Vogeljagd in Deutschland - Trends und Jagdpraktiken Die Jagd auf Vogelwild in Deutschland hat eine lange Tradition und erfreut sich […]
Verbreitung Zoologische Einteilung Aussehen Beschreibung - Familie Altweltliche Schweine
Verbreitung Zoologische Einteilung Aussehen Beschreibung - Familie Altweltliche Schweine
Verbreitung
• Beschränkt sich das Verbreitungsgebiet des Schwarzwildes nur auf Europa?
Nein. In Europa kommt es gegenwärtig auf dem gesamten Kontinent einschließlich der Britischen Inseln vor, wenn auch in unterschiedlicher Bestandsdichte. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft etwa in Höhe des 65. Breitengrades.
In Afrika kommt diese Wildart lediglich in den nördlichen Küstengebieten vor. Besiedelt ist auch ganz Mittel- und Südasien einschließlich der Inseln Sumatra und Java, den kleinen Sunda-Inseln, Neuguinea, hin bis zu den Salomonen. Auf all diesen Inseln der Südsee ist es jedoch heute nicht mehr zu klären, inwieweit die dortigen Wildschweine tatsächlich bodenständig sind oder auf Verwilderungen von Hausschweinen zurückgehen.
In Australien sind zu Beginn des 19. Jh. Wildschweine aus Europa eingeführt worden, die heute vor allem im westlichen Teil des Kontinents eine der Landplagen sind. Auch in beiden Teilen Amerikas sind Wildschweine ausgesetzt worden, die bis heute jedoch nur regional Vorkommen.
Abb. Grober Keiler
Zoologische Einteilung, Aussehen, Beschreibung
• Wie ist das Schwarzwild zoologisch einzuordnen?
Das Schwarzwild zählt zur Klasse der Säugetiere, zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), Unterordnung der Nichtwiederkäuer und ist eine eigene Gattung und Art in der Familie der Altweltschweine (Suidae).
• Wie groß ist ein Wildschwein?
Größe und Körpermasse des Schwarzwildes sind sehr unterschiedlich und abhängig von den jeweiligen Lebensbedingungen. Zur groben Orientierung ist die Körperlänge (Kopf-Rumpf) eines voll erwachsenen männlichen Stückes mit maximal 180 cm zu veranschlagen, das Gewicht (aufgebrochen) bis zu 150 kg. Weibliche Stücke sind kleiner und wiegen aufgebrochen kaum mehr als 100 kg. Nach Osteuropa hin werden die Stücke stärker.
199 Welche Sinne sind beim Schwarzwild am besten entwickelt?
Leiten lässt sich das Schwarzwild hauptsächlich von seinem Geruchssinn, aber auch das Gehör ist sehr scharf. Schwächer ausgebildet ist der Gesichtssinn - das Schwarzwild äugt schlecht.
Schwarzwild: | Wildschweine |
Sau: | ein Wildschwein (Mehrzahl = Sauen) |
Frischling: | Wildschwein im ersten Lebensjahr |
Überläufer: | Wildschwein im zweiten Lebensjahr |
Bache: | weibliches Wildschwein, zwei- und mehrjährig. Es gibt auch Frischlings- und Überläuferbachen |
Keiler: | männliches Wildschwein, zwei- und mehrjährig. Männliche Überläufer werden auch Überläuferkeiler genannt |
Angehendes Schwein: | ein etwa 3 bis 4 jähriger Keiler |
Hauendes Schwein | |
oder Grobes Schwein: | ein etwa 5-6 jähriger Keiler |
Hauptschwein: | ein über 6 jähriger Keiler |
Gewaff: | die Eckzähne des Keilers |
Gewehre: | die Eckzähne im Unterkiefer des Keilers |
Haderer: | die Eckzähne im Oberkiefer des Keilers |
Gebrech: | das Maul |
Wurf: | der vordere Teil des Kopfes mit Nase, mit |
der Wind geholt wird | |
Teller: | die Ohren, mit denen „vernommen“ wird |
Schwarte: | die Haut mit Borsten und Unterwolle |
Federn: | die langen Rückenborsten |
Pürzel: | der Schwanz |
Pinsel: | Haarbüschel an der Austrittsöffnung des Penis |
Weißes: | das Fett |
Weidsack: | der Magen |
Hotte: | Vereinigung mehrerer Sauen, i.d.R. Familienverband |
Rauschzeit: | die Begattungszeit |
Rauschig sein: | zur Begattung bereit sein |
Frischen: | das Bringen der Jungen |
Brechen: | mit dem Wurf den Boden aufwühlen |
Lager: | der Liegeplatz einer Sau |
Kessel: | das Lager einer Rotte |
Wetzen: | das Aufeinanderschlagen des Gewaffs |
Grunzen und Schmatzen: | die Lautäußerungen vertrauter Sauen |
Schnaufen: | die Lautäußerungen beim Brechen |
Blasen: | die Lautäußerungen bei Erregung oder Miß trauen |
Klagen oder Kreischen: | die Lautäußerungen bei Schmerzen |
• Wie unterscheidet sich der Keiler von der Bache?
