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Vor der Übernahme des Welpen - Jagdhund Ausbildungsplan

29/11/2017
jaeger-werden
Vor der Übernahme des Welpen - Jagdhund Ausbildungsplan

Jagdhund Ausbildungsplan
Schon vor der Anschaffung des Tieres überlegen wir uns mit Vorteil, ob es ein Welpe oder ein erwachsener Jagdhund, reinrassig und von welcher Rasse, ein Rüde oder eine Jagdhündin sein soll. Hier bereits werden die Weichen gestellt für ein Unternehmen, das uns während rund eines Jahrzehnts beschäftigen wird. Der Vorteil eines Rassehundes liegt vor allem darin, dass wir beim Kauf eines Welpen mit einiger Sicherheit Voraussagen können, welche Eigenschaften der erwachsene Jagdhund aufweisen wird, was bei Kreuzungen oft vom wilden Zufall abhängig ist. Schon mancher Jagdhundebesitzer, welcher aus Tierliebe ein herziges Welpchen mit nach Hause genommen hat, erlebte eine handfeste Ernüchterung, als sich dieses ein Jahr später als bulliger Riese mit ausgeprägtem Jagdeifer oder übersteigertem Verteidigungsverhalten entpuppte. Man kaufe daher nie einen „Jagdhund im Sack"!

Bei der Rassewahl sollte viel eher auf vorhandene Wesenseigenschaften als auf das Aussehen geachtet werden. An Äußerlichkeiten kann man sich gewöhnen, lästige Eigenschaften sind aber widerlich. Zudem würde ich eine natürliche, nach arterhaltenden Merkmalen gezüchtete Rasse bevorzugen. Die heute teilweise krankheitsanfälligen und bis zur Gebärunfähigkeit degenerierten Rassen werben jedenfalls nicht für unsere Rassehundezucht; gerade deswegen kaufen viele Leute aus Überzeugung einen „Stammbaumlosen". Wer je-doch gezielt Jagdhundesport betreiben und ganz allgemein möglichst wenige Risiken bei der Auswahl seines Begleiters eingehen will, dem leuchtet der Vorteil einer guten Jagdhunderasse sicher ein. Ist der Jagdhund jedoch einmal im Hause, so nehmen wir uns seiner an, egal, ob er edle Papiere besitzt oder nicht. Ich halte es daher für richtig, alle Jagdhunde zur Ausbildung und Prüfung bei Jagdhundeklubs zuzulassen, allenfalls mit der Auflage an ihre Eigentümer, dass das Nachfolgetier einen Stammbaum aufweisen muss.

Wer bei der Rassewahl noch unschlüssig ist oder diese nochmals überprüfen möchte, was immer zu empfehlen ist, dem sei das hervorragende Artikel „Die Sache mit dem Jagdhund; 100 Rassen kritisch unters Fell geschaut" von Heiko Gebhardt und Gert Haucke bestens empfohlen. Im Gegensatz zu anderen Rassehundebüchern, welche von „ihrer Rasse" stets nur das Beste zu berichten wissen, gibt dieses Artikel offen und ehrlich Auskunft über die wesentlichen Eigenschaften und Eignungen vieler Jagdhunderassen. Um sich vor einem Jagdhundekauf auf die richtige Haltung einzustellen, rate ich zudem zur Lektüre von Gudrun Beckmans's „Jagdhunde-Knigge; Vom richtigen Umgang mit Jagdhunden".

Ein Jagdhund kommt ins Haus
Was immer es für ein Jagdhund ist - wir sollten ihn nur beim verantwortungsbewussten Züchter kaufen. Nur dieser gibt sich in den entscheidenden Entwicklungsphasen mit den Welpen ab, impft und füttert sie richtig und hilft uns bei der Übernahme mit Rat und Tat. Dies alles geschieht beim Jagdhundehändler, welcher nur seinen Profit machen will, nicht. Jagdhunde aus Massenzuchten sind oft verhaltensgestört und auch körperlich krank. Gerade beim Jagdhundekauf wollen wir also nicht sparen und aus Geiz einen billigen Jagdhund kaufen. Ein Jagdhund wird uns bei der Annahme eines Futterpreises von etwa zwei Franken im Tag plus Tierarztkosten, Steuern usw. in seinem Leben den grob geschätzten Durchschnittswert von 10000 Franken kosten. Lohnt es sich - auf diesen Betrag gesehen - nicht, für den Kauf eines gesunden Tieres beim guten Züchter einige hundert Franken mehr auszugeben?

Bei der Wahl zwischen Welpe und erwachsenem Jagdhund ist der Welpe vorzuziehen, sofern wir ihm eine positive Jugend in der richtigen Umgebung gewähren können. Es liegt dann eben an uns, dem Welpchen alles zuteil kommen zu lassen, was es für eine gesunde Entwicklung zum Adulten benötigt. Bei einem bereits erwachsenen Jagdhund hingegen wissen wir nicht, was da bei den früheren Besitzern so alles passiert ist. Beim Erwerb eines älteren Jagdhundes ist jedenfalls der Beizug eines Jagdhundekenners von Vorteil, will man nachher nicht böse Überraschungen erleben.

