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Aufgaben und Ziele des Schutzdienstes - Jagdhund Ausbildungsplan Teil 2

15/11/2017
jaeger-werden
Aufgaben und Ziele des Schutzdienstes - Jagdhund Ausbildungsplan Teil 2

 

Aufgaben und Ziele des Schutzdienstes - Jagdhund Ausbildungsplan Teil 1

Flucht des Helfers - Jagdhund Ausbildungsplan
Eine kleine Flucht des Helfers mit Nachhetzen und Fassen des Jagdhundes kann in die verschiedenen Aufbaustadien je nach Fortschritt eingebaut werden. Der Helfer reizt den Jagdhund an und lässt sich durch dessen Bellen und In-die-Leine-Stemmen in die Flucht schlagen. Darauf eilt ihm der Jagdhundeführer mit der Hetzleine nach oder lässt den Jagdhund - je nach Helfer und Jagdhund - mit der Hetzleine los. Der Helfer präsentiert in der Flucht die Beute hoch, aber gut, lässt den Jagdhund fassen, dreht leicht aus und bestätigt den Jagdhund durch Überlassen der Beute.

Rennt der Führer an der Hetzleine mit, muss er beim Fassen einen leichten Zug auf die Leine geben, damit sich ein voller und fester Griff ergibt. Hat er den Jagdhund mit der Leine gehen lassen, kommt er ruhig und lobend in die Nähe des Helfers, nimmt die Leine auf und lässt den Jagdhund die Beute tragen.

Angriff auf Distanz - Jagdhund Ausbildungsplan
Der Jagdhund muss nun auch erfahren, wie er den Piqueur auf Distanz anspringen und Beute machen kann. Bis dahin haben sich alle Beißübungen an der Hetzleine abgespielt. Der Jagdhund hat dabei einen hohen präzisen und festen Anbiss erreicht und kontert leichtes Bedrohen des Helfers erfolgreich. Nun beginnen wir eine neue Übung: Der Führer leint seinen Jagdhund ab und hält ihn am Halsband. Der Helfer reizt den Jagdhund und auf ein Zeichen schickt ihn der Jagdhundeführer los. Der Helfer steht dabei frontal zum Jagdhund in einer Entfernung von etwa zehn Metern. Dabei ist darauf zu achten, dass keine zu starke Bedrohung ins Spiel gebracht wird. Der Helfer schert den Ärmel daher zur Seite weg und bietet dem Jagdhund in den ersten Angriffen eine saubere Anbissmöglichkeit. Die Anforderungen werden nun mit der Zeit schrittweise erhöht.

Auslassen und Bewachungsphase - Jagdhund Ausbildungsplan
Das Auslassen wird heute im Gegensatz zu früher mit Erfolg schon von Anfang an eingebaut, und zwar erstmals bereits bei den Beutespielen mit dem weichen Lappen. Die Befürchtung, dass so trainierte Jagdhunde im sauberen und schnellen Griffverhalten Probleme kriegen, hat sich als haltlos erwiesen. Ziel ist, dass sich der Jagdhund auf einmaliges Hörzeichen (beispielsweise „aus") rasch und konsequent von der erkämpften Beute trennt und diese anschließend bewacht.

Dem Junghund mache ich bereits bei den Beutespielen (selbst wenn ich mit ihm nie eine Schutzhundeausbildung beabsichtige) klar, dass er auf mein Hörzeichen hin seine Beute oder sein Spielzeug auslassen, dazu also den Fang öffnen muss. Dabei lasse ich während des Spiels den Zug locker, greife mit Daumen und Zeigefinger seitlich an die Jagdhundelefzen und öffne durch Lefzendruck auf die Zähne - gleichzeitig das Wort „aus!" sprechend - den Fang. Dann tabuisiere ich eine Sekunde lang die Beute, welche ich ruhig, sozusagen tot, in der einen Hand halte und „nein!" spreche (Der Junghund wird diese mit Spannung fixieren, was bereits die Vorübung für das spätere „Bewachen" des Piqueurs ist) und lasse ihn dann mit dem Wort „nimm!" die plötzlich wieder zappelnde Beute schnappen, diese halten und wegtragen.