Der Keiler hat einen gedrungenen Rumpf mit höherem Widerrist und relativ großem Kopf. Der Pürzel endet mit einem Büschel längerer Borsten - der Pürzelquaste. Insbesondere im Sommer, wenn die Schwarte nur kurze Borsten hat, ist auch der Pinsel unter dem Bauch gut sichtbar. Natürlich sind ebenso das Gewaff und die durch dieses hochgeschobenen Lefzen ein gutes Erkennungsmerkmal.
Bei Frischlingen ist der Pinsel nur aus nächster Nähe zu erkennen. Auch Überläufer beider Geschlechter sehen sich im Sommer noch ähnlich, erst in der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres kommen die Geschlechterunterschiede immer deutlicher zum Ausdruck. Bei führenden Bachen erkennt man die Striche solange die Frischlinge säugen.
Lebensraum, Lebensweise, Ernährung
• Welche Ansprüche stellt das Schwarzwild an seinen Lebensraum?
Schwarzwild ist sehr anpassungsfähig und kann verschiedene Lebensräume besetzen. Wichtig ist jedoch immer das Vorhandensein von drei Faktoren: Deckung, Nahrung und Wasser.
Ausreichende Deckungsmöglichkeit finden sie z.B. in größeren Waldflächen mit möglichst ruhigen (Nadelholz-)Dickungen oder in ausgedehnten Schilfpartien entlang von Flüssen. Im Sommer gilt dies jedoch auch für die großen Getreide- oder Maisschläge landwirtschaftlicher Anbaugebiete. Günstig für eine abwechslungsreiche Ernährung sind Mischwälder mit einem hohen Anteil mastfähiger Eichen und Buchen, in denen auch darüber hinaus vielfältige pflanzliche und tierische Kost zu finden ist.
Vor allem im Sommer sind feuchte Stellen unbedingt notwendig. Fehlt Wasser zum Schöpfen und Suhlen, verlässt das Schwarzwild auch Gegenden, in denen die anderen beiden Voraussetzungen erfüllt sind.
• Wie sieht die Sozialstruktur in Schwarzwildpopulationen aus?
Frischlinge leben ganzjährig in engem Verband mit der Mutterbache. Diese vergesellschaftet sich für gewöhnlich schon im Frühjahr, wenn der neue Nachwuchs gut auf den Läufen ist, mit ihren weiblichen Vorjahrskindern und mit anderen, verwandten führenden Bachen. Dadurch entstehen größere Rotten, in welchen die älteste und am meisten erfahrene Bache (Leitbache) die Führung übernimmt.
Die männlichen Vorjahrskinder müssen spätestens im Alter von 1,5 Jahren die Rotte verlassen. Es können sich kleinere Rotten aus Überläuferkeilern bilden. Zur Rauschzeit zerfallen diese und von nun an sind die Keiler Einzelgänger, die nur zur Rauschzeit die Rotten aufsuchen.
• Welche Bedeutung hat die Leit- oder Führungsbache für die soziale Struktur einer Rotte?
