Wärmebildgeräte und Jagdzubehör
Anmeldung und Registrierung
Aktionsangebote im May 2024

Unser Jagdhund ist ein kleiner Wolf - Grundausbildung Jagdhund

04/11/2017
jaeger-werden
Unser Jagdhund ist ein kleiner Wolf - Grundausbildung Jagdhund

Grundausbildung Jagdhund
Wer sich eine Maschine anschafft, liest ausführlich die Betriebsanleitung, studiert Vor- und Nachteile und geht sehr sorgfältig damit um. Bei Lebewesen hingegen glauben wir nur all zu oft mit einem vagen Gefühl durchzukommen. Das ist gedankenlos.

Grundlage für eine erfolgreiche Jagdhundehaltung ist Kenntnis der Materie. Die weitverbreitete Meinung, nur der Jagdhund habe zu lernen, erweist sich als Irrtum. Bevor wir uns anmaßen, einen Jagdhund in die Finger zu nehmen, benötigen wir umfassende Kenntnisse über seine Herkunft, sein Verhalten und die gegenseitige Verständigung.

Man nimmt heute an, dass unser Vierbeiner vom Wolf abstamme. Im Laufe von Jahrtausenden ist aus einem Laufraubtier, welches als Gruppenjäger eine ausgeprägte soziale Rangordnung befolgt, unser treuer Begleiter geworden. Auch als Haustier trägt er aber noch viele Urwurzeln seiner wilden Vorfahren in sich.

Deshalb braucht er entsprechende Haltung, Bewegung und Nahrung. Er kann durch einen guten menschlichen Rudelführer in die menschliche Ersatzmeute eingeordnet werden. Als sozial lebendes Wesen ist er zur Zusammenarbeit mit uns Menschen fähig und willens. Zufolge der Domestikation behält er auch seine jugendliche Anhänglichkeit, welche bei Wölfen nur die Jungtiere zeigen, für das ganze Jagdhundeleben bei.

Dank alldem ist es möglich, dass unser Canis familiaris, wie er lateinisch heißt, zum beliebtesten Haustier und sogar zum unentbehrlichen Helfer des Menschen geworden ist. Aber - und dies muss uns ganz klar sein - diese Eigenschaften verpflichten uns Jagdhundehalter, ihn artgerecht zu halten, zu beschäftigen und zu erziehen.

Artgerechte Haltung
Was braucht der Jagdhund?
Neben vernünftiger Ernährung und Unterkunft braucht unser Jagdhund vor allem Beschäftigung. Der ärmste Jagdhund ist der beschäftigungslose. Wir müssen ihn in unsere Gesellschaft einbeziehen und uns mit ihm abgeben, was genügend Zeit und Anpassungsvermögen unsererseits voraussetzt.

Auf die Beschäftigung des Welpen und Junghundes gehen wir später beim Thema „Aller Anfang ist schwer" näher ein. Beim erwachsenen Tier liegt die Grundlage der täglich notwendigen Beschäftigung in zwei bis drei Spaziergängen von mindestens je einer halben Stunde Marschzeit.

Gemeinsame Joggings oder Velotouren bei angepasster Geschwindigkeit sind ebenfalls sehr gut. Jede Art von tiergerechter Ausbildung und Arbeit macht dem Jagdhund Spass. Dabei ist aber auf seine Bedürfnisse einzugehen. Wer den Jagdhund tagelang im Zwinger oder in einer Boxe eingesperrt hält, um ihn ins Auto zu verladen und auf dem Trainingsplatz schnell ein paar Übungen durchzuspielen, versündigt sich gegen die soziale Natur seines Tieres! Wir müssen nun einmal bereit sein, ihm ein Ersatzrudel zu bieten. Wichtig ist, dass wir ihm Abwechslung im Freien bieten. Der Jagdhund als Nasentier will seine Umwelt beriechen und artgemäß seine Duftmarken setzen können. Ein noch so größer Garten vermag ihm deshalb diese Ausgänge nicht zu ersetzen! Andererseits will er während einigen Stunden pro Tag dösen oder schlafen, weshalb er auch gewisse Ruhezeiten braucht. Zwingerhaltung während dieser paar Stunden schadet daher nichts; allerdings ist eine zu langdauernde Einzelhaltung im Zwinger absolut hundeunwürdig, abstumpfend und grausam. Mehr als drei bis fünf Stunden sollte ein Jagdhund tagsüber nie alleine verbringen müssen. Jeder Jagdhund kann aber in einer kleinen Wohnung leben, wenn er daneben genügend und regelmäßig beschäftigt wird.