Wenn wir dies einigermaßen geschickt machen, können wir unserem Jagdhund die Grundlage des Auslassens ohne starke Einwirkungen konsequent bekanntmachen. Ich möchte diese Ausführungen daher allen Jagdhundehaltern, welche mit einer späteren Schutzhundeausbildung liebäugeln, sehr ans Herz legen. Diese einfache Ausbildung kann nämlich dem Jagdhund später viele unnötige traumatische Einwirkungen zum Auslassen ersparen. Wenn ich zurückdenke, graut mir selbst davor, wie oft ich mich selbst diesbezüglich schon versündigt habe. Früher hat man die Tiere im Beuteverhalten und in der Aggression „hochgeschraubt" und dann plötzlich mit den „nötigen Brutalitäten" das Auslassen „trainiert".

Wurde dem Jagdhund nun aber das Hörzeichen für das Auslassen rechtzeitig verständlich gemacht, so wenden wir dieses in jeder Stufe der entsprechenden Ausbildung, an der Sackrolle, am Schutzärmel, bei der Wehrtriebförderung, Flucht- und Angriffsübungen in den fortgeschritteneren Stadien tiergerecht an. Anfangs überlässt der Helfer nach einer gewöhnlichen Beißübung dem Jagdhund die Beute und wir lassen ihn sie ausreichend tragen, halten an und loben seinen ruhigen Griff. Die Leine wird locker gehalten. Dann verlangen wir das Auslassen der Beute. Will sich der Jagdhund nicht von dieser trennen, setzen wir unser Begehren durch, indem wir ihn von beiden Seiten kurz und schnell in seine Lenden kneifen, was meist ein reflexartiges Loslassen bewirkt. Wichtig ist, anschließend die Beute nicht nachfassen zu lassen. Der Jagdhund soll ruhig und mit entspannter Leine dahinter stehen.

Wichtig ist, dass unmittelbar nach dem Auslassen gelobt wird, die Leine völlig entspannt bleibt und eine Ruhephase einkehrt. Nach einer Weile spannen wir die Leine schnell an, kicken die Beute mit dem Fuß weg, was den Jagdhund in Triebstimmung versetzt, und eine neue Beißübung beginnt. Durch dieses Training erhalten wir Jagdhunde, welche schon früh klar von der Kampfphase zur Ruhephase „umschalten" können und nicht permanent überreizt sind.

Die „Aus-Übung" sitzt dann perfekt, wenn der Jagdhund sogar in der Kampf- und Belastungsphase auf Kommando auslässt. Dies bedeutet für das Tier jedoch eine erhebliche nervliche Belastung, welcher es gewachsen sein muss. Es ist Pflicht des Helfers und Jagdhundehalters, den Jagdhund hier nicht zu überfordern und auf tiergerechte Ausbildung zu achten.

Wenn der Jagdhund in der Schutzdienstausbildung - im Verlauf des Älterwerdens reift ja auch seine Aggression und psychische Stärke - nicht mehr auslassen will, greifen wir zu folgender Korrekturmethode: Wir machen das normale Halsband des Jagdhundes eng hinter den Ohren durch. Gleichzeitig mit dem Hörzeichen „Aus" folgt nun ein schneller, kurzer aber heftiger Leinenruck nach vorne gegen den Helfer hin. (Nicht nach hinten ziehen, weil dadurch dem Jagdhund die Beute streitig gemacht würde, was dieser - wie gelernt! - durch Kontern und noch festeren Griff beantworten würde.)

Oft versucht der Schutzdiensthelfer, einen Jagdhund, der sich nicht von der Beute trennen will, durch allerlei „Hilfen" rauszuprügeln. Ich halte grundsätzlich nicht viel davon. Zuerst verlangen wir vom Jagdhund, dass er sich gegen Angriffe, Bedrohungen und Schmerzen seitens des Helfers erfolgreich zur Wehr setzt, also kontert. Plötzlich soll er nun Einwirkungen akzeptieren und dabei erst noch vom Helfer ablas- sen. Wo bleibt da die Konsequenz der Ausbildung?