Die Familienverbände des Schwarzwildes leben in einer strengen sozialen Ordnung. Das ranghöchste Muttertier übernimmt dabei die Leitfunktion in allen Lebensbereichen. Die soziale Organisation einer solchen Vergesellschaftung von Sauen wird beim Tod jeder, insbesondere jedoch der Leitbache nachhaltig zerstört. Ehe sich ein neues Leittier durchgesetzt hat, vergeht häufig längere Zeit. Inzwischen kommt es zu untypischer Rottenbildung und zu unregelmäßigen Rauschzeiten, die Frischlinge zu Unzeiten zur Folge haben.
• Wie verhält sich das Schwarzwild in seinem Lebensraum?
Wenn auch von Natur aus tagsaktiv, werden die Sauen durch die Umweltbedingungen in der Kulturlandschaft und v.a. durch die starke Bejagung dazu gezwungen, den Tag in Dickungen, dichtem Gebüsch oder Röhricht zu verbringen.
Meistens sind sie dann nur wenig rege und liegen in ihren Kesseln oder Lagern. Erst gegen Abend wechseln sie zu ihren Nahrungsstätten im Wald oder auf den Feldern. Am frühen Morgen ziehen sie wieder zurück in die Tageseinstände. Im Sommer bleiben sie tagsüber gerne in großen Getreide- und Maisschlägen.
• Welche Bedeutung hat bei den Sauen das Suhlen und das Malen?
Suhlen und Malen sind wichtige Komforthandlungen und haben eine sehr wesentliche Funktion für das Wohlbefinden. Die Suhle ist eine mit dem Wurf im Schlamm ausgehobene Wanne, in welche das Stück eingleitet, dann liegt und sich seitlich wälzt. Zur Sommerzeit dient das Suhlen zum Kühlen. Daneben werden Ektoparasiten auf der Haut eingekapselt und schließlich entfernt. Auch entsteht ein trockener Schlammpanzer, der Stechinsekten den Zutritt erschwert.
Nach dem Suhlen findet häufig ein Scheuern und Reiben des Körpers an Bäumen statt, die sich in der Nähe der Suhle befinden. Diese Bäume werden Malbäume genannt. Die Sauen malen auch in der Nähe der Ruheplätze. In der Vorbereitung des Malens beißen sie nicht selten mit den Schneidezähnen in die Rinde des Baumstammes. Das ist nur bei Nadelbäumen festzustellen. Das heraustretende Harz wird als zusätzliche Schutzschicht auf die Körperseiten verteilt („Schild“ beim Keiler). Wichtiger ist jedoch eine andere Bedeutung des Anschneidens des Malbaumes, nämlich die Funktion als Markierungspunkt für andere Mitglieder der örtlichen Schwarzwildpopulation.
• Wie lässt sich Schwarzwild im Revier bestätigen?
Vor allem durch Fährten, jedoch auch durch Losung, Lager und Kessel, Suhlen und Malbäume. Im Trittsiegel einer Sau (Abdruck der Schalen auf weichem Boden) ist stets auch das Geäfter (Afterklauen) abgedruckt, das auf beiden Seiten hinten die Schalen überragt. Im vertrauten Ziehen stellt das Schwarzwild den Tritt des Hinterlaufes hinter den des Vorderlaufes, wodurch im Abdruck vier Geäfter sichtbar sind.
Bei der Fluchtfährte ist das nicht der Fall, da jeder Tritt einzeln gesetzt wird. Als Anhaltspunkt lässt sich fest-stellen, dass sich der Tritt eines starken Keilers kaum von einer Männerhand verdecken lässt. Bachen haben etwas schmalere Tritte als Keiler. Die ungefahren Fährtenmaße sind folgende: Hauptschwein bis 9,5 cm Länge und 8 cm Breite, Bache bis 8 cm Länge und 6 cm Breite, Überläufer 7 cm Länge und 5,5 cm Breite, Frischlinge - je nach Jahreszeit entsprechend kleiner.
Abb. Tritt (trapezförmig) und Fährte des Schwarzwildes
• Wie ernährt sich Schwarzwild?