Der Jagdhund im Ersatzrudel
In unserer Familie verhält sich der Jagdhund ähnlich wie seine Vorfahren in der Meute, innerhalb welcher sich ein soziales Gefüge, eine Rangordnung im Laufe der Zeit einpendelt. Daher können und müssen wir unserem domestizierten Wölfchen seinen Platz in unserer Ersatzmeute zuweisen. Jede antiautoritäre Handlung unsererseits wird dieser auf seine Art naturgemäß interpretieren, was soweit gehen kann, dass er sich zum Meuteführer über den Jagdhundehalter hinaufarbeitet. Die Rangordnung wird durch soziale Kommunikation und Machtkämpfe gehalten und verändert. Seine Unterlegenheit zeigt das Tier durch Unterwerfung, Ausweichen und Flucht. Unterwerfung existiert in aktiver und passiver Form. Bei der aktiven Unterwerfung zeigt der Rangniedere mit bewegungskräftigem, spielerischem Gehabe seine Unterlegenheit, in passiver Form legt er sich mit eingeklemmtem Schwanz, jeden Augenkontakt meidend, seitlich auf den Rücken.

Überlegenheit kann sich in verschiedenen Droh- und Imponierverhalten äußern. Bei diesen Beschreibungen handelt es sich um grobe und unvollständige Einteilungen. Wichtig ist, dass wir Stimmung und Absicht unseres Jagdhundes erkennen lernen, um im entscheidenden Moment tiergerecht und wirkungsvoll zu reagieren.

Typisches Verhalten
Der Jagdhund ist ein vorwiegend triebgesteuertes Wesen, wobei für ein Verhalten oft verschiedene Triebfunktionen verantwortlich sind, welche nicht genau auseinandergehalten werden können. Das Markieren und Verteidigen des Territoriums, die Begrüßungszeremonie bei Menschen und anderen Jagdhunden oder das Nachjagen von Tieren oder Fahrzeugen erfolgt also nicht aus logischen Überlegungen, sondern aufgrund von Trieben wie dem Beschäftigungs-, Meute oder Jagdtrieb. Das ist bereits ein größer Unterschied zwischen Mensch und Jagdhund. Ein Vierbeiner hat „Unarten" also nicht aus bösem Willen, sondern weil er seine Triebe ausleben muss. Wir haben nun dafür zu sorgen, dass er dies auf eine natürliche Art tun kann, ohne uns und der Umwelt zur Last zu fallen. Dabei bieten sich eine Menge von Ersatzbeschäftigungen an, gerade die sportliche, dienstliche oder jagdliche Ausbildung. Aber auch ein Familienhund mit gutem Anschluss und genügend Beschäftigung kann ein sehr zufriedenes Dasein fristen. Bei alldem müssen wir beachten, dass der Jagdhund unsere Umwelt anders erfasst als wir: Er ist vorwiegend ein Nasentier, welches seine Umgebung erschnüffelt und in einer äußerst vielfältigen Geruchswelt lebt. Mit den Augen kann er kleinste Bewegungen und die Mimik sehr gut erfassen, während er bewegungslose Dinge im Gegensatz zu uns relativ schlecht sieht.

Fütterung
Welpen und Junghunde benötigen besonders Futter und erhalten ihre Nahrung in mehrere tägliche Rationen aufgeteilt (bis drei Monate vier, bis sechs Monate drei und bis 12 Monate zwei Mahlzeiten täglich).

Der erwachsene Jagdhund bekommt im Normalfall täglich eine Mahlzeit. Mehr ist zuviel, denn er ist darauf ausgerichtet, viel auf einmal herunterzuschlingen und dann abzuwarten. Artgemäß braucht er Fleisch und verschiedene andere Stoffe, welche heute ausgewogen in guten Fertigmischungen vom Handel angeboten werden und keiner Zusätze mehr bedürfen. Über einen Zustupf an frischem Fleisch wird sich jeder Vierbeiner freuen; auf Schärfe und Temperament hat dies aber keinen Einfluss. Fachleute sind sich bezüglich der Ernährung oft uneinig. Solange unser Tier aber gesund und kräftig aussieht, stimmt in der Regel auch seine Ernährung.

