt es mit Ausnahme der Art des Nässens kaum. Hirschkälber sind im Winterhaar am Träger und Bauch etwas dunkler gefärbt. Alttiere besitzen ein langes, „trockenes“ Haupt und lang wirkende Lauscher. Führende Alttiere erkennt man am Gesäuge (Vorsicht!), Schmaltiere man am kürzeren Haupt und der geringeren Stärke. Junge Hirsche wirken schlank und elegant: Bauchloser Rumpf, fehlender Widerrist, langes Haupt, dünner, aufrecht gehaltener Träger, kurze Mähne. Beim alten Hirsch verlagert sich der Körperschwerpunkt nach vorn. Stumpfes Haupt, mehr waagerecht gehaltener Träger, starke Mähne, deutlicher Widerrist, durchhängende Rückenlinie, Hängebauch.
Losung. Die Sommerlosung fällt meist in breiigen Klumpen, die Winterlosung in einzelnen, länglichen Beeren. Die Losung des männlichen und weiblichen Wildes ist an Form und Größe nicht zu unterscheiden. Die Form und Größe der Kotbeeren variiert mit der Stärke des Stükkes sowie der jeweiligen Äsung und Jahreszeit.
Fährte. Die Ballen, beim Hirsch meist deutlich abgedrückt, nehmen etwa 1/3 des Trittsiegels ein. An der Größe und den abgerundeten Schalenspitzen (Stümpfe) ist der Tritt des Hirsches leicht erkennbar. Das Geäfter drückt sich nur in der Fluchtfährte ab. Alte Hirsche und hochbeschlagene Alttiere „schränken“, d. h. die Tritte einer Körperseite haben zu denen der anderen Seite einen bestimmten Abstand. Die Schrittlänge beträgt beim alten Hirsch etwa 60- 80 cm, beim Alttier 50- 60 cm. Hirschgerechte Zeichen sind jene Zeichen in freier Wildbahn, die mögliche Hinweise auf Geschlecht und Stärke beim Rotwild geben. Jagdpraktisch waren diese Zeichen vom 13.-16. Jahrhundert von großer Bedeutung. Heute sind die meisten der einst 72 hirschgerechten Zeichen kaum noch bekannt.
Sinne
- Geruchssinn. Rotwild orientiert sich auch im Bereich der Feindvermeidung in erster Linie mit dem Windfang. Der Geruchssinn ist zweifellos am stärksten ausgeprägt. Es verlässt seine Einstände meistens gegen den Wind ziehend. Unter ständigem Sichern holt es sich immer wieder Wind.
- Gesichtssinn. Das Sehvermögen ist vergleichsweise (Geruchssinn!) schwach ausgebildet. Gut eräugt werden allerdings Bewegungen.
- Gehör. Ungewöhnliche lebensraumfremde Geräusche werden auch auf größere Entfernungen sicher registriert und meist lokalisiert.
Lautäußerungen. Am markantesten ist zweifelsohne der Brunftschrei des Hirsches. Er schreit, röhrt, orgelt, trenzt, knört und gibt den Sprengruf von sich. Beunruhigtes, verunsichertes Rotwild schreckt mitunter. Das Mahnen ist der Warnruf, aber auch der Kontaktruf zwischen Tieren und Kälbern. Rotwild klagt.
Lebensweise. Rotwild lebt sozial, in der Regel aber nach Geschlechtern getrennt. Ausgehend von der Mutterfamilie (Alttier, Kalb, Schmaltier) bilden die weiblichen Stücke evtl. zusammen mit jüngeren Hirschen (vor allem Schmalspießern) Kahlwildrudel, die stets ein führendes Alttier, das sogenannte Leittier, anführt. Ältere Hirsche bilden (mit Ausnahme der Feistzeit bei hoher Wilddichte) meist kleinere Trupps. Alte Hirsche stehen oft einzeln oder mit einem Beihirsch (Adjutant). Zum Ende der Feistzeit ziehen die Hirsche zu den Brunftplätzen. Beim Rotwild zieht der
Hirsch zur Brunftzeit zum Kahlwild und schließt sich dessen Rudeln an. Brunftrudel werden vom Hirsch zwar verteidigt, nicht aber geführt. Im Gegensatz beispielsweise zum Rehwild ist Rotwild nicht territorial. Selbst der Brunfthirsch verteidigt zwar „sein“ Brunftrudel, nicht jedoch einen abgegrenzten Lebensraumausschnitt. Rotwild ist heute überwiegend nachtaktiv. Es verbringt den Tag mit einigen Unterbrechungen zur Äsungsaufnahme meist im Bett sitzend in dichten Dickungen oder Stangenhölzern und zieht erst in den Abendstunden, im Sommer mitunter noch bei Tageslicht zur Äsung.