Als Allesfresser nimmt das Schwarzwild Grünpflanzen, Wurzeln und Knollen, Waldfrüchte insbesondere die Mast von Eiche und Buche, Feldfrüchte wie Kartoffeln und Rüben, Getreide- und Maiskörner wie auch Fallobst auf. Daneben wird im wechselnden Anteil tierische Kost wie Schnecken, Würmer, Insekten und deren Larven, Mäuse, auch die Eier von Bodenbrütern und Jungwild bis zum Rehkitz, sowie Luder gefressen.
Die vom Wildschwein täglich aufgenommene Nahrungsmenge beträgt bei Frischlingen im Sommer etwa 1,5 kg, bei Frischlingen im Herbst und Winter etwa 2,5 kg, bei älteren Stücken im Jahresdurchschnitt etwa 3,5 kg.
• Welche natürlichen Feinde hat das Schwarzwild?
Als natürlicher Feind kommt in Mitteleuropa nur das Großraubwild (Wolf, Luchs) in Frage, das heute in weiten Teilen fehlt oder nur ganz selten ist und somit dem Schwarzwild keine ernstzunehmenden Verluste zufügen kann. Dem Fuchs dürfte es nur im Ausnahmefall gelingen, einen jungen Frischling zu reißen. Die Bewachung durch das Muttertier ist zu gut. Unfälle auf den verschiedenen Verkehrswegen sind beim Schwarzwild relativ häufig; oft sind dabei gleich mehrere Stücke davon betroffen.
Vor allen Dingen hohe Schneelagen und lang anhaltender starker Frost führen im Winterhalbjahr zu Nahrungsmangel, der bei fehlendem Weiß (Fettreserven) den Tod zur Folge haben kann. Frischlinge leiden in den ersten Wochen ihres Lebens besonders unter nasskalter Witterung, die zur Unter-kühlung mit tödlichem Ausgang führen kann.
Altersansprache
• Woran erkennt man Frischlinge, Überläufer und ältere Stücke?
Ganz junge Frischlinge haben eine bräunlichgelbe Schwarte mit deutlichen hellen Längsstreifen, die später dunkler und undeutlicher werden, um im Alter von drei bis vier Monaten schließlich zu verschwinden. Die schmutzig gelbrotbraune Färbung verbleibt bei manchen Stücken bis zum Haarwechsel im Frühjahr, bei anderen Stücken geht sie schon im Herbst ins schwärzlich- dunkelbraune über. Überläufer sind meist schon wie erwachsene Sauen gefärbt, also schwarz oder schwarzbraun, oft mit grauen oder silbergrauen Anflug. Seltener sind auch graubraune Tönungen. Vereinzelt sind auch gescheckte Stücke anzutreffen, was nicht mit Hausschweineinkreuzungen zusammenhängt sondern eine Mutation (sprunghafte Veränderung eines bestimmten Merkmals) ist.
Der Kopf eines Überläufers ist noch relativ kurz, bei männlichen Stücken sind die typischen Geschlechtsmerkmale nur wenig entwickelt. Führende Bachen wechseln ihr Haarkleid spät im Jahr, häufig erst im Juli. Dann sind am Bauch der Sommerschwarte die Striche gut zu erkennen.
• Wie kann die Alterbestimmung bei erlegten Frischlingen und Überläufern am Unterkiefer vorgenommen werden?
Für die Praxis ist es schon allein wegen der notwendigen Altersstaffelung des Abschusses von Wichtigkeit, erlegte Frischlinge klar von Überläufern unterscheiden zu können. Relativ einfach ist es, das Alter anhand des Wechsels der Schneidezähne im Unterkiefer zu bestimmen.
Im Alter von etwa 4 Monaten ist das Milchgebiss fertig. Von den 6 Schneidezähnen sind die äußeren (I 3) nur stiftartig. Im Alter von 10 bis 12 Monaten werden sie als Erste ausgewechselt. Die Dauerzähne sind deutlich breiter. Anschließend werden dann im Alter von 14 bis 16 Monaten die inneren Schneidezähne (II) ausgewechselt. Ihnen folgen im Alter von 18 bis 20 Monaten die mittleren (l 2). In dieser Zeit wirkt die Schneidezahnfront lükkig. Bei zweijährigen Stücken sind I 1 und 1 2 auf gleiche Länge gewachsen und bilden eine gerade Front. I 3 verbleibt auch weiterhin kürzer.