Die nötige Futtermenge ist auf den Packungen angegeben oder beim Tierarzt zu erfragen. Das große Problem unserer Wohlstandshunde ist, dass sie meist überfüttert und zu dick werden. Solche Tiere sind dann in der Ausbildung mit Futter kaum mehr zu motivieren und mangeln jeder notwendigen Kondition. Bei ihnen ist jede zweite Mahlzeit durch einen rechten Dauerlauf zu ersetzen, bis sie ihr normales Gewicht wieder erhalten. Man darf bei einem „sportlichen" Jagdhund ruhig einige Rippchen spüren!

Frisst der Jagdhund sein Futterbecken nicht sofort leer, wird es ihm weggenommen und am nächsten Tag eine kleinere Ration verabreicht. Bei Abgabe von Trockenfutter ist genügend Gelegenheit zum Wassertrinken zu geben. Nach den Mahlzeiten soll der Jagdhund einige Stunden ruhen können.

Bedeutung und Funktion des Haushundes
Für rund 80% der Menschen erfüllt ihr vierbeiniger Begleiter nach einer von Althaus durchgeführten Umfrage die Funktion als Kamerad, Begleiter und Familienmitglied. Jagdhunde gestatten Ihren Haltern eine in der heutigen technisierten Welt oft vermisste gefühlsmäßige Bindung, welche beruhigt und entspannt. Heimtiere erleichtern soziale Kontakte, sind pädagogisch wertvoll und oft eine Stütze im Alter. Diese wichtigen Funktionen sollten von der Öffentlichkeit und den Behörden anerkannt werden, wenn es beispielsweise darum geht, öffentlich-rechtliche Aspekte der Jagdhundehaltung zu regeln.

Im Sporthundebereich bilden einige Jagdhundehalter ihr Tier als Begleit oder Schutzhund aus. Unter dem Patronat der Federation Cynologique Internationale (FCI) segelt die Schutzhundeklasse „International" (IPO), in welcher jährlich Weltmeisterschaften stattfinden. Die Schweiz kennt dazu die Sporthundeklassen Sanitäts-, Lawinen-, Such- und Fährtenhund. Stark im Aufwind liegen Agility (eine Art Springparcours für Jagdhunde) und Obedience (Gehorsamsprüfungen aus England). Für alle diese Klassen bestehen spezielle Prüfungsregiemente, welche bei den Jagdhundesportvereinen erhältlich sind.

Die Gebrauchshunde können wie folgt eingeteilt werden:
• Diensthunde Polizeidienststellen
(Schutzhunde, Drogenspür­ Armee, Wehrmacht
hunde, Suchhunde) Bundesgrenzschutz bzw. Zollbe­
hörde
• Rettungshunde Rettungshundevereine
(Katastrophenhunde, Lawinen­ Polizeidienststellen
hunde, Sanitäts- und Such­ Privatpersonen
hunde)
• Schutzhunde, Begleithunde Private Bewachungsorganisatio­
nen
• Blindenführhunde Führhundeschulen, Blinde
• Gehörlosenhunde Private Organisationen
• Jagdhunde Jäger, Jagdgesellschaften
• Treib- und Hütehunde Landwirte, Schafhirte
• Zughunde Landwirte
• Therapiehunde Invalide

Unter dem Begriff „Gebrauchshunde" versteht die Kynologie auch bestimmte Jagdhunderassen, welche sich angeblich besonders als Schutzhunde eignen sollen, zum Beispiel Deutsche Schäferhunde, Riesenschnauzer, Belgische Schäferhunde, Rottweiler, Boxer etc. Diese Benennung ist meines Erachtens falsch, denn die verschiedensten Rassen wie auch Mischlinge können dem Menschen in einer der aufgezählten Funktionen eine große Hilfe sein. Die individuelle Eignung und nicht die Rasse sollte hier zählen!

Ein und dasselbe Tier kann oftmals für verschiedene Zwecke und Aufgaben ausgebildet werden und die Funktionen als Dienst- und Rettungshund überschneiden sich zum Teil. Dieses Handbuch beschränkt sich auf die Erziehung und Ausbildung des Jagdhundes als Begleiter und Sporthund (ohne Agility und Obedience), mit einigen Seitenblicken auf die dienstliche Ausbildung. Die Auflistung soll dem Leser zeigen, dass dies nur einen kleinen Ausschnitt aus dem hundlichen Ausbildungsprogramm betrifft!

magnifier Call Now Button