Ob Rüde oder Jagdhündin, Männlein oder Weiblein, ist vor allem eine Geschmacksfrage. Es sind beide gleich lieb und anhänglich, wenn sie es bei uns gut haben. Die Jagdhündin ist kleiner und leichter als der Rüde und damit für nicht so muskulöse Zweibeiner besser geeignet. Ihre Läufigkeit darf für den engagierten Jagdhundehalter kein Problem sein; außerdem sind heute Medikamente auf dem Markt, welche die Hitze verhindern oder den Geruch der Jagdhündin weitgehend überdecken können.

Die Entwicklung des Welpen wird heute in verschiedene Phasen eingeteilt. Wissenswert für uns ist dabei, dass der Jagdhund bis zum Alter von 16 Wochen genügend Kontaktmöglichkeiten mit Menschen, Jagdhunden und Umwelterscheinungen haben und auch mit vielerlei Lernvorgängen konfrontiert werden muss. Was hier verpasst wird, kann nie mehr nachgeholt werden. Deshalb spielt ein guter Züchter eine so enorme Rolle für das spätere Schicksal unseres Jagdhundes.

Die ersten Tage bis zur Routine
Sehr spannend sind die ersten Tage immer: Alles ist neu, für den Jagdhund und seinen Besitzer. Die ersten Überraschungen lassen dann auch meistens nicht lange auf sich warten. Schnell ist ein Teppich verkostet, ein Tischtuch heruntergerissen. Wir müssen nun versuchen, uns in das junge Welpchen, das unbeholfene herzige Häufchen Jagdhund, welches unter Umständen schon recht „lästig" werden kann, hineinzudenken. Es weiß und kann noch nichts von dem, was wir uns so landläufig unter „angenehmer Jagdhundehaltung" vorstellen. Es muss zuerst alles erforschen und das neue Zuhause mit seinen Gebräuchen nach und nach kennenlernen. Dies wurde mir einmal klar, als mir einer meiner Welpen anfänglich dauernd zur Toilette nach lief. Woher sollte er wissen, dass sein Meuteführer von dort immer wieder zurückkehrt?

Nach den Prinzipien der belohnenden und hemmenden Einwirkungen versuchen wir nun, den Welpen in einigen Wochen stubenrein zu machen. Lange kann er „es" mit seiner schwachen Schließmuskulatur noch nicht aushalten: Anfänglich muss er alle zwei Stunden hinaus. Schon früh können wir ihn daran gewöhnen, dass er an einem bestimmten Platz draußen in der Wiese oder im Gebüsch uriniert und kotet. So erzogene Tiere werden später außer im Notfall ihr „Geschäft" nie auf einem Trottoir erledigen.

Wir müssen uns nun in den ersten Monaten recht ausgiebig mit unserem neuen Rudelmitglied beschäftigen. Allerdings müssen wir vor allem dem Welpen und Junghund andererseits auch genügend Möglichkeiten zum Ausruhen geben. Keinesfalls dürfen wir ihn überfordern. Längere Spaziergänge von über zwanzig Minuten sind erst viel später, etwa ab dem achten bis zehnten Lebensmonat, angesagt. Der Junghund muss öfters, aber dafür nur für kurze, abwechslungsreiche Spaziergänge von wenigen Minuten Dauer ins Freie.

Zu Hause und draußen geben wir ihm genügend Möglichkeiten zum Spielen und Kauen. Er muss ausreichend Gelegenheit haben, sich auszutoben. Daneben zeigen wir ihm in ganz wenigen Situationen, dann aber klar und unmissverständlich, dass wir die Ranghöheren sind. Mit Beutespielen fördern wir Kraft, Ausdauer und den Beuterieb; wobei stets wir als Rudelführer bestimmen, wann ein Spiel zu Ende ist.

Schlaf, Hündchen, schlaf...
Umstritten ist bei den neuen Besitzern oft die Frage, wo das Welpchen die ersten Nächte verbringen soll. Das Dümmste ist, den Jagdhund alleine in einem Zimmer einzusperren und ihn dann, wenn man bzw. „frau" „weich" wird, ihn auf sein begreifbares Wimmern und Schreien doch zu sich zu nehmen. So lernt er nämlich genau, sich mit entsprechendem Geheul und trotz Schelten durchzusetzen. Es gibt aus meiner Erfahrung unter Berücksichtigung einer tiergerechten und dennoch konsequenten Haltung im Sinne einer guten Erziehung nur eine brauchbare Möglichkeit für die ersten paar Nächte: Man nehme das Jagdhundekörbchen oder eine weiche, wohlige Unterlage zu sich hin neben das Bett ins Schlafzimmer. Dort lasse man das Welpchen, welches sich ja in der neuen Umgebung noch vollkommen fremd fühlt und sich nur an uns „klammern" kann, die ersten Nächte so schlafen, dass man anfänglich seine Hand vom Bett runter zum Welpen halten kann.