Abb. Frischling mit längsgestreifter Sommerschwarte
• Welche Altersmerkmale am Dauergebiss des Schwarzwildes geben einen Anhalt für die Altersschätzung?
Das Schwarzwild hat ein Dauergebiss, das mit 44 Zähnen nach 24 Monaten vollständig ist (s. Abb. 2.5). Die ständige Beanspruchung der Zahnoberflächen lässt mit zunehmendem Alter das Dentin immer stärker aus dem Zahnschmelz hervortreten und verkürzt die Zähne. Dies kann als Altersanhalt diesen. Geeignet ist dazu der Unterkiefer.
• Ca. 4 jährig: Die Schmelzschlingen des ersten hinteren Backenzahns (M 1) sind abgerieben, dunkelbraunes Dentin tritt flächig hervor. Der Schmelz aller vier mittleren Schneidezähne (I 1 und I 2) ist deutlich ungeschliffen, ihr Dentin ist erkennbar.
• Ca. 5 jährig: Der zweite hintere Backenzahn (M 2) erhält eine ebene Oberfläche. Beim dritten Molar (M 3) zeigen sich sternförmige Dentin- flecken.
• Ca. 6 bis 7 jährig: Die Schneidezähne sind stark verkürzt. Der dritte Molar weist jetzt ebenfalls eine fast ebene Oberfläche auf, und sein Dentin tritt immer deutlicher hervor.
• 8 bis 9 jährig: Beim ersten Molar ist das Dentin auf der ganzen Oberfläche sichtbar, die Höhe der Zähne ist deutlich verringert, M 2 ist stark abgenutzt.
Da die Zahnabnutzung auch von der Körperkondition des Einzeltieres abhängig ist, und auch davon, ob das gegebene Stück viel oder nur wenig schwer zerkaubare Nahrung aufgenommen hat, haben wir es hier nur mit einer Behelfsmethode zu tun, die in der Praxis wenig Anwendung findet und eine Sache für besonders Interessierte ist.
• Ist bei Keilern eine Altersschätzung nach den Gewehren möglich?
Ja, jedoch mit eingeschränkter Genauigkeit. Mit der Schieblehre werden Durchmessermaße am Wurzelende, d.h. der breitesten Seite der Gewehre und an der Schleifecke genommen. Die Berechnung erfolgt nach der Formel - größerer Durchmesser geteilt durch den Kleineren. Die Formzahl wird mit zwei Dezimalen hinter dem Komma berechnet. Bei Überläufern beträgt sie etwa 1,80. Bei reifen Keilern (über 5 Jahre) ist das Breitenwachstum weitgehend abgeschlossen, wodurch die Formzahl auf etwa 1.00 herabsinkt. Gewehre von mittel alten Keilern weisen Zwischenwerte auf, die nicht genau mit dem jeweiligen Alter übereinstimmen. Die Länge der Schleiffläche der Gewehre ist für die Altersschätzung ungeeignet, da sie sehr von der individuellen Stellung der Haderer und der Gewehre im Kiefer abhängt.
• Welches Höchstalter erreichen Sauen?
In freier Wildbahn wird von Wildschweinen in Europa ein Alter von etwa 10 Jahren erreicht, was als ökologische Lebensdauer bezeichnet wird. Das hängt mit den harten Lebensbedingungen zusammen. Außerdem bewirken die hohen Abschussquoten in den Schwarzwiidbeständen, dass praktisch kein Stück ein solches Alter erreicht.
In Tierparks und anderen Gehegen ist eine Lebensdauer bis zu 20 Jahren belegt. Dieses Alter ist dem physiologischen Höchstalter nahe, das der genetisch bedingten Altersgrenze unter optimalen Lebensbedingungen entspricht. Es wird dann erreicht, wenn lediglich infolge altersbedingten Nachlassen der Lebensfunktionen ohne äußeren Einwirkungen der Tod eintritt.
Fortpflanzung
• Was muss man über die Vermehrung des Schwarzwildes wissen ?