Lebensraum. Ursprünglich ein Steppentier, lebt das Rotwild bei uns heute fast ausschließlich im Wald. Es benötigt große, zusammenhängende Misch- und Nadelwälder, zieht aber zur Äsungsaufnahme auch auf die angrenzenden Feldflächen. Wanderungen von einem Rotwildgebiet ins andere, oft über weite Entfernungen auf alten Fernwechseln, sind keine Seltenheit.
Suhle. Das Suhlen ist ein wichtiges Lebensbedürfnis des Rotwildes. Es dient sowohl zur Abkühlung im Sommer als auch dazu, lästige Insekten (Parasiten) abzuhalten bzw. sie mit Schlamm zu inkrustieren. Hirsche suhlen wesentlich häufiger als Tiere. Vor allem zur Brunftzeit sind Rothirsche häufig an Suhlen zu beobachten.
Fortpflanzung. Das Erreichen der Fortpflanzungsreife ist geschlechts- und äsungsbedingt unterschiedlich. Extremer Äsungsmangel verzögert das Ausreifen der Geschlechtsorgane. Kahlwild wird in Mitteleuropa normalerweise im 2. Lebensjahr (Schmaltiere) fortpflanzungsfähig. Spießer können bereits Spermien ausbilden, sind von der Brunft in der Regel jedoch ausgeschlossen. Mit anderen jüngeren Hirschen stehen sie in „Junggesellenverbänden“ nahe den Brunftplätzen. Obwohl auch Hirsche bis zum 4. Lebensjahr mitunter zum Beschlag kommen, suchen sie die Brunftrudel in erster Linie der sozialen Bindung zur Mutterfamilie wegen auf. Erst im Alter von etwa 5-6 Jahren nehmen Hirsche „regelrecht aktiv“ am Brunftgeschehen teil. Die Hauptbrunft findet von etwa Mitte September bis Mitte Oktober statt. Die Hirsche ziehen auf die Brunftplätze, wo sich auf Blößen, Wiesen oder in lichten Altholzbeständen das Kahlwild versammelt.
Das Brunftgeschehen beginnt mit der Brunftigkeit der Tiere. Der stärkste Hirsch (Platzhirsch) verteidigt sein Rudel, indem er immer wieder röhrend das Kahlwild zusammentreibt und schwächere Hirsche abschlägt. Gleichstarke Rivalen liefern sich erbitterte Kämpfe, die zuweilen mit tödlichen Forkelstichen enden. Brunftige Tiere werden getrieben, bis es zum Beschlag kommt.
Die Tragzeit dauert etwa 34 Wochen. Vor dem Setzen ab Mitte Mai sondern sich die Alttiere vom Rudel ab. Das Kalb (Zwillingskälber sind selten) ist braunrot in der Grundfärbung und weiß getupft. Die Kälberflecken dienen der Tarnung, denn in den ersten Lebenswochen dominiert das „Sich-Drücken“ vor der Flucht. Nach 4-6 Wochen vereinigen sich die führenden Tiere mit ihren Kälbern und den Vorjahreskälbern (Schmaltiere und einzelne Schmalspießer) wieder /u Rudeln. Die Kälber werden bis zum Winter gesäugt. Der Zuwachs, bezogen auf den am 1. April vorhandenen Bestand weiblichen Wildes, schwankt zwischen etwa 60 bis 80 Prozent.