Revieren nach dem Helfer - Jagdhund Ausbildungsplan
Das prüfungsmäßige Revieren der Verstecke in Zick-Zack-Schlägen ist eine reine Unterordnungsleistung, denn der Jagdhund weiß mit der Zeit genau, wo sich der Helfer befindet. Machen wir dem Tier klar, dass es sein Triebziel nur auf dem Umweg über einige leere Verstecke erreicht, werden wir bald ein zügiges Revieren erhalten. Zu Beginn lehren wir den Jagdhund das Verbellen des Helfers an beliebigen Orten, wie im Kapitel „Verbellen des Helfers" beschrieben. Erst dann beginnt das Anlernen des eigentlichen Revierens, indem wir unseren Jagdhund vorerst immer auf ein Versteck senden, in welchem sich der Helfer befindet. Dort angekommen, darf der Jagdhund verbellen und erhält die Beute. Er lernt jetzt, dass in demjenigen Versteck, auf welches ihn sein Führer sendet, der Helfer steht. Das Versteck muss dabei abgewechselt werden, es kann einmal das erste, dann das fünfte, das vierte usw. sein.

Hat der Jagdhund nun gelernt, genau das Versteck, auf welches wir uns richten, anzunehmen, so können wir wie folgt weiterfahren:
- Mit dem beutetriebstarken Jagdhund üben wir vorerst ohne Schutzdiensthelfer die Streife nach zwei gegenüberliegenden Verstecken, indem wir den Vierbeiner in der Mitte anbinden oder ablegen und - für den Jagdhund gut sichtbar - um die beiden Verstecke rennen und hinter jedes „Wändli" ein „Beuteli", einen „Dummy" odereinen Tennisball hinwerfen. Dann lassen wir den Jagdhund mit dem Hörzeichen „Revier" oder „Voran" um das erste und dann das zweite Versteck laufen, wobei er jedes Mal die ausgelegte Beute bringen darf.
- Bei Tieren, welche besser auf Futter als auf die obenerwähnte Beutestücke ansprechen, spielen wir die vorgenannte Übung durch, indem wir Fleischstücke hinter den „Wändli" hinstecken, am besten auf kurze Pföstchen.
- Wenn der Jagdhund nun gelernt hat, auf unser besonderes Hörzeichen die Verstecke anzulaufen, müssen wir ihm mit dem „Zwangs- voran" klarmachen, dass er dies auch tun muss, wenn er genau weiß, wo sich der Helfer befindet. Dazu lassen wir den Helfer vor den Augen des Jagdhundes in ein Versteck verschwinden. Führer und Jagdhund postieren sich nahe des gegenüberliegenden, leeren Versteckes. Der Jagdhundeführer macht den Jagdhund auf das leere Versteck aufmerksam. Hat er dieses angenommen, wird er mit dem Hörzeichen zu diesem losgeschickt. Hat er es umgangen, ruft ihn der Führer mit „hier" oder „zurück" zu sich, lässt ihn sitzen und mit „zeig" zum bemannten Versteck eilen, wo er nach kurzem Bellen bestätigt wird.

In diesem Ausbildungsstadium sollte hinter dem leeren Versteck keine Belohnung mehr vorhanden sein, weil der Jagdhund ja lernen muss, dass seine Belohnung für das Anlaufen leerer Verstecke dann schließlich das Stellen, Verbellen und Beutemachen beim Helfer darstellt. Nur so erhalten wir ein rasches Revieren nach dem Helfer.

Reviert der Jagdhund flott und zielstrebig um ein leeres Versteck und läuft dann zum Verbellen, wobei er mit der Zeit zwischen dem leeren und dem Verbellversteck nicht mehr immer beim Führer sitzengelassen wird, sondern durchlaufen darf, so ist das Ziel für die erste Klasse der IPO erreicht.

Nun wird die Streife über sechs Verstecke in Angriff genommen, wobei wiederum zuerst mit Beuteobjekten oder Futter zu arbeiten und dann der Helfer mit dem „Zwangsvoran" einzubeziehen ist. Der Name „Zwangsvoran" kommt daher, dass jegliches Ausbrechen des Jagdhundes konsequent durch sofortiges Hinlegenlassen und nötigenfalls Schütteln an der Halskrause abgeblockt und der Jagdhund somit gezwungen wird, die befohlenen Verstecke anzulaufen und nicht auf direktem Weg zum Schutzdiensthelfer zu gehen. Ohne Zwang kann auch hier unser Ziel nicht erreicht werden.