Wildschweine können schon im Alter von 8 bis 10 Monaten die Geschlechtsreife erreichen. Normalerweise nehmen aber erst Überläuferbachen an der Fortpflanzung teil, um im Alter von zwei Jahren erstmalig zu frischen. Stabile Sozialstrukturen mit vielen älteren Bachen und Keilern verhindern normalerweise. dass schon Frischlinge rauschig werden. Nur wo ältere Bachen fehlen, wird auch ein Teil der weiblichen Frischlinge rauschig und frischt schon im Alter von einem Jahr.
Die Rauschzeit beginnt in der Regel im November und dauert bis zum Januar. Die Keiler schließen sich dann den Rotten an. Sind mehrere Keiler im selben Revier, kommt es zu heftigen Rangkämpfen. Der Verlierer muss die Rotte verlassen. Überäuferkeiler werden ohne Kampf vertrieben. Zum Zuge kommen sie dort, wo es zu wenig ältere Keiler gibt und wo die Sozialstruktur des Bestandes durch falsche Bejagung ins Wanken geraten ist.
Bachen, die frühzeitig ihre jungen verloren haben, werden gelegentlich nochmals im Frühjahr rauschig. Nur äußerst selten konnte nachgewiesen werden, dass manche Bachen zweimal im Jahr frischen und Junge aufziehen, d.h. dass sie während der Laktation erneut rauschen und im Spätsommer wieder frischen.
Die Tragzeit dauert etwa 120 Tage (Faustregel: „drei Monate, drei Wochen, drei Tage“). Die Hauptfrischzeit liegt folglich in den Monaten März und April, sie beginnt Ende Februar und reicht bis in den Mai. In der Mehrzahl frischen erwachsene Bachen fünf bis acht, junge Bachen weniger Frischlinge.
Bisweilen sieht man Bachen, die mehr als zehn Junge führen. Das bedeutet, dass sie vorübergehend auch die Frischlinge einer zweiten Bache übernommen haben. Das passiert aber nur innerhalb des engen Familienverbandes.
Die Säugezeit dauert drei bis vier Monate. Bis zum Alter von etwa drei Wochen werden die Frischlinge stündlich gesäugt. In den ersten Tagen nach der Geburt sind Bache und Frischlinge eng an den Wurfkessel gebunden. Dieser, angelegt an einer möglichst gedeckten und unzugänglichen Stelle mit Windruhe und Sonneneinfall, besteht aus einer, mit trockenem Gras, Moos, Laub und kleinen Zweigen ausgepolsterten Mulde. Häufig ist auch eine Nestbedachung aus Zweigen, Knüppeln und Gras vorhanden. Im Alter von ein bis drei Wochen, je nach den Witterungsverhältnissen, fangen die Frischlinge an, ihre Mutter zu begleiten und selber Nahrung aufzunehmen.
• Was bezeichnet man als Rauschzeitsynchronisation ?
Gewöhnlich im November wird als erstes die Leitbache einer Rotte rauschig. Sie markiert dabei Zweige und junge Bäume mit ihrem Speichel, der für die Keiler ein Zeichen ist, sich der Rotte anzuschließen. Vor allem werden dadurch jedoch alle weiteren geschlechtsreife weibliche Stücke der Rotte, die in dem Familienverband alle mit der Führungsbache verwandt sind, dazu stimuliert, innerhalb weniger Tage gleichfalls mit der Rausche einzusetzen. So sind im Sommer in einer intakten größeren Rotte alle Frischlinge annähernd gleich alt und gleich groß, was für ihre weitere körperliche Entwicklung von großer Wichtigkeit ist.
liege, Bejagung
• Welche Bedeutung hat eine jagdliche Auslese für einen Schwarzwildbestand?