Geschlechterverhältnis, Bestandesdichte. Allgemein wird ein Geschlechterverhältnis von 1:1 angestrebt, wie es auch beim Nachwuchs des Rotwildes zu verzeichnen ist. Der Bestand soll großflächig (!) eine mit den Interessen der Land- und Forstwirtschaft und den biologischen Grundsätzen in Einklang zu bringende Wilddichte von durchschnittlich 1-3 Stück Rotwild pro 100 ha Waldfläche nicht überschreiten.
Nahrung. Hinsichtlich der Äsung ist das Rotwild nicht wählerisch. Bevorzugt angenommen werden Gräser, Kräuter, Knospen, Blätter, Triebe, Mais, Getreide, Hackfrüchte, Eicheln, Bucheckern und Kastanien. In Ermangelung ausreichender anderer Äsung wird auch Baumrinde geäst. Bei starker Beunruhigung wird das Wild zum Verweilen in äsungsarmen Dickungen gezwungen, wo es aus Hunger und Langeweile anfängt, die Bäume zu schälen. So entsteht mitunter erheblicher Wildschaden. Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft begegnet man durch natürliche Äsungsverbesserung oder durch das Anlegen von Verbissflächen, Wildwiesen und Wildäckern im Einstandsbereich. Fütterungen werden normalerweise mit Rohfaser und Saftfutter beschickt.
Feinde. Als Hauptfeinde des Rotwildes in Mitteleuropa galten einst Wolf und Luchs. Beide sind mittlerweile jedoch für das Rotwild unserer Breiten bedeutungslos geworden. Mitunter beunruhigen und hetzen wildernde Hunde das Rotwild, wobei fraglos, wenn auch selten, das eine oder andere Kalb gerissen wird. Weitere Kälberverluste durch Beutegreifer (Fuchs, Steinadler) sind ebenfalls fast bedeutungslos.
Jagd. Rotwild wird im Rahmen von Beunruhigungs- und Drückjagden, des Ansitzes, der Pürsch und der Rufjagd mit dem Hirsch- ruf bejagt.
Abschuss. Das allgemein im Rahmen der Rotwildhege gesetzte Ziel sind stabile, in ihrer Dichte den landeskultuellen Erfordernissen angepasste Bestände. Beim Hirschabschuss sollte nach Altersklassen, nicht nach Geweihstärke, vorgegangen werden. Ein Geschlechterverhältnis von 1:1 ist anzustreben.
Jägersprache.Männliche Stücke: | |
1. Lebensjahr | Hirschkalb |
2. Lebensjahr | i. d. R. Schmalspießer (1. Kopf) |
Weibliche Stücke (Kahlwild) | |
1. Lebensjahr | Wildkalb |
2. Lebensjahr | Schmaltier |
3. Lebensjahr | Alttier |
Kopf | Haupt |
Maul | Äser, Geäse |
Zunge | Lecker, Graser |
Nase | Windfang |
Auge | Licht |
Voraugendrüse | Tränengrube |
Ohren | Lauscher |
Geweihhaut | Bast |
Hals | Träger |
Mähne | Mähne, Kragen |
Schulter, Keule | Blatt, Keule |
Rücken | Rücken oder Ziemer |
Bauchseiten | Flanken |
Helles Haarteil hinter den Keulen | Spiegel |
Schwanz | Wedel |
After | Waidloch |
Hodensack | Kurzwildbret |
Hoden | Brunftkugeln |
Weibl.Geschlechtsteil | Feuchtblatt |
Männl.Geschlechtsteil | Brunftrute |
Haarbüschel an der Brunftrute | Pinsel |
Euter | Gesäuge,Spinne |
schwarze Flecken am Bauch | Brunftfleck |
Haut | Decke |
Beine | Läufe |
Klauen | Schalen |
Afterklauen | Geäfter oder Oberrücken |
Luftröhre | Drossel |
Kehlkopf | Drosselknopf |
Speiseröhre | Schlund |
Herz, Lunge, Leber, Niere | Geräusch |
Magen und Därme | Gescheide |
Magen | Pansen,Waidsack |
Geräusch und Gescheide | Aufbruch |
Fleisch | Wildbret |
Blut | Schweiß |
Fett | Feist |
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