Nach einigen Tagen, wenn sich unser neuer Vierbeiner in der Wohnung etwas bekannt fühlt, verschieben wir sein „Schlafzimmernest" in einem günstigen Moment, wenn der Jagdhund müde ist, langsam aber stetig bis vor die Schlafzimmertüre, bis er dann eines Tages ohne große Umstände draußen im Korridor schläft.

Diese Methode hat folgende wesentliche Vorteile: Erstens bemerken wir sofort, wenn der Welpe Harndrang hat, können unverzüglich reagieren und erreichen so eine Stubenreinheit meist innerhalb weniger Tage. Zweitens ersparen wir dem armen Welpen einen recht happigen und - biologisch gesehen - unbegründbaren Trennungsschock und uns schlaflose Nächte mit Gewissensbissen samt Ärger mit schlafgestörten Nachbarn. Drittens lernt der Jagdhund, dass wir das wenige, was wir anordnen, auch konsequent durchsetzen. Wir lassen ihn beispielsweise nicht auf's Bett steigen; will er dies tun, erhält er gnadenlos einen zünftigen Klaps mit der Hand, welche ihn dann unten am Boden auf seinem Schlafplatz neben dem Menschenbett gleich wieder sanft streichelt. Viertens und nicht zuletzt schaffen solche „gemeinsamen Nächte" einen guten Einstieg in eine intakte Beziehung zwischen Mensch und Jagdhund.

Erziehung und Jagdhundesport
Der junge Welpe soll nun - darüber ist man sich meist einigraschmöglichst erzogen werden. Zunächst müssen wir uns aber nun fragen, was „Erziehung" ist und welche Ziele damit verfolgt werden sollen. Erziehung heißt im Grunde nichts anderes als Anpassung des Jagdhundes mit seinen noch vorhandenen Instinkten und Trieben an unsere Zivilisation, so dass Besitzer und Umwelt an einer solchen Hundehaltung Freude haben können und das Tier dennoch artgerecht gehalten wird. Diese Erziehung beginnt aber nicht mit „Fuß und Sitz" auf dem Übungsplatz und hört schon gar nicht damit auf. Erziehung ist eine umfassende und dauernde Einwirkung des Jagdhundehalters auf seinen Jagdhund vom ersten bis zum letzten Tag mit dem Ziel, ein angenehmes Zusammenleben im Alltag fristen zu können. Jagdhundeerziehung ist daher primär ein menschliches und kein hundliches Problem.

Dies gilt grundsätzlich auch für die Ausbildung des Jagdhundes im Sport- und Diensthundewesen, welche ganz andere Ziele, nämlich die spezifische Formung für sportliche Wettkämpfe oder die Verwendung im Dienst haben. Erziehung und Ausbildung sind somit zwei verschiedene Paar Stiefel mit ganz unterschiedlichen Zielen. Wir gehen aber sicher einig, dass auch jene Führer und Jagdhunde im Sinne der vorgenannten Definition erzogen sein müssen. Es gibt nämlich nichts
Schlimmeres als Sport- und Diensthunde, welche zwar „geprüft", aber nicht erzogen sind; im Alltag raufen, wildern, Katzen jagen, an der Leine ziehen und so weiter. Leider gibt es zu viele solcher „Prüfungshunde" - und sie zeugen nicht gerade vom Können ihrer Besitzer. Damit wird das Erziehungsprogramm auch zum Anliegen der Ausbilder von Sport- und Diensthunden; ganz abgesehen davon, dass sich heute niemand mehr einen unerzogenen, an unsere Zivilisation nicht angepassten Jagdhund leisten kann!

Falsche Vorstellungen
Erziehung besteht also nicht im Beibringen von einzelnen Dressurstückchen, sondern aus der grundlegenden Formung des Welpen zum angenehmen Begleiter. Deshalb nützt es wenig, wenn der Jagdhund im stillen Kämmerlein allerlei Kunststückchen beherrscht, im entscheidenden Moment seinem Führer aber völlig aus der Hand gleitet. Falsche Vorstellungen herrschen aber auch über die zu investierende Zeit und das nötige Alter des Jagdhundes. Man darf nicht meinen, ein halbjähriger Jagdhund könne bereits ein wohlerzogenes und angenehmes Haustierchen sein. Auch der Jagdhund braucht eine Jugend mit gewissen Narrenfreiheiten.

Es geht überhaupt darum, ihm so viel spielerische Jugendfreiheiten wie möglich zu lassen. Die Grenze besteht dort, wo ihm die Rangordnung klar gemacht werden muss. Je besser dies dem guten Jagdhundeführer mit wenigen deutlichen Einwirkungen gelingt, je höher er also gegenüber seinem Vierbeiner als Meuteführer steht, umso mehr Freiheiten kann er dem Junghund lassen, ohne immer zugleich befürchten zu müssen, die Führerposition zu verlieren. Es herrscht dann zwischen den beiden ein klares Verhältnis und so ist dem Jagdhund auch wohl. Mehr muss der Führer im Moment gar nicht verlangen.

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