Ziel einer jagdlichen Bewirtschaftung ist es, einen zahlenmäßig begrenzten Bestand mit hohem Durchschnittsalter und guter Geschlechterstruktur zu schaffen. Das verringert die Fortpflanzungsrate, verringert Wildschäden und hegt abschussreife Keiler. Bei dem starken natürlichen Zuwachs des Schwarzwildes, der bis zu 200% des Frühjahrsbestandes ausmachen kann, müssen vorrangig Frischlinge erlegt werden (mindestens 75% Gesamtabschusses), höchstens 15% Überläufer und je 5% Bachen und jagdbare Keiler. In jedem Fall werden aus einer Rotte möglichst die schwächsten Stücke zuerst erlegt. Mittel alte Keiler sind generell zu schonen bis sie über 100 kg (aufgebrochen) wiegen und das fünfte Lebensjahr erreicht haben (Lüneburger Modell). Ein solches Bejagungsmodell ist jedoch nur großflächig in Gebieten ab etwa 10.000 ha sinnvoll umzusetzen. Dazu sollten Schwarzwildhegeringe gegründet werden. In ihnen geben sich die Revierinhaber gemeinsam einheitliche Abschussrichtlinien und haben damit eine sinnvolle Hege dieser Wildart zum Ziel. Im anderen Falle wird das Erlegen eines groben Keilers immer ein seltenes und zufälliges Ereignis bleiben und das sogenannte „Schwarzwildproblem" mit ständiger Zunahme der Bestände und einem kaum tragbaren Wildschaden wird dem Jäger nur wenig Freude bereiten.
• Welches sind die üblichen Jagdarten beim Schwarzwild?
Hauptjagdart ist immer noch der Ansitz an Stellen, an denen die Sauen noch bei genügendem Licht anwechseln. Mondschein, eine geschlossene Schneedecke oder auch ein frisch abgeernteter Getreideacker können dabei hilfreich sein. Erfolgversprechend ist der Ansitz an Kirrungen.
Im Wald wie auch im Feld ist manchmal das Anpirschen von nahrungssuchenden Sauen Erfolg versprechend. Brechende Sauen sind selbst ziemlich laut, so dass beim Anpirschen entstehende Geräusche (knackende Zweige oder Äste, raschelnde Halme) nicht wahrgenommen werden. Das schlechte Sehvermögen der Sauen erlaubt dem Jäger dabei, mit gutem Wind bis auf passende Schussentfernung heran zu kommen.
Im Spätherbst und Winter werden Gesellschaftsjagden auf Sauen durchgeführt. Bekannte Tageseinstände werden von den Jägern umstellt. Bei Neuschnee wird vorher noch „gekreist“, d.h. anhand des Fährtenbildes wird festgestellt, ob Sauen im Einstand „stecken“. Dann werden sie von Treibern beunruhigt, wobei wildscharfen Stöberhunden die Aufgabe zufällt, die Rotte zu „sprengen“, also die Stücke möglichst einzeln vor die Schützen zu bringen. Die Schützen stehen möglichst weiträumig verteilt dort, wo genügend Platz zum Ansprechen und Schießen gegeben und die Sicherheit der Nachbarschützen gewährleistet ist.
• Welche Fehler werden von weiten Teilen der Jägerschaft bei der Bejagung des Schwarzwildes gemacht und was sind die Folgen?
Der Einfluss, den eine falsche Bejagung auf das Schwarzwild besitzt, wird von vielen Jägern unterschätzt. Zerstörte Sozialstrukturen, niedrige Wildbretgewichte aber hohe Bestandszahlen mit Auftreten von Krankheiten (Schweinepest) und große Wildschäden sind Folgen falschverstandener „Hege“ und unsachgemäßer Bejagung.
Kirrungen werden häufig als Futterstellen missbraucht, Fütterungszeiten und Jagdzeiten nicht voneinander getrennt, so dass statt individueller Schwerpunktbejagung (zeitlich und räumlich) meist ganzjährig gejagt wird. Fehlabschüsse führender Bachen sind dabei keine Seltenheit. Durch fehlende Führung bleiben die Frischlinge und auch Überläufer körperlich zurück und beginnen zu Unzeiten rauschig zu werden. Ganzjährig auftretende Frischlinge sind die Folge.
• Wie können zerstörte Sozialstrukturen wieder hergestellt werden?
Zur Wiederherstellung der Sozialstrukturen müssen in erster Linie die meist überhöhten Bestandszahlen reduziert werden. Dazu werden vorrangig die Frischlinge ganzjährig scharf bejagt, im Feld auch die Überläufer. Grundsätzlich unbeschossen bleiben die Leitbachen und alle gesunden, voll ausgewachsenen zwei- bis vierjährigen Stücke. Lediglich von den jungen Bachen ist auf der Einzeljagd ab November ein Teil zur Reduzierung des Zuwachses zu entnehmen.