Voraussetzung dazu ist, dass der Jagdhund das „Hinlegen auf Distanz" perfekt beherrscht. Ohne diese Voraussetzung sollte aber auch das Revieren nach dem Helfer gar nicht geübt werden!

Wenn der Jagdhund unter dem „Zwangsvoran" anfänglich die leeren Verstecke etwas „unfreudig" anläuft, ist dies kein Anlass zur Sorge. Rasch wird er begreifen, dass er über diese „Um-Wege" dann zu seinem Triebziel kommt, und die Streife immer rascher ausführen, wobei natürlich auch hier körperliche Kondition durch entsprechendes Lauftraining außerhalb des Schutzdienstes vorhanden sein muss.

Prüfungsbezogene Ausbildung - Jagdhund Ausbildungsplan
Nach erfolgreicher Aufbauarbeit nimmt die prüfungsbezogene Ausbildung je nach Ziel des Jagdhundeführers mehr und mehr überhand. Dazu gehören auch die Appellübungen wie das Abholen und Abrufen des Jagdhundes vom Piqueur, die Begleitung des Helfers beim Marschieren und das Folgen frei beim Jagdhundeführer in Anwesenheit des Helfers. Diese Gehorsamsübungen sind die hohe Schule der Unterordnung, wofür es auch einmal ein kräftiges Schütteln des Jagdhundes mehr leiden mag als in den Übrigen Disziplinen. Hüten wir uns aber davor, immer stur nach der Prüfungsordnung zu üben. Auch in dieser Phase soll der Jagdhund genügend Triebzielerfüllung erhalten und im Normalfall einmal pro Übungstag den Ärmel vom Platz tragen können.

Das Schutzverhalten im Ernstfall - Jagdhund Ausbildungsplan
Die Frage, ob der Jagdhund seinen Führer bei ernsthafter Bedrängung verteidigen würde, beschäftigt oft den Jagdhundehalter. Nun ist primär dazu zu sagen, dass diese Situation mit dem sportlichen Schutzdienst praktisch nichts zu tun hat. Es sind mehrere Beispiele bekannt, wo sonst sehr harmlose, nicht ausgebildete Tiere ihre Jagdhundehalter bei Überfällen ohne Beeinflussung verteidigten und den oder die Angreifer übel zurichteten. Dabei handelt es sich um ein vererbtes, praktisch nicht beeinflussbares Schutzverhalten, welches den Jagdhund sich zur Wehr setzen lässt, wenn Mitglieder seines Ersatzrudels in Bedrängnis geraten. Wichtigste Voraussetzung für dieses Schutzverhalten ist also ein gutes Verhältnis zwischen Jagdhund und Ersatzrudel und nicht irgend eine Ausbildung im sportlichen Schutzdienst. Es scheint mir wichtig, zur Aufklärung dieses noch weitverbreiteten Irrtums etwas beizutragen.

Ebenso möchte ich noch klarstellen, dass es beim sportlichen Schutzdienst-Training nicht darum geht, einen fortspringenden Zivilisten ohne Schutzanzug richtig zu fassen. Dies braucht der Privatmann auch nicht und wohl schon mancher Jagdhundesportler war darüber froh, dass sein Jagdhund nicht ernsthaft zubiss, wenn er mal einem Jogger nachrannte. Das muss nun wiederum aber nicht heissen, dass der gleiche Jagdhund sich und seinen Meister bei ernsthafter Bedingung nicht verteidigen würde, denn dort sieht die Situation wieder ganz anders aus. Es scheint mir aber doch richtig, gewissen Schutzhundeführern ihre Illusion vom „Polizeihund" einmal gründlich auszutreiben, denn jeder, der sich mit Diensthundeausbildung befasst, weiß genau, dass das Festhalten von Zivilpersonen besonders geübt werden muss.

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