Eine Reduktion der Futtermenge und -zeit an den Kirrplätzen auf ein Mindestmaß hilft ebenfalls, die Zuwachszahlen einzudämmen. Dagegen halten im Sommer regelmäßig beschickte Ablenkfütterungen, an denen grundsätzlich kein Schuss fällt, die Sauen im Wald und mindern die Wildschäden im Feld deutlich.
Schäden, Probleme
• Welche Wildschäden verursacht Schwarzwild im Feld?
Im Feld werden fast alle Anbaupflanzen vom Schwarzwild als Nahrung angenommen. Besonders bevorzugt werden Mais, Hafer, Weizen und Kartoffeln. Aber auch Grünäsung wie Klee, Raps und Lupinen hat eine starke Anziehungskraft. Schaden entsteht nicht nur durch das direkte Aufnehmen dieser Pflanzen oder deren Teile, sondern auch durch Zertrampeln und Umknicken. Auf der Suche nach Würmern sowie Insekten und deren Larven (beispielsweise Engerlinge) werden Wiesen und Weiden v.a. im. Frühjahr umgebrochen.
• Wie kann man Schwarzwildschäden verringern?
Vorbeugend wird das Herstellen einer angemessenen Wilddichte und die Anlage von Wildäsungsflächen und Ablenkfütterungen im Walde empfohlen. Der direkten Abwehr dienen im Feld Elektrozäune, Blinklichter oder Knallapparate wie auch Geruchsrepellenten. Im Falle besonders gefährdeter Anbauflächen ist eine nächtliche Bewachung sinnvoll, die auch mit jagdlichen Aktivitäten verbunden sein kann. Eine Behelfslösung sind Umzäunungen an der Wald-Feldgrenze. Deren Bau und Unterhaltung sind jedoch recht kostspielig und das Wild findet häufig dennoch einen Weg, um auf die Felder zu gelangen. Ganz verhindern kann man den Wildschaden auf größeren Feldflächen nicht.
• Was ist eine Ablenkfutterung?
In der Nähe der Einstände und in möglichst großem Abstand zu den Feldern wird den Sauen im Sommer attraktive Nahrung angeboten (z. B. Mais), die sie über längere Zeit beschäftigen und davon abhalten soll, ins Feld zu wechseln. Regelmäßiges Beschicken und Ruhe an diesen Orten sind hierbei sehr wichtig. Eine Bejagung muss hier unterbleiben.
Günstig ist es, wenn die Ablenkfütterungen die Form eines langen, schmalen Streifens haben, wozu sich bestens nicht mehr benutzte Waldwege wie auch Waldschneisen eignen. Das Futter sollte möglichst so angeboten werden, dass das Schwarzwild lange mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt wird. Zu beachten ist jedoch, dass anderes Schalenwild möglichst nicht an das Ablenkfutter gelangen darf.
Trophäen
224 Was ist beim Präparieren von Keilerwaffen besonders zu beachten?
Durch falsches Entnehmen der Keilerwaffen aus den Kiefern kann ihr Trophäenwert herabgesetzt werden. Das Gebrech muss so vom Haupt abgetrennt werden, dass der Schnitt mit der Säge hinter dem vierten Backenzahn erfolgt. Damit wird gewährleistet, dass man die Gewehre in voller Länge gewinnen kann.
Nach dem Abkochen (etwa 30 Minuten) lassen sich die Waffen aus dem Knochen herausziehen. Um das spätere Auseinanderplatzen der Gewehre zu verhindern, müssen sie mit Kunstharz oder Spezialkleber ausgegossen werden. Keinesfalls dürfen Keilerwaffen mit Wasserstoffperoxid behandelt werden, wie man es mit den Schädeln der Geweihträger tut. Dadurch würde nämlich die dunkle Färbung an der Austrittsstelle aus dem Zahnfleisch beseitigt werden, die Schönheitswert hat. Die Art des Aufsetzens der Waffen auf ein Schild ist Geschmacksache und kann verschieden sein.